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Seite:Meyers b12 s0971.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12


Bestandteile Gelbe Mira­bellen Reine­clauden Schwarz­blaue Pflaumen Zwetschen
Wasser 82,236 79,720 88,751 81,930
Feste Bestandteile 17,764 20,280 11,249 18,070
Löslich Zucker 3,584 3,405 1,996 5,793
freie Säure 0,582 0,870 1,270 0,952
Eiweißsubstanzen 0,197 0,401 0,475 0,785
Pektin 5,772 11,074 2,313 3,646
Asche 0,570 0,398 0,496 0,734
Unlös­lich Pektose 1,080 0,245 0,509 0,630
Schalen 0,179 1,035 1,990
Kerne 5,780 2,852 4,190 3,540
Asche 0,082 0,037 0,041 0,094

Die Pflaumen finden hauptsächlich Verwendung als Obst, frisch, eingemacht und getrocknet. Getrocknete Pflaumen (Backpflaumen) bilden einen wichtigen Handelsartikel; von den deutschen sind die Thüringer oder Saalpflaumen bevorzugt, auch die bayrischen oder fränkischen und die böhmischen. Große Geschäfte in Pflaumen machen mehrere Gegenden in Frankreich, von wo besonders die Prünellen und Katharinenpflaumen kommen. Die größten und besten (Katharinenpflaumen) sind aber die türkischen Pflaumen aus den Ländern der untern Donau, welche vielfach selbst nach Amerika exportiert werden. Auch Pflaumenmus wird in großen Quantitäten dargestellt.

Der P. gedeiht mit seinen nach der Oberfläche sich ausbreitenden Wurzeln am besten in einem warmen, etwas schweren, feuchten Boden in etwas geschützter Lage. Dicht geschlossenes Pflanzen im Verband und in Abständen von 4, höchstens 5 m befördert das Wachstum, die Tragbarkeit und Dauer. Trefflich gedeihen die Bäume auch als Zwischenpflanzung in Obstplantagen zwischen Äpfeln. Sie liefern etwa 30 Ernten und räumen dann den Apfelbäumen den Platz. Man vermehrt sie durch Samen oder Wurzelausläufer und veredelt am besten durch Okulieren oder Kopulieren. Als Unterlage benutzt man Hauszwetsche oder Haferschlehe, auch die Kirschpflaume. Aus Wurzelausläufern erzogene Stämme haben wieder die Neigung zu starkem Austreiben von Wurzelschossen. Mehrere Sorten, wie Damaszene, Reineclaude, sind aus Samen ohne Veredelung in derselben Sorte fortzupflanzen. Man erzieht den P. meist als Hochstamm, weniger als Pyramide und nur ausnahmsweise als Spalierbaum. – Die Pflaume stammt wohl aus Syrien und kam durch Alexander d. Gr. nach Griechenland. Die Römer lernten sie hauptsächlich durch die Kriegszüge des Pompejus kennen und zwar zuerst die Spillinge und Mirabellen. Die Zwetsche erscheint zuerst vor etwa 400 Jahren in Ungarn und dürfte dorthin aus Turkistan gelangt sein. Das Wort Zwetsche (Zwetschke), obwohl von slawischem Klang, kommt doch in der slawischen Sprache nicht vor und soll aus dem griech. damaskenon entstellt sein. S. Litteratur bei Pomologie.

Pflaumenbohrer, s. Blattroller.

Pflaumenkopf, s. Papageien, S. 667.

Pflaumenpfeffer, s. Chloranthus.

Pflaumensägewespe, s. Blattwespen.

Pflege (Pflegschaft), die Verwaltung einer Sache oder die Aufsicht über dieselbe, z. B. Rechtspflege; die Erziehung, Erhaltung und Versorgung einer Person, daher s. v. w. Vormundschaft, Kuratel; Pflegeeltern (Pflegevater und Pflegemutter), Personen, welche die Erziehung eines ihnen nicht angehörigen Kindes (Pflegekind) übernommen haben; früher auch s. v. w. Distrikt einer Behörde. Neuere Publizisten haben es versucht, den Ausdruck P. anstatt Verwaltung und Polizei einzuführen, z. B. Gesundheitspflege statt Gesundheitspolizei u. dgl. Vgl. Pfleger.

