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Seite:Meyers b12 s0630.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Atthakathâ genannt, den der erwähnte buddhistische Apostel Mahendra im 4. Jahrh. v. Chr. ins Singhalesische übertrug, und der dann von dem berühmten Mönch Buddhagosa im 5. Jahrh. n. Chr. wieder in P. redigiert wurde. Außer diesen als heilig angesehenen Schriften, die übrigens auch viele profane Gegenstände behandeln und unter anderm sehr interessante Märchensammlungen enthalten, gibt es zahlreiche grammatische Werke, eine „Die Unterredungen Menanders“ (König von Baktrien im 2. Jahrh. v. Chr.) betitelte Schrift, die sehr interessante Streiflichter auf die Beziehungen zwischen indischer und griechischer Kultur wirft, ein in Birma entstandenes Gesetzbuch, „Manusâra“ betitelt, das teilweise auf das indische Gesetzbuch des Manu zurückgeht, medizinische Schriften und namentlich zwei historische Werke: „Mahāvamsa“ und „Dīpavamsa“, die nicht nur für die Geschichte von Ceylon, sondern für die ganze ältere Geschichte des Buddhismus sowie überhaupt für die indische Geschichte und Chronologie von der größten Bedeutung sind. Auch hat die Herausgabe und Übersetzung des „Mahāvamsa“ durch Turnour (Ceylon 1836, 1837) den eigentlichen Ausgangspunkt für die Erforschung des P. und seine Litteratur gebildet, um die sich in der neuern Zeit besonders Burnouf, Fausböll, Spiegel, Hardy, A. Weber, Max Müller, Childers, Fr. Müller, Grimblot, E. Kuhn, Kern, die Ceylonesen d’Alwis und Mutu Cumara Svamy, Rhys Davids, Oldenberg u. a. verdient gemacht haben. Grammatisch bearbeitet wurde das P. in neuerer Zeit namentlich von Minayef („Grammaire pâlie“, Par. 1874), von E. Kuhn (Berl. 1875), Gray (Lond. 1883), Frankfurter (das. 1883), E. Müller (das. 1884). Ein vortreffliches Wörterbuch, das von der französischen Regierung durch Erteilung des Volney-Preises an den Verfasser ausgezeichnet wurde, lieferte Childers (Lond. 1875), eine sehr sorgfältige Übersicht über die Pâlilitteratur Rhys Davids („Buddhism“, das. 1877).

Paliāno, Flecken in der ital. Provinz Rom, Kreis Frosinone, reizend auf einem Hügel gelegen, mit alten Befestigungswerken, einem Schloß der Colonna, Wein- und Olivenbau und (1881) 4016 Einw.

Palics (spr. pálitsch), Natronseebad im ungar. Komitat Bács-Bodrog, 7 km von Maria-Theresiopel, an der Bahnlinie Szegedin-Maria-Theresiopel, mit schönem Park und 696 Hektar großem See, dessen Wasser bei Skrofulose, Rheumatismus und Gicht mit Erfolg zum Baden benutzt wird.

Palīer (Parlier), s. Polier.

Palikao, eine der Schleusen des Kanals von Tatung, welcher von Peking nach dessen Hafen Tungscheu am Peiho führt. Hier 1860 entscheidender Sieg der englisch-französischen Armee über die Chinesen.

Palikāo, Graf von, s. Cousin-Montauban.

Palikāren, s. Klephthen.

Palikat (Pulicat), kleine Hafenstadt in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, an der Koromandelküste, am Ende eines großen Haffs (Palikatsee), war die erste Kolonie der Holländer auf dem indischen Festland. Sie erbauten hier 1609 das Fort Geldria, verloren dasselbe aber 1781 an die Engländer und traten es, nachdem sie es wiederholt zurückerhalten und verloren, 1825 endgültig an England ab.

