verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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1825 diese Würden zurück. 1828 ward er Regierungspräsident in Augsburg und 1831 Minister des Innern. Er legte zwar ein liberales politisches Glaubensbekenntnis ab, doch entsprach seine Verwaltung den hierauf gegründeten Erwartungen nicht. Auf dem Landtag von 1837 geriet er in Zwiespalt mit dem Finanzminister wegen Verwendung der finanziellen Ersparnisse und erhielt infolgedessen seine Entlassung aus dem Ministerium; zugleich verzichtete er auf seine Stelle als Staatsrat, Generalkommissar und Regierungspräsident, gab seine sämtlichen Orden zurück und behielt nur sein Kronobersthofmeisteramt und seinen Sitz im Reichsrat. 1840 ward er durch die Angriffe, die er im Landtag vom Minister v. Abel erfuhr, in ein Duell mit letzterm verwickelt und 1846 als außerordentlicher Gesandter nach Paris geschickt, kehrte aber nach dem Sturz des Ministeriums Abel im Frühling 1847 nach München zurück und bildete Ende November eine neue Verwaltung, welche die Gegner das „Lola-Ministerium“ nannten, und in der Ö. selbst das Ministerium des königlichen Hauses, des Äußern und des Innern für Schul- und Kirchenangelegenheiten übernahm, wurde aber 12. März 1848 seines Ministeriums enthoben. Im Sommer 1849 legte er sein Kronobersthofmeisteramt nieder und bewarb sich um eine Stelle in der Abgeordnetenkammer, der er seitdem als ein Wortführer der Opposition angehörte, bis ihn seine zerrütteten Vermögensverhältnisse 1862 zwangen, vollständig aus dem öffentlichen Leben zu scheiden. Nach einer ziemlich langen Schuldhaft begab sich Ö. in die Schweiz, wo er in der Nähe von Luzern lebte und 22. Juni 1870 starb.
Öttingen, 1) Alexander von, Theolog und Statistiker, geb. 24. Dez. 1827 in Livland auf dem elterlichen Rittergut Wissust, widmete sich zu Dorpat von 1845 bis 1849 dem Studium der Theologie, dann in Berlin, Erlangen, Bonn und Rostock dem der orientalischen Sprachen und der Philosophie. Hierauf habilitierte er sich 1854 als Privatdozent in Dorpat und ward 1856 außerordentlicher, 1857 ordentlicher Professor in der theologischen Fakultät. In demselben Jahr begründete er die „Dorpater Zeitschrift für Theologie und Kirche“. Öttingens Hauptwerk ist: „Die Moralstatistik in ihrer Bedeutung für eine Sozialethik“ (Erlang. 1869–74, 2 Tle.; 3. Aufl. 1882). Ferner schrieb er: „Antiultramontana“ (Erlang. 1876); „Wahre und falsche Autorität mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeitverhältnisse“ (Leipz. 1878); „Zur Inspirationsfrage“ (Riga 1878); „Obligatorische und fakultative Zivilehe“ (Leipz. 1881); „Über akuten und chronischen Selbstmord“ (Dorpat 1881); „Christliche Religionslehre auf reichsgeschichtlicher Grundlage“ (Erlang. 1885); „Was heißt christlich-sozial?“ (Leipz. 1886). Außerdem gab er Hippels „Lebensläufe“ (Leipz. 1878) und Goethes „Faust“ (mit Erläuterungen, Erlang. 1880) heraus.
