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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Kloster auf dem Berg Athos zurück und versenkte sich ganz in die überspannte Mystik der Hesychasten (s. d.). Von seinen zahlreichen (60) Traktaten sind einige in verschiedenen theologischen Sammelwerken gedruckt. Seine Hauptschrift: „Prosopopoeia“, gab A. Jahn (Halle 1884) neu heraus.

Palamēdes, im griech. Mythus Sohn des Nauplios und der Klymene, ein Held des nachhomerischen troischen Sagenkreises, vor andern durch Einsicht und Weisheit ausgezeichnet. Er war es, der den Odysseus, dessen verstellten Wahnsinn er entdeckte, zur Teilnahme an dem Kriege gegen Troja nötigte. Aus Neid auf seinen Ruhm, und weil er an der Spitze der griechischen Friedenspartei stand, ließen Odysseus und Diomedes einen angeblich von Priamos geschriebenen, von Verrat und Lohn dafür sprechenden Brief an ihn senden, diesen auffangen und P. hierauf steinigen. P. gilt auch als Erfinder der Buchstaben, der Leuchttürme, der Maße, der Wage, des Brettspiels und der Würfel, der Wurfscheibe etc.; auch Dichter soll er gewesen sein. An der Küste von Kleinasien, Lesbos gegenüber, hatte er ein Heiligtum und Standbild. Vgl. O. Jahn, P. (Hamb. 1836).

Palamedesz, Antonis, genannt Stevaerts (nicht Stevens), holländ. Maler, geboren um 1601 zu Delft, bildete sich unter dem Einfluß von M. J. Mierevelt und F. Hals, wurde 1621 in die Malergilde zu Delft aufgenommen und starb daselbst Ende 1673 oder Anfang 1674. In der Art von Dirk Hals hat er Gesellschaftsstücke, Wachtstuben mit Soldaten, kleine, aber auch lebensgroße Bildnisse in lebendiger, meist feiner Charakteristik, mit sorgfältiger, bisweilen auch flotter Pinselführung und mit reicher Helldunkelwirkung gemalt. Die Gesellschaften stellt er musizierend, beim Spiel, in der Unterhaltung oder bei Mahlzeiten dar. Diese Bilder sind für die Sittengeschichte von hohem Wert. Werke von ihm befinden sich in den Museen zu Rotterdam, Berlin, Gotha, Schwerin, Brüssel (Gesellschaftsstück, Hauptwerk), Kopenhagen, Petersburg, Lille und Nantes.

Palaemon, s. Garneele.

Palǟmon, im griech. Mythus der in eine Meergottheit verwandelte Melikertes (s. d.), der als schützender Hafengott weit und breit im Mittelmeer verehrt wurde (bei den Römern unter dem Namen Portunus). Dargestellt wurde er als schöner Knabe, der von einem Delphin oder auf den Armen seiner Mutter (s. Leukothea) zum Meeresherrscher Poseidon getragen wird, dem er lieblich entgegenlächelt.

Palan (pers.), weicher Tuchsattel für Esel und Maultiere, zum Gebrauch der Frauen und Mollas.

Palancia, Fluß in den span. Provinzen Castellon und Valencia, bewässert das Thal von Segorbe und mündet unterhalb Sagunto in das Mittelmeer.

Palander von Vega, Louis, Nordpolfahrer, geb. 2. Okt. 1842 zu Karlskrona, wurde mit 14 Jahren Kadett, nahm 1857–63 an den gewöhnlichen Seeexpeditionen teil und besuchte zweimal Island. 1864 wurde er Offizier in der königlichen Flotte. Als Gefährte Nordenskjölds beteiligte er sich an mehreren Reisen nach Spitzbergen, wo er 1872–73 überwinterte und neben mehrfachen Exkursionen magnetische und astronomische Beobachtungen anstellte. Nachdem er 1878 den Befehl über die Vega erhalten, besorgte er den Umbau dieses Walfischfängers für Nordenskjölds nordöstliche Durchfahrt und wählte die Bemannung. Auf der kühnen Fahrt bewies er eine ungemeine Seetüchtigkeit. Am 9. April 1880 wurde er zum Kapitän ernannt und bei seiner Heimkehr vom König von Schweden in den Adelstand erhoben.

