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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

worin die Könige den Protestanten freie Religionsübung bewilligten. Pacifizieren, Frieden stiften, in den Stand des Friedens zurückführen.

Pacini (spr. -tschīni), 1) Giovanni, ital. Opernkomponist, geb. 17. Febr. 1796 zu Catania, Schüler von Marchesi und Mattei in Bologna und Furlanetto in Venedig, debütierte 1813 mit der Oper „Annetta e Lucindo“ in Mailand, schrieb dann in den nächsten Jahrzehnten eine große Reihe andrer für die ersten Bühnen Italiens, gab aber nach einem Mißerfolg am Fenicetheater in Venedig die dramatische Komposition längere Zeit ganz auf und errichtete eine Musikschule in Viareggio, die zu großer Blüte gelangte (später in Lucca). Er starb 6. Dez. 1867 in Pescia. Seine besten Opern, deren er im ganzen ca. 80 geschrieben hat, sind: „Saffo“ (1841), „Medea“ (1843), „La regina di Cipro“ (1846) und „Niccolò de’ Lapi“ (1873 aufgeführt). Außerdem schrieb P. 35 Oratorien und Kantaten, viele Messen etc. und war auch als Musikschriftsteller thätig. Interessant ist seine Autobiographie: „Le mie memorie artistiche“ (1865; zu Ende geführt von Cicconetti, 1875).

2) Filippo, Anatom, geb. 25. Mai 1812 zu Pistoja, studierte in Florenz und Pisa, dozierte dann über 40 Jahre in der medizinischen Fakultät zu Florenz und starb 9. Jan. 1883 daselbst. Er entdeckte 1835 die nach ihm benannten, aber schon von Vater aufgefundenen Nervenendigungen (s. Haut, S. 232).

Pacinottischer Ring, der von Pacinotti angegebene, in der Grammeschen Ringmaschine zuerst angewandte eiserne Ring mit 78 Drahtspiralen; s. Magnetelektrische Maschinen, S. 78.

Paciszieren (lat.), einen Vergleich eingehen; Paciszenten, die dabei beteiligten Parteien.

Pack, in England Gewicht für Wolle, = 240 Pfd. Avoirdupois = 108,862 kg; für Leinen- oder Hanfgarn à 3–6 Bundles à 200 Leas oder 60,000 Yards.

Pack, Otto von, Rat des Herzogs Georg von Sachsen, der wegen verschiedener zweideutiger Handlungen behufs Geldgewinnung in Untersuchung gewesen und entlassen worden war, machte 1527 dem Landgrafen Philipp von Hessen die Anzeige von einem geheimen Bündnis, das König Ferdinand, Herzog Georg und andre katholische Stände 12. Mai 1527 in Breslau zur Vernichtung des Protestantismus und der ihm anhangenden Fürsten, namentlich des Kurfürsten von Sachsen und Philipps selbst, geschlossen hätten. Der Landgraf reiste sogleich nach Dresden, und hier zeigte ihm P. 18. Febr. 1528 eine Kopie des Vertrags. Ohne sich erst der Echtheit dieser Urkunde zu vergewissern, rüsteten sich Philipp und der Kurfürst sofort zur Abwehr; aber auf Luthers Rat gingen sie die von P. beschuldigten Fürsten erst um Aufklärung über die Packsche Anklage an. Diese leugneten die Existenz des Breslauer Bündnisses u. verlangten gerichtliche Untersuchung gegen den falschen Angeber. Hierdurch sah sich der Landgraf genötigt, P. zu nennen. Derselbe wurde in Kassel einem Verhör (aber ohne Folter) unterworfen, wobei sich einige seiner Angaben als falsch erwiesen; jedoch konnte er nicht zum Widerruf seiner Aussage, daß er die Originalurkunde mit den Siegeln der Fürsten in Händen gehabt, gebracht werden; Philipp beharrte daher bei seinem Verdacht und erzwang durch Vermittelung von Pfalz und Trier eine Geldentschädigung von Kurmainz und Bamberg für seine Rüstungen. P. entfloh in die Niederlande, wurde aber hier nach mehrjährigem Abenteurerleben auf Herzog Georgs Betrieb verhaftet und 1537 hingerichtet. Die Packschen Händel hatten aber eine Gereiztheit und Verbitterung auf beiden Seiten, auch beim Kaiser, hervorgebracht, welche lange nachwirkten. Vgl. Ehses, Geschichte der Packschen Händel (Freiburg 1881); gegen diese ultramontane Schrift: H. Schwarz, Landgraf Philipp und die Packschen Händel (Leipz. 1884), dazu Ehses, Landgraf Philipp von Hessen und Otto v. P., eine Entgegnung (Freiburg 1886).

