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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Herzogs Wladislaw Hermann, ward dann Kaplan des Kaisers Heinrich IV. und 1102 Bischof von Bamberg. Er pflegte die Wissenschaften und stiftete mehrere Klöster, in denen sie eifrig betrieben wurden; drei Mönche (Ebo, Herbord und ein ungenannter Prieflinger Mönch) haben Ottos Leben beschrieben (bei Jaffé, „Bibliotheca rerum germanicarum“, Bd. 5, und Pertz, „Monumenta“, Bd. 12 u. 20). Bei den Verhandlungen zwischen dem Kaiser Heinrich V. und dem Papst leistete O. ersterm wichtige Dienste. 1123 vom Herzog Boleslaw III. von Polen zur Bekehrung der unterworfenen Pommern berufen, unternahm er (1124 und 1127) zwei erfolgreiche Missionsreisen zu denselben. Er starb 30. Juni 1139 in Bamberg und ward 1189 kanonisiert. Sein Gedächtnistag ist der 2. Juli. Vgl. Hoffmann, Otho I. episcopus Babenbergensis (Halle 1869); Zimmermann, O., Bischof von Bamberg (Freiburg 1875); Seefried, Ottos des Heiligen Herkunft und Heimat (Augsb. 1880).

Otto, 1) Ernst Julius, Männergesangskomponist, geb. 1. Sept. 1804 zu Königstein in Sachsen, besuchte die Kreuzschule zu Dresden und erhielt hier durch den Kantor C. E. Weinlig den ersten Unterricht in der Komposition, den er nachmals bei Fr. Uber fortsetzte. Durch den Beifall, den mehrere seiner Motetten fanden, aufgemuntert, machte O. die Musik zu seinem Hauptstudium und vollendete seine künstlerische Ausbildung 1822–25 in Leipzig unter Leitung von Schicht und C. Th. Weinlig. Dann wurde er Gesanglehrer an dem Blochmannschen Institut in Dresden und 1830 Kantor an der Kreuzkirche daselbst, welche Stelle er bis kurz vor seinem 5. März 1877 erfolgten Tod bekleidete. Eine lange Reihe von Jahren fungierte er auch als Musikdirektor an den übrigen evangelischen Hauptkirche Dresdens sowie als Liedermeister der Dresdener Liedertafel. Von Ottos spätern Werken sind hervorzuheben die Oratorien: „Des Heilands letzte Worte“, „Die Feier der Erlösten am Grab Jesu“ und „Hiob“ (Text von Mosen); ferner eine Huldigungskantate, ein Tedeum, einige Messen und die Opern: „Das Schloß am Rhein“ und „Der Schlosser von Augsburg“. Am bekanntesten aber wurde sein Name durch seine Kompositionen für Männerchor: die Cyklen „Der Sängersaal“, „Burschenfahrten“, „Gesellenfahrten“, „Soldatenleben“; ferner die Musik zu Fr. Hofmanns „Kinderfesten“ und die Liedertafeloperette „Die Mordgrundbruck bei Dresden“. Auch die vielbändige Männerchor-Liedersammlung „Ernst und Scherz“ enthält zahlreiche Werke von O. Mit J. Schladebach gab er die Zeitschrift für deutschen Männergesang: „Teutonia“ (Schleusing. 1846–49) heraus. 1887 wurde ihm in seiner Vaterstadt ein Denkmal errichtet.

2) Friedrich Julius, Chemiker, geb. 8. Jan. 1809 zu Großenhain in Sachsen, erlernte dort die Pharmazie, studierte 1829–30 in Jena Pharmazie und Chemie, ward nach 1830 Lehrer der Chemie bei Nathusius in Althaldensleben, ging 1833 als Chemiker für die zu errichtende landwirtschaftliche Lehranstalt nach Braunschweig, ward daselbst 1834 Assessor für die pharmazeutischen Angelegenheiten des Obersanitätskollegiums, 1835 Professor der Chemie am Carolinum und 1866 Direktor dieses Instituts. Er starb 13. Jan. 1870. O. schrieb unter anderm: „Lehrbuch der rationellen Praxis der landwirtschaftlichen Gewerbe“ (Braunschw. 1838, 6. Aufl. 1865–1867, 2 Bde.; 7. bedeutend erweiterte Auflage, hrsg. von Birnbaum u. a. 1875–84, 14 Bde.); „Lehrbuch der Essigfabrikation“ (das. 1840, 2. Aufl. 1857); „Lehrbuch der Chemie“ (anfänglich auf Grundlage von Grahams „Elements of chemistry“, das. 1840; später 5 Bde., von verschiedenen Bearbeitern, mehrfach aufgelegt) und „Anleitung zur Ausmittelung der Gifte“ (6. Aufl., das. 1884). Für Bolleys „Handbuch der chemischen Technologie“ schrieb er: „Die Bierbrauerei, Branntweinbrennerei und Likörfabrikation“ (Braunschw. 1865) und „Die Essig-, Zucker- und Stärkefabrikation“ (das. 1868).

