verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12 | |
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Pfundbärme, Pfundhefe, s. Preßhefe.
Pfund Sterling (meist abgekürzt £), Bezeichnung für die Einheit des engl. Münzwesens; dasselbe wird repräsentiert durch den Sovereign (Goldmünze) im Wert von 20,4295 Mk.
Pfundt, Ernst Gotthold Benjamin, Paukenschläger, geb. 17. Juni 1806 zu Dommitzsch bei Torgau, studierte Theologie, ging aber später zur Musik über, wurde Chorführer am Leipziger Theater und trat 1840 auf Mendelssohns Wunsch in das Theater- und Gewandhausorchester ein, dem er bis zu seinem Tod (7. Dez. 1871) angehörte. Pfundts Meisterschaft in der Behandlung seines Instruments hat weit über Leipzigs Grenzen hinaus Anerkennung gefunden und sich unter anderm auf zahlreichen Musikfesten glänzend bewährt. Überdies hat er wesentliche Verbesserungen in der Mechanik der Pauke eingeführt, auch eine Anleitung zum Paukenschlagen veröffentlicht unter dem Titel: „Die Pauken“ (Leipz. 1849, 2. Aufl. 1880).
Pfungstadt, Flecken in der hess. Provinz Starkenburg, Kreis Darmstadt, an der Modau und der Linie Eberstadt-P. der Main-Neckarbahn, hat eine evang. Pfarrkirche, Ultramarin-, Strohpapier-, Pappdeckel-, Zigarren- und Streichfeuerzeugfabrikation, berühmte Bierbrauerei, eine Dampfmühle, Ziegelbrennerei, Torfstich und (1885) 5534 Einw.
Pfützen, Wasser mittels Handarbeit, ohne Pumpen etc. aus den Grubenbauen ausschöpfen.
Pfyffer, schweizer. Adelsgeschlecht, welches, seit 1483 in Luzern eingebürgert, im luzernischen Staatsdienst wie in französischen Kriegsdiensten eine hervorragende Stellung einnahm. Hervorzuheben sind:
1) Ludwig, geb. 1524, trat, nachdem er seit 1548 verschiedene hohe Ämter in der Heimat bekleidet, 1553 in französische Kriegsdienste, wurde nach der Schlacht von Dreux (1562), in der er sich als Hauptmann der Luzerner ausgezeichnet, zum Obersten des Schweizerregiments ernannt, welches den Kern der Heere Karls IX. in den Hugenottenkriegen bildete, führte 1567 den König unter den Angriffen der Hugenotten glücklich von Meaux nach Paris, nahm Anteil an den Schlachten von St.-Denis (1567), Jarnac (März 1569) und entschied den Ausgang derjenigen von Moncontour (Oktober 1569), wofür er geadelt wurde. Nach dem Frieden von St.-Germain kehrte P. nach Luzern zurück, wo er bis an sein Ende die Würde eines Schultheißen bekleidete. Er betrieb die Berufung der Jesuiten, das Borromeische Sonderbündnis (1586) und die Allianz der katholischen Kantone mit Spanien (1587) und warb für die französische Liga schweizerische Regimenter, die sich unter der Führung seines Bruders bei Ivry auszeichneten. Er starb 17. März 1594. Vgl. v. Segesser, Ludwig P. und seine Zeit (Bern 1880–82, 3 Bde.).
