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Seite:Meyers b12 s0986.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12

Cordus, Professor in Wittenberg, arzneiliche Rohstoffe in weit befriedigenderer Weise kennen als alle Vorgänger. Konrad Gesner in Zürich war um dieselbe Zeit in gleicher Richtung thätig, und gute Beschreibungen altberühmter indischer Droguen entwarf um 1560 der portugiesische Arzt Garcia de Orta an Ort und Stelle in Goa. Von nun an kamen die Fortschritte der beschreibenden Naturwissenschaft jenen Heilstoffen regelmäßig zu gute, so daß ihre Eigenschaften im 16., 17. und 18. Jahrh. mehr und mehr festgestellt wurden. Oft boten dazu die Pharmakopöen (s. d.) Anlaß, die herzoglich württembergische z. B. schilderte 1740 die von ihr vorgeschriebenen Droguen in musterhafter Weise. So hatte sich im Lauf der Zeit, weit mehr durch die Bemühungen der Ärzte und Botaniker als der Apotheker, die Lehre von den Heilstoffen zur eignen Wissenschaft, Materia medica, herausgebildet. Der damalige Inhalt dieses Wissenszweigs findet sich in übersichtlicher Darstellung in Murrays „Apparatus medicaminum“ (Götting. 1766–94, 6 Bde.). Diese Materia medica hatte sich auf die äußern Kennzeichen, die pharmazeutische Behandlung, die Anwendung und Wirkung der Heilstoffe erstreckt und erhielt sehr allmählich weitere Vertiefung, als sich besonders seit Paracelsus, vom 16. Jahrh. an, den rohen Heilstoffen (Droguen) des Pflanzenreichs und der Tierwelt auch auf chemischem Weg dargestellte Substanzen anreihten. Zu ihrer Kenntnis wurden nun von den Apothekern, hauptsächlich in Deutschland, Frankreich, England, zahlreiche Beiträge geliefert. Die folgenreichste hierher gehörige Thatsache ist die Auffindung des Morphins im Opium. Der Apotheker Sertürner in Hameln (Hannover) wies 1817 nach, daß jenem Stoff die Wirkung des Opiums zukomme, und bald wurden noch andre ähnliche Träger giftiger oder heilender Wirkungen in reinem Zustand abgeschieden. Dadurch stieg die organische Chemie, welche sich jetzt machtvoll zu entwickeln begann, zum Rang einer Hauptstütze der Materia medica oder Pharmakologie, wie diese Wissenschaft jetzt auch häufig genannt wurde, empor. Dieselbe bereicherte sich bald so sehr an Thatsachen, daß sich namentlich in Frankreich und Deutschland eine Trennung des Faches vollzog, indem ein Teil davon mehr und mehr selbständig als Naturgeschichte der Droguen (pharmazeutische Warenkunde) und endlich, seit dem zweiten Dezennium unsers Jahrhunderts, als P. unterschieden wurde im Gegensatz zu der Pharmakologie (s. d.). Die Hauptwerke, welche diese Anschauungsweise zur Geltung brachten, wurden von wissenschaftlichen Apothekern verfaßt, so von Guibourt 1820 die „Histoire naturelle des drogues simples“, heute noch das klassische Buch der Franzosen. In Deutschland schrieben Trommsdorff 1822 ein „Handbuch der pharmazeutischen Warenkunde“, Göbel u. Kunze 1827–34 ihre „Pharmazeutische Warenkunde“, Ebermeier um die gleiche Zeit „Pharmakognostische Tabellen“, Martius 1832 den „Grundriß der P. des Pflanzenreichs“. In England blieb die P. mit der Pharmakologie unter diesem letztern Namen oder als Materia medica und Therapie zusammengefaßt, wie z. B. in dem großen Lehrbuch von Pereira (1841). Nachdem für die Botanik in der ausgedehntesten Benutzung des Mikroskops eine neue Zeit des Fortschritts angebrochen war, wurde dieses Hilfsmittel endlich 1847 durch Schleiden zum erstenmal auch der P. dienstbar gemacht in einer Arbeit über Sassaparillewurzeln. Eine ähnliche Leistung des französischen Botanikers Weddell begründete 1849 die Kenntnis des innern Baues der Chinarinden. Nachdem einmal durch diese vereinzelten Arbeiten und Pereiras Anregung die Bahn gebrochen war, kam es darauf an, das ganze Gebiet der P. in dieser Richtung zu durchforschen. Dieses Verdienst erwarben sich 1851–57 Berg in Berlin, Oudemans in Rotterdam, Schleiden in Jena. Waren diese Forscher ziemlich ausschließlich bemüht, den innern Bau der Droguen aufzuklären, so wurden dagegen z. B. von Pereira wie auch von Wiggers in Göttingen die Handelsverhältnisse und die äußern Merkmale schärfer beleuchtet. Die Aufgabe der heutigen P. ist daher die allseitige Kenntnis der gegenwärtig in der Wissenschaft oder auch in der Volksmedizin gebrauchten Rohstoffe, etwa mit Einschluß solcher Pflanzen oder ihrer Teile und Produkte, welche nur als Rohmaterial zur Gewinnung bestimmter Heilmittel dienen. Diese Kenntnis umfaßt außer botanischen und zoologischen Erörterungen auch die chemische Zusammensetzung der betreffenden Körper, von denen heutzutage nur eine verschwindende Zahl dem Tierreich angehört. Namentlich für den Apotheker sind aber auch manche andre Beziehungen von Interesse, wie z. B. die Kultur der Arzneipflanzen, die Gewinnung und Zubereitung der Droguen, die bezüglichen Handelsverhältnisse, und endlich will auch die Geschichte ihr Recht haben und manche jener Stoffe durch die Jahrhunderte zurück verfolgen. In dieser umfassenden Weise haben besonders Pereira und die Verfasser der unten genannten „Pharmacographia“ die P. aufgefaßt. Die wichtigsten den gegenwärtigen Anforderungen entsprechenden pharmakognostischen Werke sind folgende: Berg, Pharmazeutische Warenkunde (5. Aufl. von Garcke, Berl. 1878); Derselbe, Anatomischer Atlas zur pharmazeutischen Warenkunde (das. 1869); Flückiger u. Tschirch, Grundlagen der P. (2. Aufl., das. 1885); Flückiger, P. des Pflanzenreichs (2. Aufl., das. 1883); Derselbe, Grundriß der P. (das. 1884); Schroff, Lehrbuch der P. (2. Aufl., Wien 1869); Wigand, Lehrbuch der P. (4. Aufl., Berl. 1887); Wiggers, Handbuch der P. (5. Aufl., Götting. 1864); Guibourt, Histoire naturelle des drogues simples (7. Aufl., Par. 1876, 4 Bde.); Planchon, Traité pratique de la détermination des drogues simples (das. 1875); Flückiger u. Hanbury, Pharmacographia (2. Aufl., Lond. 1879); Pereira, Elements of materia medica etc. (hrsg. von Bentley u. Redwood, das. 1874); Oudemans, Handleiding tot de pharmacognosie (2. Aufl., Amsterd. 1880), und die Kommentare zu den Pharmakopöen (s. d.).

