Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b12 s0556.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Busen (zwischen Esthland und Finnland); südlicher liegt ein dritter großer Meerbusen, der Rigasche, von den Inseln Dagö und Ösel gedeckt. An der Südküste sind als eigentümliche Erscheinungen hervorzuheben die drei Haffe: das Kurische Haff von der Kurischen Nehrung, das Frische Haff von der Frischen Nehrung und das Stettiner Haff von den Inseln Usedom und Wollin von der O. geschieden, sowie vier Buchten: die Danziger Bucht mit der Putziger Wiek, die Pommersche Bucht mit dem Greifswalder Bodden, die Neustädter Bucht vor Lübeck und die Kieler Bucht. Von den ca. 250 Flüssen, welche sich in die O. ergießen, sind die namhaftesten: Trave, Oder, Persante, Wipper, Stolpe, Weichsel, Pregel und Memel (Niemen), aus Deutschland kommend; Windau, Düna, Narowa und Newa, aus Rußland; Torneå, Luleå, Piteå, Umeå und Dalelf, aus Schweden. Durch die Einmündung dieser Flüsse, von denen fünf zu den Hauptströmen Europas gehören, steigt das Seegebiet der O. auf ca. 12/3 Mill. qkm (30,000 QM.), welche dem größten Teil vom nördlichen Europa angehören, und dadurch vermittelt die O. den Verkehr dieser Länder mit dem Ozean und den ozeanischen Küstenländern. Außer durch die oben genannten Straßen steht die O. auch durch den Eiderkanal mit der Nordsee in Verbindung, und der Bau eines Nordostseekanals (von Kiel zur Elbemündung) hat begonnen; in gleicher Weise verbindet der Götakanal vermittelst der Seen und Flüsse Südschwedens beide Meere. Von den Inseln in der O. sind die bedeutendsten: im W. die unter dänischer Herrschaft stehenden, an den Straßen zum Kattegat, Seeland, Fünen, Falster, Laaland etc., weiter östlich Bornholm; ferner das preußische Rügen, die schwedischen Inseln Öland und Gotland, die zu Rußland gehörenden Alandsinseln, Ösel und Dagö. Die Küsten Schwedens und Finnlands sind außerdem von zahllosen Klippeninseln, sogen. Schären (Skären), umsäumt. Im übrigen sind die nördlichen Küsten der O. meist felsig und steil, während die südlichen fast durchgängig flach und sandig erscheinen. An der Küste von Schonen und Norddeutschland hat seit Jahrhunderten eine Senkung stattgefunden, während an der Küste von Finnland und der schwedischen Seite des Bottnischen Busens eine Hebung beobachtet ist. Die wichtigsten Handelshäfen an der O. sind in Dänemark: Kopenhagen; in Deutschland: Flensburg, Schleswig, Kiel, Lübeck, Rostock, Stralsund, Stettin, Swinemünde, Danzig, Elbing, Königsberg mit Pillau und Memel; in Rußland: Libau, Riga, Reval, Narwa, Kronstadt (Petersburg) und Helsingfors-Sweaborg; in Schweden: Stockholm, Karlskrona und Ystad. Vgl. v. Etzel, Die O. (3. Aufl., Leipz. 1874); „Die Expedition zur physikalischen, chemischen und biologischen Erforschung der O.“ (Berl. 1873); Ackermann, Beiträge zur physikalischen Geographie der O. (Hamb. 1883).

Ostseeprovinzen, die drei längs der Ostsee gelegenen russ. Gouvernements Kurland, Livland und Esthland (s. Karte bei Art. „Livland“).

Ostsibirien, russ. Generalgouvernement in Sibirien, umfaßt das Ostsibirische Küstengebiet, die Amurprovinz und das Gebiet Transbaikalien, mit einem Areal von 2,963,773 qkm (53,826 QM.) und (1883) 648,633 Einw. In Klima und Produktion weicht O. von Sibirien westlich des Jenissei stark ab, nur der Südrand ist ertrags- und kulturfähig. Weiteres s. Sibirien und die einzelnen Provinzen.

