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Seite:Meyers b12 s0640.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

bekleidete. Unmittelbar auf den Krimkrieg folgte der indische Aufstand, der P. Gelegenheit gab, eine in der That jugendliche Energie zu zeigen. Die als servil und für England demütigend allgemein verdammte Verschwörungsbill, die er infolge des Orsinischen Attentats auf Napoleons III. Forderung einbrachte, stürzte ihn 20. Febr. 1858, und sein Besuch in Compiègne, wo er auf Einladung seines kaiserlichen Freundes eine Reihe von Tagen verweilte, war nicht geeignet, ihn in der öffentlichen Gunst zu rehabilitieren. Trotzdem trat er schon 1859 nach der Ablehnung von Lord Derbys Reformbill zum zweitenmal an die Spitze des Ministeriums. Die allgemeine Trauer, die sein 18. Okt. 1865 auf seinem Landgut Brocket Hall erfolgter Tod in England hervorrief, bewies, daß ihm die Verunglimpfungen von seiten seiner Gegner die Sympathien des Volkes nicht hatten rauben können. Sein Leichnam ward 27. Okt. in der Westminsterabtei beigesetzt. Die Peerswürde erlosch mit ihm, da seine 1839 mit der Gräfin Cowper geschlossene Ehe kinderlos war. Vgl. Lord Dalling and Bulwer, Life of H. J. Temple, Viscount P. (3. Aufl., Lond. 1871, 2 Bde., bis 1846 reichend; beendet von Ashley 1876, 2 Bde.); Juste, Lord P. (Brüss. 1873); Trollope, Lord P. (Lond. 1882); Sanders, Life of Lord P. (das. 1888).

Palmeselprozession, s. Palmsonntag.

Palmette.

Palmette, palmenblattförmige Verzierung, die besonders im griechischen Baustil oft zur Zierde der Stirnziegel und in Gestalt von Palmettenreihen zum Schmuck der Gesimsglieder gemalt oder in Relief (s. Abbildung) angewendet wurde. Auch zu Stickereien auf Tüchern, Gewändern und Teppichen und auf Gefäßen wurde die P. meist in Ecken und in fortlaufenden Reihen verwandt. S. Akroterie, Fig. 1, und die Tafel „Säulenordnungen“, Fig. 5, 7 und 7a.

Palmfett (Palmbutter), s. v. w. Palmöl.

Palmi (Palme), Kreishauptstadt in der ital. Provinz Reggio di Calabria, auf einer Anhöhe dicht am Tyrrhenischen Meer gelegen, hat Ölbau, Fischerei, einen Hafen und (1881) 9705 Einw. Die Stadt wurde nach der Zerstörung durch das Erdbeben 1783 fast ganz neu aufgebaut.

Palmiēri, Luigi, Meteorolog, geb. 22. April 1807 zu Faicchio, war seit 1828 Professor der Mathematik und Physik an den Lyceen von Salerno, Campobasso und Avellino, ging 1845 als Professor der Physik an die königliche Navigationsschule in Neapel und übernahm 1847 eine Professur an der dortigen Universität. Seit 1854 ist er Direktor des meteorologischen Observatoriums auf dem Vesuv, und seit dieser Zeit ist sein Name mit allen Eruptionen des Vulkans verbunden; man verdankt ihm die genauesten Beobachtungen der vulkanischen Erscheinungen. Bei der großen Eruption von 1872 rettete er mit Mühe sein Leben. Die Resultate seiner Arbeiten über den Vesuv veröffentlichte er in den „Annali dell’ osservatorio Vesuviano“, und über die Eruption von 1872 schrieb er: „Incendio Vesuviano del 26. avril 1872“ (deutsch von Rammelsberg, Berl. 1872), außerdem „Il Vesuvio e la sua storia“ (1880). 1860 wurde für ihn ein Lehrstuhl der terrestrischen Physik an der Universität in Neapel gegründet und ihm auch die Direktion des dortigen physikalischen Observatoriums übertragen. Er konstruierte auch mehrere physikalische und meteorologische Instrumente, namentlich ein Elektrometer zur Beobachtung der atmosphärischen Elektrizität, einen Regenmesser, ein Seismometer etc.