Pharmakolíth, Mineral aus der Ordnung der Phosphate, kristallisiert monoklinisch in kurz nadel- oder haarförmigen Kristallen und findet sich in kleinen, trauben- oder nierenförmigen Gruppen und Krusten. Er ist farblos, perlmutterglänzend, durchscheinend, Härte 2–2,5, spez. Gew. 2,73, besteht aus arsensaurem Kalk 2HCaAsO4 + 5aq und findet sich auf Erzgängen bei Andreasberg, Schneeberg, Joachimsthal, Riechelsdorf, Wittichen.

Pharmakologīe (griech.), ursprünglich und dem Wortlaut nach Arzneimittellehre, die Lehre von den Wirkungen und die Naturgeschichte der arzneilichen Rohstoffe, auch die chemische Kenntnis der pharmazeutischen Präparate. Noch jetzt ist es in Frankreich und England üblich, die P. in diesem weitern Sinn aufzufassen, während besonders in Deutschland die Trennung der Pharmakognosie (s. d.) und P. in der Art mehr und mehr zur Geltung kommt, daß letzterer Wissenszweig sich die Aufgabe stellt, nur die Wirkungen der Arzneimittel durch wohlgeordnete Versuche, zunächst meist an Tieren, zu prüfen, festzustellen und

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 12. Bibliographisches Institut, Leipzig 1888, Seite 986. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b12_s0986.jpg&oldid=- (Version vom 1.2.2022)
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