Palīken, zwei Dämonen von Schwefelquellen, welche auf Sizilien in der Nähe des Ätna als Heilgötter und Beschützer des Ackerbaues und der Schiffahrt Verehrung genossen. Sie werden bald als Söhne des Adranos, eines einheimischen Heros, bald des Hephästos und der Nymphe Ätna, bald des Zeus und der Thalia, einer Tochter jener beiden, bezeichnet, welch letztere sich aus Furcht vor Heras Eifersucht in die Erde verbarg, worauf aus derselben zwei heiße Schwefelquellen hervorsprudelten. Bei diesen Quellen wurden feierliche Reinigungseide geschworen. Das benachbarte Heiligtum der P. diente auch als Orakel. Vgl. Michaelis, Die P. (Halle 1856).

Palilĭen, altitalisches Fest, s. Pales.

Palillogīe (griech.), Redefigur, bestehend in der Wiederholung desselben Wortes (z. B. Auf, auf, den Herrn zu loben).

Palimpsést (griech., lat. Codex rescriptus), ein Pergament, von welchem die Schrift, mit der dasselbe ursprünglich beschrieben war, abgekratzt, weggewischt oder sonst unsichtbar gemacht wurde, damit man Neues darauf schreiben konnte. Da im Mittelalter das Schreibmaterial kostspielig war, so bediente man sich dieses Mittels namentlich in Klöstern häufig, um schon beschriebene Pergamentrollen wieder benutzen zu können. In neuerer Zeit ist es, zum Teil durch chemische Mittel, gelungen, die spätere Schrift zu vertilgen und die ältere wieder lesbar zu machen. Schon im 18. Jahrh. entdeckte man auf diese Weise ein Bruchstück aus dem 91. Buch des Livius, die gotische Bibelübersetzung des Ulfilas in der Wolfenbütteler Bibliothek u. a. Den Versuchen A. Mais und Peyrons gelang es, aus Palimpsesten, welche dem Kloster Bobbio im Genuesischen angehört hatten, Reste von Reden Ciceros, einen großen Teil der Schrift desselben über den Staat und Bruchstücke von den Briefen und Reden Frontos zu gewinnen. Auch die Institutionen des Gajus sind auf diese Weise (aus Veroneser Palimpsesten) entdeckt worden.

Palindrōm (griech. Palindrŏmon), Rätsel über ein Wort, das vor- und rückwärts gelesen einen Sinn gibt, z. B. Neger und Regen, Gras und Sarg; auch ein Vers, der vor- und rückwärts gelesen dieselben Worte ergibt (versus cancrinus), z. B. Otto tenet mappam, madidam mappam tenet Otto, und der bekannte, dem Teufel in den Mund gelegte Hexameter: Signa te, signa, temere me tangis et angis („Kreuz’ge dich, kreuz’ge dich nur, du berührst und quälst mich vergebens“).

Palingenesīe (griech.), Wiedergeburt, Wiederentstehung aus dem Alten und Vergangenen, im Sinn mehrerer Philosophen des Altertums und unter den Neuern Bonnets und Herders, welche die Meinung aufstellten, das Lebendige kehre zwar in den Schoß der Erde zurück, aber nicht um darin zu verharren, sondern um neu und zwar vollkommener daraus hervorzugehen; im metaphorischen Sinn die Verjüngung und Erneuerung alles Veralteten, z. B. eines Staats, dessen Institute veraltet sind, oder auch des ganzen Menschengeschlechts im Fortgang seiner Kultur. Vgl. Ballanche, Essais de palingénésie sociale (Par. 1828).

Palingenia, s. Eintagsfliegen.

Palingraphīe (griech.), ein um 1850 zuerst angewendetes Verfahren, alte Drucke und Handschriften ohne Schädigung des Originals diesem vollkommen getreu zu reproduzieren.

Palinodīe (griech.), ein neues, einem frühern entgegengesetztes und dasselbe widerrufendes Lied. Berühmt war die P. des Stesichoros, in der er ein früheres die Helena beleidigendes Gedicht, wegen dessen er mit Blindheit bestraft worden sein sollte, widerrief, worauf er das Augenlicht wiedererhielt. Im weitern Sinn wird P. von jedem Widerruf gebraucht.

Palintŏna (griech., „Winkelspanner“), die Wurfgeschütze der Alten, im Gegensatz zu den Horizontalgeschützen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 630. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0630.jpg&oldid=- (Version vom 8.9.2021)
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