Palánka (Deutsch-P., ungar. Német-P.), Markt im ungar. Komitat Bács-Bodrog, an der Donau, Dampfschiffstation mit (1881) 4492 meist deutschen Einwohnern, Dampfmühle, Wein- und Holzhandel und Bezirksgericht. In der Nähe Markt Alt-P. (mit 4757 serb. Einwohnern und Tabakseinlösungsamt) und Dorf Neu-P. (im Temeser Komitat, mit 1189 deutschen Einwohnern).

Palankin (Palki), in Indien eine Sänfte, in der sich Vornehme tragen lassen, und deren man sich selbst bei größern Reisen bedient. Sie ist für eine oder mehrere Personen eingerichtet und erfordert acht Träger, von denen je vier und vier miteinander abwechseln.

Palanpur, Landschaft in der britisch-ostind. Präsidentschaft Bombay, westlich an das Ran-Moor, nördlich an Radschputana grenzend, besteht aus einer Gruppe von 13 zu einem Aufsichtsbezirk vereinigten Vasallenstaaten von zusammen 20,719 qkm (376 QM.) mit (1881) 576,478 Einw., unter welchen der Staat P. mit 8158 qkm (148 QM.) und 234,402 Einw. der größte ist. Die Stadt P., an der Bombay-Baroda-Zentraleisenbahn, hat 17,547 Einw. und ist Sitz der englischen Aufsichtsbehörde.

Paläoanthropologīe (griech.), Beschreibung der fossilen Menschenreste und der Erzeugnisse menschlicher Industrie der Urzeit; ein erst neuerdings wichtig gewordener Zweig der Paläontologie (s. d.), da man früher die Existenz vorweltlicher Menschen leugnete.

Palaeocidăris, s. Echinoideen.

Paläogēn, Alttertiär, s. Tertiärformation.

Paläographie (griech.), die Kunde von den verschiedenen Schriftarten des Altertums und Mittelalters, welche das Verständnis der alten Handschriften und sonstigen geschriebenen Denkmäler eröffnet. Sie zieht sowohl das Material als die Form der Schrift in Betracht und gibt Anleitung, nicht nur alte Schriften zu lesen, sondern sie auch bis zu ihrer Entstehung hinauf zu verfolgen und die Veränderungen und Umbildungen, welche eine und dieselbe Schrift im Lauf der Zeit erlitten, kennen zu lernen. Weil früher alles Geschriebene aus älterer Zeit Gegenstand der P. war, so fiel diese mit der Diplomatik zusammen, weshalb in den diplomatischen Schriften von Mabillon, Maffei, Gatterer u. a. auch vieles in die P. Gehörige enthalten ist. Auch die Epigraphik, die Kunde von den auf alten, besonders griechischen und römischen, Inschriften vorkommenden Schriftarten sowie auch vom Inhalt dieser Inschriften, hat sich neuerdings von der P. ganz abgetrennt. Die P. ist eine höchst wichtige Hilfswissenschaft für alle Zweige des Wissens, die auf geschriebenen Büchern beruhen, also namentlich für Geschichte, Philologie, Theologie und Jurisprudenz. Am wichtigsten ist die lateinische P., welche die mannigfaltigen Wandlungen des lateinischen Alphabets, namentlich von der spätrömischen Zeit an bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst, verfolgt. Die Römer bedienten sich teils der Uncialschrift, die aus lauter großen, unverbundenen Buchstaben ohne Trennung der Wörter besteht, teils der daraus abgeleiteten Kursiv. Sie besaßen auch bereits ein sehr ausgebildetes System von Abbreviaturen (s. d.), vermittelst deren sie fast so rasch zu schreiben vermochten wie die Stenographen der Neuzeit. Die Uncialschrift kommt noch in lateinischen Handschriften des 3.–10. Jahrh. vor; daneben entwickelte sich aber aus der Kursiv die Semiunciale oder Minuskel, die teils örtlich verschieden ist je nach dem Land, in dem sie sich findet (angelsächsische, langobardische, fränkische Minuskel etc.), teils noch bedeutendere zeitliche Verschiedenheiten aufweist (merowingische,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 614. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0614.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2021)
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