3) Johann Karl Theodor, Ritter von, protest. Theolog, geb. 4. Okt. 1816 zu Jena, habilitierte sich 1844 in der dortigen theologischen Fakultät, wurde 1848 zum außerordentlichen Professor ernannt, folgte aber 1851 einem Ruf nach Wien als ordentlicher Professor der Kirchengeschichte und wurde 1871 in den erblichen österreichischen Ritterstand erhoben. 1887 trat er in den Ruhestand. Sein Hauptwerk ist das „Corpus Apologetarum christianorum saeculi secundi“ (Jena 1842–72, 9 Bde.; 3. Aufl. 1876–81); sonst schrieb er: „De Justini Martyris scriptis et doctrina“ (das. 1841); „De Epistola ad Diognetum“ (das. 1845; 2. Aufl., Leipz. 1852); „Zur Charakteristik des Justinus Martyr“ (Wien 1852); „Des Patriarchen Gennadios von Konstantinopel Konfession, kritisch untersucht und herausgegeben“ (das. 1864); „De gradibus in theologia“ (das. 1871). Als Mitbegründer und Präsident der Gesellschaft für die Geschichte des Protestantismus in Österreich gibt er seit 1880 deren „Jahrbuch“ heraus.

4) (Otto-Peters) Luise, Schriftstellerin, geb. 26. März 1819 zu Meißen, fühlte sich von Jugend auf von Begeisterung für den Fortschritt in Politik und Kultur erfüllt und schrieb in diesem Sinn die Novellen „Aus der neuen Zeit“ (Leipz. 1845), den Roman „Schloß und Fabrik“ (2. Aufl., das. 1869) und die Gedichtsammlungen: „Lieder eines deutschen Mädchens“ (das. 1847) und „Westwärts“ (das. 1849). Nachdem sie 1849–52 eine „Frauenzeitung für höhere weibliche Interessen“ herausgegeben, vermählte sie sich 1858 mit dem Schriftsteller August Peters (pseudonym Elfried von Taura) in Leipzig, mit dem sie bis zu seinem Tod (1864) die „Mitteldeutsche Volkszeitung“ herausgab, und gründete 1865 den Allgemeinen deutschen Frauenverein, dessen Organ „Neue Bahnen“ (Leipzig, seit 1866) sie mit Auguste Schmidt in Leipzig gemeinschaftlich noch heute redigiert. Von ihren zahlreichen übrigen Romanen und Novellen ist „Nürnberg“ (3. Ausg., Norden 1883) hervorzuheben. Eine dritte Sammlung von „Gedichten“ erschien 1868. Außerdem schrieb sie: „Die Mission der Kunst“ (Brem. 1862); „Der Genius des Hauses“ (Wien 1868); „Der Genius der Natur“ (das. 1871); „Frauenleben im Deutschen Reich“ (1876) u. a.

5) Martin Paul, Bildhauer, geb. 3. Aug. 1846 zu Berlin, bildete sich auf der dortigen Kunstakademie und schloß sich der naturalistischen Richtung von R. Begas an. Nachdem er 1872 auf der Kunstausstellung mit einer Gruppe: Faun und Nymphe, debütiert, gewann er 1873 einen Preis in der Konkurrenz um ein Tegetthoff-Denkmal, welcher ihm eine Reise nach Italien ermöglichte, wo er sich, durch Stipendien und mehrere Aufträge unterstützt, bis 1885 in Rom aufhielt. Dort entstanden neben zahlreichen Porträtbüsten die Gruppen: Kentaur und Nymphe (1874), Leda und Jupiter (1876), das Marmordenkmal Wilhelm v. Humboldts für Berlin, ein Entwurf für das Denkmal Viktor Emanuels in Rom und die polychrom behandelte Marmorfigur einer Vestalin (Berliner Nationalgalerie). In der Konkurrenz um ein Luther-Denkmal für Berlin erhielt er den ersten Preis und den Auftrag der Ausführung. Seine

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 566. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0566.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2024)
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