Pfleger, der mit der ständigen Vertretung einer Person oder eines Vermögenskomplexes, z. B. einer Konkursmasse (Güterpfleger), Betraute; früher auch Bezeichnung des über einen bestimmten Bezirk gesetzten Aufsichtsbeamten, eine Bezeichnung, die sich hier und da im vulgären Sprachgebrauch noch jetzt erhalten hat; dann die mit der Armenpflege betraute Person; endlich auch s. v. w. Kurator (s. d.). Der Entwurf eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs (§ 17, 38 f.) spricht von P., Pflegschaft im Gegensatz zur Vormundschaft dann, wenn ein Minderjähriger oder ein bevormundeter Volljähriger an und für sich einer elterlichen oder vormundschaftlichen Fürsorge bedarf, die aber aus einem thatsächlichen oder rechtlichen Grund nicht eintreten kann; wenn z. B. dem Inhaber der elterlichen Gewalt durch letztwillige Verfügung die Verwaltung des einem Minderjährigen hinterlassenen Vermögens entzogen ist, oder wenn es sich um das Vermögen eines Abwesenden handelt (Abwesenheitspfleger).

Pfleiderer, 1) Otto, protest. Theolog, geb. 1. Sept. 1839 zu Stetten bei Kannstatt, studierte in Tübingen unter Baur Theologie, bereiste England und Schottland und ward Stiftsrepetent in Tübingen, wo er sich 1865 habilitierte. Nach einjähriger pastoraler Wirksamkeit in Heilbronn wurde er 1870 in Jena zum Oberpfarrer gewählt, vertauschte jedoch diese Stellung noch in demselben Jahr mit der eines ordentlichen Professors an der dortigen theologischen Fakultät und ward 1875 nach Twestens Tod als Professor der systematischen Theologie nach Berlin berufen. Er schrieb: „Moral und Religion“ (gekrönte Preisschrift, Haarlem 1871); „Friedr. Wilh. Joh. Schelling“, Gedächtnisrede (Stuttg. 1875); „Die Religion, ihr Wesen und ihre Geschichte“ (Leipz. 1869, 2 Bde.; 2. Aufl. 1878); „Der Paulinismus“ (das. 1873); „Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage“ (Berl. 1878, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883–84); „Zur religiösen Verständigung“ (das. 1879); „Grundriß der christlichen Glaubens- und Sittenlehre“ (4. Aufl., das. 1888); „Das Urchristentum“ (das. 1887).

2) Edmund, philosoph. Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 12. Okt. 1842 zu Stetten, besuchte gleichfalls das Tübinger Stift, an welchem er 1867–72 Repetent war, wurde nach kurzer pfarramtlicher Thätigkeit 1873 Professor der Philosophie an der Universität Kiel und 1878 in Tübingen. Er schrieb: „G. W. Leibniz als Patriot, Staatsmann und Bildungsträger“ (Leipz. 1870); „Leibniz als Verfasser von zwölf anonymen Flugschriften“ (das. 1870); „Erinnerungen und Erfahrungen eines Feldpredigers“ (Stuttg. 1874, eigne Erlebnisse während des deutsch-französischen Kriegs); „Empirismus und Skepsis in David Humes Philosophie“ (Berl. 1874); „Der moderne Pessimismus“ (das. 1875); „Die Idee eines goldenen Zeitalters“ (das. 1877); „Eudämonismus und Egoismus“ (Leipz. 1880); „Kantischer Kritizismus und englische Philosophie“ (Halle 1881); „Arnold Geulinx“ (Tübing. 1882); „Leibniz und Geulinx“ (das. 1884); „Lotzes philosophische Weltanschauung“ (2. Aufl., Berl. 1884); „Die Philosophie des Heraklit von Ephesos im Lichte der Mysterienidee“ (das. 1886); „Zur Lösung der platonischen Frage“ (Freiburg 1888).

Pflicht, überhaupt Verbindlichkeit zu einem gewissen Verhalten, in höherm Sinn bei bewußt wollenden Wesen die Verbindlichkeit zu einem vernünftigen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 971. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0971.jpg&oldid=- (Version vom 4.10.2023)
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