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Seite:Meyers b13 s0438.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

seltenen Fälle der P. selbst beschränken dürfen, da nur unter besonders günstigen Umständen sich der Prozeß so langsam und man möchte sagen vorsichtig vollzogen haben kann, daß eine Wahrung der Form trotz der Umwandlung möglich war. So dürften einem jeden durch P. erhärteten Umwandlungsprozeß Hunderte gleicher Tendenz entsprechen, bei denen die Reaktionen zu stürmisch verliefen, als daß die Form hätte bestehen bleiben können.

Man pflegt die P. in Umhüllungs-, Ausfüllungs- und Umwandlungspseudomorphosen einzuteilen. Eine dünne Kruste verschiedenartigen Materials hüllt die Kristallform einer Substanz ein, so daß die Oberfläche der Kruste die dem einhüllenden Material selbst fremde Form der eingehüllten Substanz wiedergibt (Umhüllungspseudomorphosen). So bildet Quarz in papierdünnen Krusten Umhüllungspseudomorphosen nach Kalkspat. Verschwindet der Kern einer solchen Krustenbildung, so kann entweder die Innenseite der Umhüllungspseudomorphosen den Abdruck der ehemaligen Kristallgestalt konservieren, oder es tritt in den Hohlraum anderweitig Mineralsubstanz ein (oft dieselbe, aus welcher die Hülle besteht, oder doch eine Varietät derselben), die nun einen Abguß der ihr selbst fremden Form darstellt (Ausfüllungspseudomorphosen). Umwandlungspseudomorphosen endlich entstehen durch teilweisen oder gänzlichen Austausch der Bestandteile. Liegen P. der einen Modifikation eines dimorphen Körpers nach der andern vor (wie Aragonit nach Kalkspat, Rutil nach Anatas), so vollzog sich die Umwandlung durch innere Umlagerung der Atome ohne Aufnahme oder Abgabe von Bestandteilen (Paramorphosen). Andre P. entstehen lediglich durch Verlust von Bestandteilen (Apomorphosen), so gediegen Kupfer nach Rotkupfererz (Cu2O), Silberglanz nach Rotgüldigerz (Ag3SbS3 = Ag6Sb2S6 wurde durch Verlust von Sb2S3 zu 3Ag2S); wieder andre durch Aufnahme von Bestandteilen (Epimorphosen), so Gips nach Anhydrit (zu CaSO2 treten 2H2O), Bleivitriol nach Bleiglanz (PbSO4 aus PbS); endlich solche durch Austausch von Bestandteilen (partielle Allomorphosen), so Brauneisenerz nach Eisenkies (H6Fe4O9 = 4FeS2 − 8S + 6O + 3H2O), Kaolin nach Feldspat: (H4Al2Si2O9 = K2Al2Si6O16 − K2O − 4SiO2 + 2H2O). Der letztgenannten Abteilung sind auch diejenigen P. zuzurechnen, bei denen der Zusammenhang zwischen der ursprünglichen und der die P. tragenden Substanz nicht mehr nachweisbar ist (totale Allomorphosen), so Quarz nach Flußspat (CaFl2 wurde zu SiO2), Pyrolusit nach Kalkspat (MnO2 aus CaCO3 entstanden). Man ist jetzt geneigt, auch für diese totalen Allomorphosen eine Serie von Umwandlungsprozessen anzunehmen, deren Zwischenglieder nicht erhalten sind, wodurch der Verlauf der einzelnen chemischen Vorgänge schwer verständlich wird oder nur hypothetisch konstruierbar ist. So könnte man bei dem einen der beiden Beispiele an einen manganhaltigen Kalkspat denken, der unter Verlust von CaCO3 sich zu Manganspat und aus diesem zu Pyrolusit umwandelt. Früher glaubte man einen mikrophysikalischen Weg, eine „Verdrängung“ der alten Substanz durch die neue, Atom für Atom, annehmen zu müssen und nannte diese P. Verdrängungspseudomorphosen.