Packa, Getreidemaß, s. Markal.

Packeis, in den Polarmeeren das zu großen Massen zusammengehäufte Treibeis. Vgl. Polareis.

Packēt…, s. Paket…

Packhof, s. v. w. Entrepot, Lagerhaus (s. d. und Zollniederlagen).

Packlage, s. Straßenbau.

Packmaschine (Packpresse), Maschine zum Zusammenpressen verschiedener zu verpackender Gegenstände, wie Heu, Baumwolle, Wolle, Garne (Garnpresse, Bündelpresse), Gewebe etc. Die Konstruktion dieser Pressen ist, besonders nach der Größe des erforderlichen Drucks, sehr verschieden. Gewöhnlich bestehen sie aus einem Kasten mit starkem Boden, in welchen die Waren gelegt, mit einer geeigneten Platte bedeckt und durch einen Hebel (Hebelpresse) oder einen Kniehebel (Kniehebelpresse) oder die Kraft einer hinabgehenden Schraubenspindel (Schraubenpresse), häufig auch, bei umgekehrter Lage des Preßkastens, durch den aufsteigenden Druckklotz einer hydraulischen Presse oder durch eine gezahnte Stange, die man, wie bei einer Wagenwinde, mit einem Getriebe verbindet und durch eine Kurbel bewegt, zusammengedrückt werden. Zum Zusammenbinden der gepreßten Bündel werden die dazu dienlichen Schnüre in vertikale Schlitze des Preßgestells gelegt und festgebunden, solange die Pakete etc. noch unter dem Druck der Presse stehen.

Packung, in der Maschinentechnik, s. Stopfbüchse und Liderung.

Packwerk, s. Wasserbau.

Pacotille, s. Pakotille.

Pacta (lat.), Verträge; z. B. P. conventa („abgeschlossene Verträge“), die Übereinkommen, welche der König von Polen vor seiner Wahl mit den Ständen abzuschließen genötigt war; P. dotalia, Ehepakten; P. familiae, Familienhausverträge.

Pactum (lat., Pakt), Vertrag.

Pacuvĭus, Marcus, röm. Tragiker, geb. 220 v. Chr. zu Brundisium, Schwestersohn und Schüler des Ennius, lebte meist in Rom, wo er als Maler und tragischer Dichter seinen Unterhalt erwarb; starb um 130 in Tarent. Er bildete meist griechische Tragödien (besonders von Sophokles und Euripides) frei nach, daneben bearbeitete er vaterländische Stoffe (praetextae) und ward durch sein Pathos und die kräftige, bilderreiche Sprache Schöpfer des tragischen (d. h. vorwiegend rhetorisch gefärbten) Stils in der römischen Litteratur (Sammlung der Fragmente in Ribbecks „Tragicorum romanorum fragmenta“, Leipz. 1871). Vgl. Ribbeck, Die römische Tragödie (Leipz. 1875).

Pacy (spr. paßi), Städtchen im franz. Departement Eure, Arrondissement Evreux, an der Eure, mit (1881) 1773 Einw.; hier 5. Okt. 1870 Gefecht des preußischen Generals v. Bredow gegen französische Truppen.

Pädagōg (griech., „Knabenführer“), bei den Griechen und Römern Begleiter und Aufseher der Knaben, meist ein gebildeter Sklave, der manchmal auch als Lehrer fungierte; jetzt allgemein s. v. w. Erzieher.

Pädagōgik (griech.), der Wortbedeutung nach die „Kunst oder Wissenschaft des Pädagogen (s. d.), d. h. der Knabenführung“, „Knabenerziehung“; nach dem jetzt gewöhnlichen Sinn des Worts die gesamte Erziehungslehre,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 597. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0597.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2022)
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