verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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Pagat (Bagat), eine Trumpfkarte im Tarockspiel (mit I bezeichnet).
Page (franz., spr. pahsche, v. ital. paggio), Edelknabe. Schon bei den Römern war es Sitte, schöne, reichgekleidete Knaben zur Bedienung im Haus zu halten, welche unter der Aufsicht alter gedienter Soldaten oder Sklaven, später in besondern Anstalten (Pädagogien) erzogen wurden und deshalb den Namen paedagogianus puer führten, woraus das Wort P. entstanden ist. Von den Römern bürgerte sich der Brauch, Pagen zu halten, an den andern Höfen ein. Als das Ritterwesen sich zu einer geschlossenen, zunftartigen Form ausbildete, erhielten die Pagen den Rang von Lehrlingen, und zwar mußte jeder, um einst die Ritterwürde zu erlangen, die Pagenlaufbahn betreten. Sobald er das siebente Jahr erreichte, wurde er durch mannhafte Erziehung an einem Hof oder in einer Ritterburg vorbereitet „zu Schimpf und Ernst“. Des Pagen Verrichtungen waren die eines gewöhnlichen Dieners, weshalb er auch in Frankreich varlet (valet) hieß; er begleitete seinen Gebieter auf der Jagd wie auf Reisen, richtete seine Botschaften aus, bediente ihn bei Tafel und übte dabei besonders das Mundschenkenamt. Den Damen war es vorbehalten, die Pagen im Katechismus, in den hergebrachten Höflichkeitsformen und in der Verehrung Gottes und der Damen zu unterrichten. Mit der Erhebung zum Schildknappen (s. Knappe) wurde der Jüngling, meist im 14.–18. Lebensjahr, wehrhaft gemacht. Vom Dreißigjährigen Krieg ab finden sich Pagen nur noch vereinzelt an fürstlichen Höfen. Die sogen. Leibpagen treten nach Ablauf ihrer Dienstzeit meist als wirkliche Kammerherren ein. Die hier und da noch bestehenden Pageninstitute (Pageries) mit einem Pagenhofmeister an der Spitze kommen mit den sogen. Ritterakademien ziemlich überein. Am deutschen Kaiserhof fungieren bei Feierlichkeiten Lichterfelder Kadetten in Pagenuniform.
Pageien, kurze Ruder zur Fortbewegung von Booten in engem Fahrwasser, wobei die Dollen als Stützpunkte nicht benutzt werden; dann auch diese Art der Bootsbewegung.
Pagenkorps, Militärbildungsanstalt mit 150 Internen in Petersburg, welches Söhnen verdienter Männer Erziehung und Ausbildung gibt und speziell für den Dienst in der Garde vorbereitet.
Pagenstecher, 1) Heinrich Alexander, Zoolog, geb. 18. März 1825 zu Elberfeld, studierte seit 1842 in Göttingen, Heidelberg, Berlin und Paris Medizin und praktizierte 1848 und 1849 in Obersalzbrunn, dann in Barmen als Arzt. 1856 habilitierte er sich als Privatdozent in der medizinischen Fakultät zu Heidelberg, speziell für Geburtshilfe, entsagte aber dieser Disziplin infolge einer Verletzung der linken Hand, widmete sich zootomischen Studien, wurde nach Bronns Tod 1862 dessen Nachfolger und 1882 Direktor des naturhistorischen Museums in Hamburg. Seine wissenschaftlichen Arbeiten bezogen sich auf die verschiedensten Teile der Tierwelt, vorzugsweise auf parasitische Würmer und Milben, niedere Seetiere (mit Leuckart), Perlenbildung etc. Er schrieb: „Beiträge zur Anatomie der Milben“ (Leipz. 1860 u. 1861, 2 Hefte); „Die Trichinen“ (das. 1865); „Die Insel Mallorca“ (das. 1867); „Allgemeine Zoologie“ (Berl. 1875–81, 4 Bde.) u. a.