Unterstützt wird die Ansicht von der Entstehung der P. vermittelst umwandelnder Prozesse einerseits durch die Beobachtung noch erhaltener Kerne in äußerlich schon umgewandelten Stücken (so bestehen häufig Würfel äußerlich aus Brauneisenstein, innerlich aus dem die Form bedingenden Eisenkies), anderseits durch die Möglichkeit der künstlichen Erzeugung von P. Für letztere ist eins der bekanntesten Beispiele und zwar das einer Paramorphose die Umwandlung der durch Schmelzen erhaltenen monoklinen Kristalle des Schwefels in ein Aggregat von rhombischen Formen durch Befeuchten mit Schwefelkohlenstoff. Die oben erwähnten P. von Silberglanz nach Rotgüldigerz lassen sich künstlich durch Einlegen von Kristallen der letztern Substanz in eine Lösung von Schwefelalkalien darstellen. Zahlreiche sonstige Methoden zur Gewinnung künstlicher P. gaben Scheerer, Stein, Sorby, Knop u. a. an.

Aus der oben gegebenen Definition des Begriffs der P. erhellt, daß in gewissem Sinn auch die Versteinerungen hierher zu zählen sind, insofern jetzt eine ursprünglich durch den tierischen oder pflanzlichen Lebensprozeß erzeugte Form von einer mineralischen aus der zuerst vorhandenen, meist durch völligen Austausch der Bestandteile entstandenen Substanz getragen wird. Vgl. Breithaupt, Über die Echtheit der Kristalle (Freiberg 1815); Landgrebe, Über die P. im Mineralreich (Kassel 1841); Blum, Die P. des Mineralreichs (Stuttg. 1843, mit vier Nachträgen 1847–79; Hauptwerk und vollständigste Aufzählung der P.); Winkler, Die P. des Mineralreichs (Münch. 1855); Scheerers Artikel „Afterkristalle“ in dem „Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie“ (1857); Delesse, Recherches sur les pseudomorphoses (Par. 1859); Geinitz im „Neuen Jahrbuch für Mineralogie“ 1877 und in Tschermaks „Mineralogischen und petrographischen Mitteilungen“ 1879 (nach Geinitz ist die oben gegebene Einteilung der Umwandlungspseudomorphosen). Endlich gibt Roth im 1. Band seiner „Allgemeinen und chemischen Geologie“ (Berl. 1879) ein sehr vollständiges Verzeichnis der bekannten P.

Pseudoneuroptēren, s. Falschnetzflügler.

Pseudonȳm (griech.) wird eine Schrift genannt, die absichtlich „unter falschem Namen“ herausgegeben wurde oder auch den Namen eines Verfassers führt, der nicht ihr Autor ist. Auch der falsche Name selbst wird mit P. (Pseudonymon) bezeichnet. Die pseudonymen Schriftsteller der Deutschen hat Fr. Raßmann in seinem „Lexikon pseudonymer Schriftsteller“ (Leipz. 1830) zusammengestellt; das deutsche Hauptwerk ist WellersIndex pseudonymorum, Wörterbuch der Pseudonymen aller Zeiten und Völker“ (2. Aufl., Regensb. 1886). Die wichtigsten Hilfsmittel der fremden Litteraturen sind im Artikel „Anonym“ angegeben. Vgl. ferner: Drujon, Les livres à clef (Par. 1885 ff.); d’Heylli, Dictionnaire des pseudonymes (neue Ausg., das. 1887); Haynes, Pseudonyms of authors (New York 1883); Cushing, Initials and pseudonyms (Lond. 1886–88, 2 Bde.); de la Montagne, Vlaemsche pseudoniemen (Roul. 1884).

Pseudoparasiten, s. Schmarotzer.

Pseudoparenchȳm (griech.), ein aus sehr dicht verschlungenen Hyphen gebildetes Pflanzenzellgewebe, welches einem Parenchym dadurch ähnlich erscheint, daß auf dem Durchschnitt zellenartige Querschnitte der Hyphen sichtbar sind, kommt bei manchen Pilzen und Flechten vor.

Pseudoperiptĕros (griech.), ein Tempel mit frei stehenden Säulen an der Vor- und Rückseite und Halbsäulen an den Längsseiten; s. Tempel.

Pseudophăna, s. Laternenträger.

Pseudoplásma (griech.), geschwulstförmige Neubildung, s. Geschwülste.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0438.jpg&oldid=- (Version vom 3.10.2022)
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