verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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die berühmten Villen Medici (Accademia di Francia) und Borghese. Die früher ebendort befindliche Villa Ludovisi ist jetzt parzelliert worden und wird bebaut.
Pinczow, Stadt, s. Pintschew.
Pindar, Peter, Pseudonym, s. Wolcott.
Pindari, eine von dem Namen der Beder, eines räuberischen Stammes in Zentralindien, abgeleitete Bezeichnung für die seit Beginn des 18. Jahrh. im Gefolge des Marathenheers auftretende Räuberbanden, welche sich aus Leuten jedes Stammes und jeder Religion rekrutierten. Der Besitz eines Pferdes und eines Schwerts genügte zur Aufnahme. Ohne Sold zu beanspruchen, schlossen sie sich als besondere Truppe jedem Heer an, nur vom Raub lebend. Als die Engländer die P. zuerst kennen lernten, bestanden sie aus zwei Heeren, den Sindia Schahi, 18,000 Mann zu Pferd und 1300 zu Fuß stark mit 15 Geschützen, und den Holkar Schahi, 3000 Mann zu Pferd und 1500 zu Fuß mit 18 Geschützen. Der bedeutendste ihrer Führer, Emir Chan, hatte sogar 30,000 Mann mit vielen Geschützen unter seinem Befehl. Er wie die andern Führer wurden 1817 vom Marquis von Hastings, dem damaligen Generalgouverneur, vollständig besiegt und zerstreut, womit diese Banden, die Jahrzehnte hindurch weite Strecken gebrandschatzt hatten, ihr Ende fanden.
Pindăros (Pindar), der größte lyr. Dichter der Griechen, geb. 522 v. Chr. zu Kynoskephalä bei Theben, stammte aus dem altadligen Geschichte der Ägiden. Den ersten Unterricht in der Musik erhielt er von seinem Vater, dem Flötenspieler Daiphantos, seine weitere Ausbildung von dem Musiker Lasos von Hermione und den böotischen Dichterinnen Myrtis und Korinna. Vom 20. Jahr an bis in sein hohes Alter war er dichterisch thätig. Meist lebte er in Theben, wegen seiner Kunst und Frömmigkeit weit und breit berühmt und geehrt von freien Gemeinden und Fürsten, wie von Amyntas von Makedonien, den Aleuaden in Thessalien, Arkesilas von Kyrene, Theron von Agrigent und Hieron von Syrakus, an dessen Hof er 476–472 lebte. Als besonderer Liebling des Apollon hatte er im delphischen Tempel einen eignen Sessel und wurde zum Göttermahl der Theoxenien regelmäßig dorthin eingeladen. Die Athener erstatteten ihm nicht nur eine Geldbuße zurück, in die ihn seine Mitbürger wegen der Verherrlichung des mit Theben verfeindeten Athen genommen hatten, sondern erteilten ihm auch die Ehre der Proxenie und errichteten ihm eine eherne Bildsäule. Er starb 442 zu Argos im Theater eines sanften Todes. Sein Andenken ehrte noch Alexander d. Gr. dadurch, daß er bei Thebens Zerstörung das Haus des Dichters allein verschonte. P.’ Dichtungen, welche die alexandrinischen Gelehrten in 17 Bände teilten, bestanden in Hymnen, Päanen, Dithyramben, Parthenien, Enkomien, Hyporchemata, Threnodien, Skolien und Epinikien. Außer Bruchstücken sind uns fast vollständig nur die 4 Bände Siegeslieder (Epinikien) erhalten, welche Sieger in den großen nationalen Festspielen verherrlichen: 14 auf olympische, 12 auf pythische, 11 auf nemeische und 8 auf isthmische Sieger. Die Lieder, welche teils am Festort, teils bei der Siegesfeier in der Heimat von einem Chor gesungen wurden, verherrlichen den Sieg nicht durch eine eingehende Beschreibung, sondern aus den Verhältnissen der Heimat des Siegers; der persönlichen Stellung des letztern u. der Art seines Sieges entnimmt P. einen Hauptgedanken, den er nach kunstvollem, freilich oft durch Nebengedanken u. Einflechtung passender Mythen verdunkeltem Plan durchführt. Das kleinste wie das größte Gedicht ist ein durch wunderbare Harmonie von Inhalt und Form in sich abgeschlossenes Kunstwerk. Der Charakter der Pindarischen Muse ist Großartigkeit und Erhabenheit in Gedanken, Ausdruck und Metrum und tiefe, warme Religiosität. P.’ Wörterschatz und Dialekt beruhen auf Homerischer Grundlage, sind aber vielfach mit dorischen und äolischen Formen gemischt. Der vorherrschende Bau der Gesänge ist die Dreiteilung in Strophe, Antistrophe und Epode. Als musikalische Begleitung werden die Lyra und Phorminx, zuweilen auch die Flöte genannt. Die besten Ausgaben des P. lieferten: Böckh (Leipz. 1811–22, 2 Bde. in 4 Tln.), Dissen (Gotha 1830, 2 Bde.; 2. Aufl. von Schneidewin, unvollendet, das. 1843–47), Schneidewin (Leipz. 1865), T. Mommsen (Berl. 1864, 2 Bde.; Text, das. 1866), Bergk (Bd. 1 der „Poetae lyrici graeci“, 4. Aufl., Leipz. 1879), Christ (das. 1869); Übersetzungen: Thiersch (mit griech. Text, Leipz. 1820, 2 Bde.), Hartung (desgl., das. 1855–56, 4 Tle.), T. Mommsen (das. 1846), Donner (das. 1860), M. Schmidt (Jena 1869). Eine Ausgabe der Scholien besorgte Abel (Berl. 1884 ff.); Wörterbücher zu P. gaben Rost (Leipz. 1831–33) und Rumpel (das. 1883) heraus. Vgl. Friederichs, Pindarische Studien (Berl. 1863); Bippart, Pindars Leben, Weltanschauung und Kunst (Jena 1848); T. Mommsen, P. (Kiel 1845); L. Schmidt, Pindars Leben und Dichtung (Bonn 1862); Rauchenstein, Einleitung in Pindars Siegeslieder (Aar. 1843); Mezger, Pindars Siegeslieder erklärt (Leipz. 1880); Croiset, La poésie de Pindare et les lois du lyrisme grec (2. Aufl., Par. 1886).
Pindemonte, 1) Giovanni, Marchese, ital. Dramatiker, geb. 1751 zu Verona, bekleidete um 1791 das Amt eines Prätors der Republik Venedig, ging jedoch später nach Paris und ward hier vom Ersten Konsul zum Mitglied des Gesetzgebenden Körpers für Italien ernannt. Er starb 23. Jan. 1812 in Mailand. P. war einer der ersten, welche die Herrschaft der Aristotelischen Regeln beschränkten. Bühnenkenntnis und glühender Patriotismus machten seine Dramen bei der Menge beliebt, wenn auch mitunter Dunkelheit und falsches Pathos zu tadeln sind und seine Diktion nicht immer rein ist. Zu einem echten Kunstwerk ließ es seine reiche, aber zügellose Phantasie nicht kommen. Gesammelt erschienen seine dramatischen Werke („Componimenti teatrali“, Mail. 1804, 4 Bde.; 1827, 2 Bde.) und „Poesie e lettere“ (Bolog. 1883).
2) Ippolito, ital. Dichter, Bruder des vorigen, geb. 13. Nov. 1753 zu Verona, trat, nachdem er in Modena studiert hatte, auf den Wunsch seiner Eltern in den Malteserorden, lebte längere Zeit auf Malta und in Sizilien, verließ aber wegen seiner schwachen Gesundheit den Dienst und widmete sich ganz der Litteratur. Als Dichter trat er zuerst mit einigen Tragödien in der Manier seines Bruders auf. Später fand er das richtige Feld für sein Talent in der lyrischen und beschreibenden Dichtung. Seine „Poesie campestri“ (1785) gehören zu den besten Gedichten dieser Art in der neuern italienischen Litteratur. Von 1788 bis 1790 machte er große Reisen durch die Schweiz, Deutschland, Frankreich und England und hielt sich längere Zeit in Paris auf, wo er besonders mit seinem berühmten Landsmann Alfieri verkehrte. Nach Italien zurückgekehrt, lebte er anfangs in Verona, später in Venedig. 1798 erschienen in Pisa seine „Poesie varie“, unter denen sich namentlich die lyrischen Gedichte auszeichnen. Seine Tragödie „Arminio“ (Pisa u. Verona 1804) mit Chören wurde
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0075.jpg&oldid=- (Version vom 25.5.2024)