2) Alexander, Augenarzt, geb. 21. April 1828, studierte seit 1846 in Gießen, Heidelberg und Würzburg und bildete sich dann in Paris, London und namentlich in Berlin unter Gräfe in der Augenheilkunde aus. Er gründete 1857 in Wiesbaden eine Augenheilanstalt, welche bald von Patienten aus allen Gegenden der Welt sowie des Studiums halber auch von Ärzten besucht wurde. Die von Arnold, P. und Sämisch herausgegebenen „Klinischen Beobachtungen aus der Augenheilanstalt zu Wiesbaden“ bekunden im Verein mit andern Veröffentlichungen die ungemein lebhafte Thätigkeit in der Anstalt. P. beschäftigte sich vorzugsweise mit Erörterung der Lehre von der sympathischen Entzündung des Auges, mit der Frage über die Anzeichen zur Ausschälung des Augapfels sowie mit der Lehre vom sogen. grünen Star, namentlich auch mit der Extraktion der Linse, für deren operative Entfernung zugleich mit der Linsenkapsel er selbst eine besondere Befähigung zeigte. Er starb 31. Dez. 1879.
Pages Flüssigkeit, s. Brunieren.
Pagi, Anton, kath. Kirchenhistoriker, geb. 1624 in der Provence, trat in den Franziskanerorden, in welchem er viermal die Stellung eines Provinzials bekleidete. Seine „Critica historico-theologica in universos annales ecclesiasticos em. et rev. Caesaris Card. Baronii“, von der 1689 zu Paris der erste Band erschien, hat nach seinem Tod (1699 zu Aix) sein Neffe Franz P. (geb. 1659), ebenfalls Franziskaner, vollendet (Antwerp. 1705, 2 Bde.) und in verbesserter Gestalt neu herausgegeben (das. 1724, 4 Bde.). Derselbe (gest. 1721 zu Gent) verfaßte auch eine bis 1447 reichende Papstgeschichte, betitelt: „Breviarium historico-chronologico-criticum“ (das. 1717–27, 4 Bde.).
Pagĭna (lat.), die Seite eines Blattes in einem Buch; daher paginieren, die Blattseiten eines Buches, einer Schrift etc. mit fortlaufenden Zahlen bezeichnen. P. honorum, am Piedestal der Statuen von Triumphatoren angebracht Platte mit Angabe der Titel, Würden und Thaten des Gefeierten.
Paginīermaschine, s. Numeriermaschine.
Pagliaccio (ital., spr. paljáttscho), Bajazzo, Hanswurst.
Pagliano (spr. paljā-), Eleuterio, ital. Maler, geb. 1826 zu Casale Monferrato, studierte auf der Akademie der Brera in Mailand, als die Revolution von 1848 ihn als Freiwilligen zu den Bersaglieri Menaras rief, mit denen er an der Belagerung von Rom teilnahm, und kehrte erst 1851 zur Kunst zurück. Nachdem er im Auftrag Karl Alberts einen heil. Ludwig gemalt und den großen Preis der Mailänder Akademie erhalten hatte, unterbrach der Krieg von 1859 abermals seine künstlerische Thätigkeit. Nach Beendigung desselben behandelte er mehrere Szenen aus dem Krieg, so die Einnahme des Kirchhofs von Magenta. Unter seinen spätern Bildern sind die hervorragendsten: Marmaldo, Tintoretto malt seine gestorbene Tochter, die Geographielektion, die Scheidung Napoleons, die Erbschaftsrevision, um die Weihnachtszeit. Seine letzten Werke sind in der skizzenhaften Manier der modernen Naturalisten behandelt. Er ist Mitglied der Berliner Kunstakademie.
Pägnĭa (griech.), kleine lyrische Gedichte scherzhaften Inhalts, wie Loblieder auf Wein und Liebe.
Pagnotta (ital., spr. panj-), Brötchen.
Pago, zum österreich. Kronland Dalmatien (Bezirkshauptmannschaft Zara) gehörige Insel, eine der größten im Quarnerobusen, von der nahen kroatischen Küste durch den Kanal della Morlacca getrennt, ist 210 qkm groß, gebirgig (San Vito 355 m hoch), hat (1880) 5781 Einw., welche sich von Weinbau, Schafzucht, Fischfang und Seesalzbereitung nähren. Die Stadt P. daselbst, in der Mitte der Insel, an einer tief ins Land eingreifenden Meeresbucht (Vallone di P.), hat ein Schloß, ein Bezirksgericht, ein Kollegialkapitel, Frauenkloster, Salinen und (1880) 3374 Einw.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 608. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0608.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2021)