Palmipĕdes (lat.), Schwimmvögel.

Palmīra, Stadt im Departement Cáuca der südamerikan. Republik Kolumbien, im Thal des Cáuca, 1010 m ü. M., mit höherer Schule, Tabaksbau, Viehzucht und (1870) 12,390 Einw.

Palmitīn (C16H31O)3C3H5O3 findet sich in den meisten Fetten neben Stearin und Olein, am reichlichsten in Palmöl, aus welchem es gewonnen wird, indem man durch starkes Pressen das Olein entfernt, den Rückstand zur Lösung des Stearins mit Alkohol extrahiert und durch Umkristallisieren aus Äther reinigt. P. ist farb-, geruch- und geschmacklos, schuppig kristallinisch, sehr schwer löslich in Alkohol und in kaltem, leicht in heißem Äther, nicht in Wasser, schmilzt bei 63°, erstarrt wachsartig und wird durch Alkalien leicht verseift. Es besteht aus Palmitinsäure-Triglycerid und kann direkt durch Erhitzen von Palmitinsäure mit Glycerin dargestellt werden.

Palmitīnsäure (Cetylsäure, Cetinsäure) C16H32O2 findet sich an Glycerin gebunden in fast allen natürlichen Fetten neben Stearinsäure und Oleinsäure, zum Teil frei in altem Palmöl, als P.-Cetyläther im Walrat und als P.-Myricyläther im Bienenwachs; sie entsteht beim Erhitzen des Cetylalkohols mit Natronkalk und beim Schmelzen der Oleinsäure mit Kalihydrat. Aus der Mischung mit Stearinsäure (s. d.), welche zur Kerzenfabrikation fabrikmäßig dargestellt wird, kann man die P. durch partielle Fällung und Kristallisation rein darstellen. Sie bildet farb-, geruch- und geschmacklose, sich fettig anfühlende Kristalle, ist löslich in kochendem Alkohol und Äther, nicht in Wasser, reagiert sauer, schmilzt bei 62°, erstarrt in glänzenden Schuppen und ist bei vorsichtigem Erhitzen flüchtig. Von ihren Salzen sind die der Alkalien in Wasser löslich, werden aber durch viel Wasser zersetzt, indem sich saure Salze ausscheiden und basische gelöst bleiben; in Kochsalzlösung sind sie unlöslich. Die übrigen Salze sind unlöslich. Erstere sind Bestandteile der Seifen, palmitinsaures Bleioxyd findet sich im Bleipflaster.

Palmīto, in Spanien Chamaerops humilis, in Brasilien die Herzsprosse (Palmkohl) von Euterpe oleracea.

Palmkerne, die Samen der Ölpalme (Elaeis guineensis), welche zur Ölgewinnung dienen.

Palmo (ital., span. u. portug., „Spanne“), Längenmaß; in Brasilien und Portugal der P. de Craveiro = 0,22 m, der italienische P. in Rom = 1/8 Canna = 0,24908 m, in Spanien der P. mayor = 0,209 m, der P. menor = 0,06966 m.

Palmöl (Palmbutter), fettes Öl aus den Früchten von Elaeis guineensis, welches in den Küstenländern Westafrikas auf sehr rohe Weise gewonnen und namentlich aus dem Gebiet des Beninflusses, Kap Palmas und Umgegend, Lagos, Porto nuovo und Umgegend, Whydah etc. in den Handel gebracht wird. Man wirft die besenartigen Fruchtbüschel, welche in dem Fruchtfleisch das eigentliche P. enthalten, in siedendes Wasser, schöpft das dabei sich ausscheidende Öl ab und gewinnt einen weitern Anteil durch Auspressen des Fruchtfleisches. Die Samen,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 640. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0640.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2022)
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