Ostsibirisches Küstengebiet, der östlichste Teil des russ. Generalgouvernements Ostsibirien, reicht von der Grenze von Korea im S. bis zur Nordspitze Asiens (411/2–76° nördl. Br.), hat seine größte Breite am Unterlauf des Amur wie nördlich von Kamtschatka und schrumpft zwischen Udski im S. und Ochotsk im N. auf einen wenige Meilen breiten Strich Landes zusammen. Das Gebiet umfaßt 1,890,677 qkm (34,337 QM.) mit (1883) 81,000 Einw. Im Südkreis Ussuri schließt es ein kulturfähiges und für Rußland strategisch wichtiges Gebiet ein. Das ganze Küstengebiet erhält durch den Gebirgszug Sichota-Alin und das Stanowoigebirge, westlich vom Ochotskischen Meer, bergigen Charakter. Der Süden namentlich ist wasserreich, jedoch mit beschränkter Schiffbarkeit der Flüsse; Sungatsch, Snifon, Ussuri, Seltschun, im hohen Norden der Anadyr sind die namhaftesten. Der nördliche Teil des Gebiets hat äußerst niedrige Temperatur; dem mittlern kommt eine Jahrestemperatur von −2,5 bis −1,9° C. zu, dem Süden dagegen eine solche von +6° C. Dem Norden sind niedrige Nadelholzbestände, dem mittlern Teil dichter Nadelholz-, dem Süden Laubhochwald eigen. Getreidebau beeinträchtigt selbst im mittlern Teil der früh eintretende Winter, erst der äußerste Süden hat längere und heiße Sommer; hier gedeihen Weizen, Roggen und Hirse. Das Mineralreich liefert Steinkohlen, Silber, Blei, Eisen. Goldwäschereien sind am westlichen Abhang des Sichota-Alin sowie im Küstengebiet des Ochotskischen Meers, etwa 150 km von der Mündung des Amgunj; doch ist die Produktion nicht bedeutend. Das Südussuriland ist reich an Pelztieren, Zobeln, Füchsen, Waschbären, Eichhörnchen etc., auch an Elentieren, Ziegen, Fasanen, Enten etc. Die eingebornen Bewohner des Ussurilandes sind die Orotschen (s. d.), Russen (1881: 2904); Mansen und Koreaner (1881: 585) trifft man als Kolonisten. Die Chunchusen sind räuberische Chinesen, die hier ihr Unwesen treiben. Das Gebiet, seit 1857 unter einen Gouverneur gestellt, der zugleich Admiral der Flotte und Befehlshaber der Truppen ist, zerfällt in sechs Kreise: Ajan, Nikolajewsk, Ochotsk, Petropawlowsk, Sophiisk und Wladiwostok. Den rauhen, fast unbewohnten Norden und Kamtschatka besetzte Rußland schon 1696 unter Peter d. Gr., das (früher zur Mandschurei gehörige) Ussuriland erwarb es erst 1859 von China. Vgl. „Russische Revue“, Bd. 17, S. 345 ff.: „Das Südussuriland“.

Ostspitzbergenmeer, s. Barentssee.

Oststernberg, Kreis im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt (s. d.). Das Landratsamt befindet sich in Zielenzig.

Ostturkistan, Land, s. Turkistan.

Ostung, s. Orientieren.

Ostuni, Stadt in der ital. Provinz Lecce, Kreis Brindisi, an der Eisenbahn Ancona-Brindisi, hat eine schöne Kirche (von 1435), eine technische Schule, Oliven- und Mandelbau und (1881) 15,199 Einw.

Östvaagö, Insel, s. Lofoten.

Ostwind, s. Morgenwind.

Osūna, Bezirksstadt in der span. Provinz Sevilla, in olivenreicher Ebene, an der Eisenbahn Utrera-Roda, hat eine gotische Kollegiatkirche, ein großes Schloß (Stammsitz der Herzöge von O.), mehrere Klöster, ein Kollegium, Seiden-, Leinwand-, Espartowaren- und Lederfabrikation und (1878) 17,211 Einw.

Osūna, Don Pedro Tellez y Giron, Herzog von, span. Staatsmann, geb. 1579 zu Valladolid, kam 1581 mit seinem Großvater nach Neapel, wo derselbe Vizekönig wurde, kehrte 1588 nach Spanien zurück, studierte in Salamanca und kam sodann an Philipps II. Hof, fiel aber bei demselben wegen seiner Sarkasmen in Ungnade und ward nach Saragossa

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0556.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2022)
OSZAR »