2) Arthur von, Physiker und Musiktheoretiker, geb. 28. (16.) März 1836 zu Dorpat, studierte 1853–1858 daselbst sowie 1859–62 noch in Berlin Physik, Physiologie und Mathematik, habilitierte sich 1863 als Dozent der Physik in Dorpat und wurde 1865 zum außerordentlichen, 1866 zum ordentlichen Professor ernannt. Seit 1877 ist er korrespondierendes Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften. Ö. veröffentlichte verschiedene wertvolle physikalische Abhandlungen über „Die Korrektion der Thermometer, insbesondere über Bessels Kalibriermethode“, über „Elektrische Entladungen“ und über „Mechanische Wärmetheorie“ (in Poggendorffs und Wiedemanns „Annalen“); ferner „Meteorologische Beobachtungen, in Dorpat angestellt, mit kritischen Abhandlungen“ und „Über einen neukonstruierten Windkomponenten-Integrator“ (im „Repertorium für Meteorologie“). Sein musiktheoretisches Werk: „Harmoniesystem in dualer Entwickelung“ (Dorpat 1866) ist von hoher Bedeutung für die Weiterentwickelung der Harmonielehre, da Ö. dem schon von ältern Theoretikern (Zarlino, Tartini) aufgestellten, von Moritz Hauptmann sozusagen neuerfundenen und mit Nachdruck zur Geltung gebrachten Dualismus der harmonischen Auffassung (Mollkonsonanz und Durkonsonanz, als polare Gegensätze gedacht) eine wissenschaftliche Basis gab und denselben konsequent weiter entwickelte.
Öttinger, Eduard Maria, Schriftsteller, geb. 19. Nov. 1808 zu Breslau, lebte als Journalist in Wien, München, Berlin, Mannheim, dann längere Jahre in Leipzig, wo er 1842–52 den „Charivari“ und 1843–49 den „Narrenalmanach“ herausgab. Seit 1852 in Paris und Brüssel wohnhaft, ließ er sich endlich (1860) dauernd in Blasewitz bei Dresden nieder, wo er 26. Juni 1872 starb. Ö. schrieb zahlreiche Romane und Novellen, besonders des satirisch-humoristischen Genres, unter denen wir „Onkel Zebra“ (Leipz. 1846), „Rossini“ (das. 1847), „Sophie Arnould“ (das. 1847), „Potsdam und Sanssouci“ (das. 1848), „König Jérôme Napoléon und sein Capri“ (Dresd. 1852, 3 Bde.), „Ein Dolch, oder Robespierre und seine Zeit“ (3. Aufl., Leipz. 1862) und „Die nordische Semiramis“ (Berl. 1863, 6 Bde.) als die gelesensten nennen. Den meisten poetischen Wert haben die „Venezianischen Nächte“ (Leipz. 1846). Von seinen übrigen Schriften verdienen Erwähnung die Gedichtsammlungen: „Buch der Liebe“ (Berl. 1832; 5. Aufl., Leipz. 1850) und „Neues Buch der Liebe“ (Dresd. 1852) und seine bibliographischen Arbeiten: „Historisches Archiv“ (Karlsr. 1841); „Bibliotheca Shahiludii“, Bibliographie des Schachspiels (Leipz. 1844); „Iconographia Mariana“, Litteratur der wunderthätigen Madonnenbilder (das. 1852), und „Bibliographie biographique“ (das. 1850; 2. Aufl., Brüssel 1854); endlich seine „Geschichte des dänischen Hofs von Christian VIII. bis Friedrich VII.“ (Hamb. 1857–59, 8 Bde.) und das biographische Datenlexikon „Moniteur des dates“ (Dresd. 1866–68, 6 Bde.; bis 1878 fortgesetzt von Schramm).
Ottmachau, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Grottkau, an der Neiße und der Linie Kosel-Kamenz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen, eine große Mahlmühle, Knochenstampfe und (1885) 3768 meist kath. Einwohner. Dabei das Gut O., mit dem W. v. Humboldt 1818 für seine Verdienste dotiert ward O. erhielt 1347 deutsches Stadtrecht.
Otto, s. Rosenöl.
Otto (Odo, Otho, Udo, Audo), deutscher Name (v. altd. ot, Gut, also s. v. w. Herr von Besitztum). Die merkwürdigsten Träger desselben sind:
[Römisch-deutsche Kaiser.] 1) O. I., der Große, Sohn des deutschen Königs Heinrich I. und dessen zweiter Gemahlin, Mathilde, geb. 23. Nov. 912, wurde noch bei seines Vaters Lebzeiten, mit Übergehung seines ältern Bruders Thankmar, zum Nachfolger bestimmt und 8. Aug. 936 zu Aachen von den Vertretern aller deutschen Stämme gewählt und vom Erzbischof von Mainz gekrönt. Entschieden in seinem Wollen, kühn und ausdauernd im Handeln, von imponierender Gestalt und gewandt in ritterlichen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 562. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0562.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2024)