2) Kasimir, geb. 10. Okt. 1794 zu Rom, wo sein Vater als Hauptmann in der Schweizergarde diente, studierte in Tübingen und Heidelberg die Rechte und bekleidete 1821–24 eine juristische Professur in Luzern, kehrte aber hierauf, von der ultramontanen Partei angefeindet, zur Advokatur zurück. Seit 1826 hervorragendes Mitglied des Großen Rats und seit 1828 wiederholt Tagsatzungsgesandter seines Kantons, war er bei der Umwälzung von 1830 als Verfassungsrat thätig und stand von 1831 bis 1841 als Präsident des Appellationsgerichts an der Spitze des Justizwesens. Nach dem Sieg der jesuitischen Partei (1841) war er das anerkannte Haupt der liberalen Minderheit in Luzern und wurde deshalb 1845 in den durch die Ermordung Leus entstandenen Prozeß verwickelt (vgl. darüber seine Schrift „Meine Beteiligung an der Leuschen Mordgeschichte“, Zürich 1846; Nachtrag 1848). Während des Sonderbundskriegs Großrichter eines eidgenössischen Kriegsgerichts, wurde er nach der Neugestaltung des Bundes in den Nationalrat, dessen Präsident er 1854 war, und in das Bundesgericht gewählt, dem er ebenfalls wiederholt präsidierte. 1863 zog er sich von seinen öffentlichen Ämtern zurück und starb 11. Nov. 1875 in Luzern. Außer vielen kleinern Abhandlungen und Flugschriften schrieb er: „Geschichte der Stadt und des Kantons Luzern“ (Zürich 1850–52, 2 Bde.); „Der Kanton Luzern“ (historisch-geographisch-statistisch, St. Gallen 1858–59, 2 Tle.). Eine „Sammlung einiger kleiner Schriften, nebst Erinnerungen aus seinem Leben“ erschien 1866 in Zürich.
Ph, ph (sprachwissenschaftlich), s. „P“.
Phäaken, bei Homer die Bewohner der nördlich von Ithaka gelegenen Insel Scheria, die von den Alten mit Kerkyra (Korfu) identifiziert ward, aber wahrscheinlich nur Fiktion des Dichters ist. Sie sind ein von den Göttern geliebtes und mit allen Gütern des Lebens gesegnetes, heiteres und genußliebendes Völkchen, das früher seine Wohnsitze in Hyperia, in der Nähe der Kyklopen, hatte. Da sie aber von diesen beeinträchtigt wurden, führte sie Nausithoos, ein Sprößling Poseidons, nach der genannten Insel. Odysseus fand als Schiffbrüchiger gastliche Aufnahme bei ihnen. Vgl. Welcker, Die P. (im „Rheinischen Museum“, Bd. 2, Bonn 1833).
Phacochoerus, Warzenschwein.
Phädon, griech. Philosoph aus Elis, Stifter der elischen Schule, namentlich durch Platons und Mendelssohns nach ihm benannte Schriften bekannt. Als Kriegsgefangener nach Athen verkauft, wurde er durch Vermittelung des Sokrates, nach andern des Alkibiades, befreit. Von seinen Schriften ist nichts auf uns gekommen. Vgl. Preller, Phädons Lebensschicksale etc. (in „Ausgewählte Aufsätze“, Berl. 1864).
Phädra, im griech. Mythus Tochter des Minos und der Pasiphae, ward mit ihrer Schwester Ariadne von Theseus entführt und dann mit ihres Vaters Einwilligung seine Gattin, um den mit den Athenern vollbrachten Friedensschluß zu befestigen. Sie gebar Theseus den Akamas und Demophon. In Liebe zu ihrem Stiefsohn Hippolytos (s. d.) entbrannt, aber von demselben nicht erhört, nahm sie sich selbst das Leben. Von den diese Sage behandelnden Tragödien des Sophokles und Euripides ist nur der „Hippolyt“ des letztern noch erhalten; unter neuern Dichtungen ist besonders die „Phèdre“ von Racine bekannt geworden. Auch die bildende Kunst hat den Mythus mehrfach zum Vorwurf genommen; namentlich stellte man der P. Verhältnis zu Hippolyt in der römischen Zeit gern auf Sarkophagen dar (s. Hippolytos). Polygnot stellte sie in seinem Unterweltsbild in der Lesche zu Delphi mit ihrer Schwester Ariadne zusammen.
Phädros, 1) Schüler des Sokrates und Liebling des Platon, der einen seiner Dialoge nach ihm benannte.
2) Haupt der Epikureischen Schule, um 86 v. Chr., Freund des Atticus und Cicero, schrieb ein Werk über die Götter, das Cicero in seinem ersten Buch „De natura Deorum“ benutzt und dessen erhaltenes Fragment Petersen (Hamb. 1833) herausgegeben hat.
Phädrus, der erste röm. Fabeldichter, aus dem makedonischen Pierien, kam in früher Jugend als Sklave nach Rom und wurde von Augustus freigelassen. Da er sich mit seinen beiden ersten Büchern Fabeln die Verfolgung des Sejan zugezogen, veröffentlichte
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 979. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0979.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2021)