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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

dem untersten in der Stufenleiter der höhern amtlichen Laufbahn, war in der spätern Zeit der Republik auch der Eintritt in den Senat verbunden. – Quästoren (questeurs) hießen auch in der französischen Nationalversammlung 1848–51 und seit 1871 die drei Mitglieder einer Kommission, die das Rechnungswesen der Versammlung zu besorgen sowie über die Sicherheit und Ordnung derselben zu wachen hatten. Der General Leflô stellte als Q. im Verein mit seinen Kollegen 6. Nov. 1851 einen Antrag (Quästorenantrag), wonach das Verfügungsrecht der Versammlung über die bewaffnete Macht näher festgestellt werden sollte, fiel aber damit durch und beschleunigte nur den Staatsstreich vom 2. Dez. 1851. Überhaupt ist Q. Titel eines das Geldwesen besorgenden Beamten oder Betrauten, wie auf mehreren deutschen Universitäten, bei parlamentarischen Körperschaften etc.; sein Amt und sein Lokal heißen Quästur.

Qua talis (lat.), als solcher, als der er sein soll.

Quatémber (v. lat. quatuor tempora, mittellat. quatempora, die vier Zeiten), ursprünglich die vierteljährlich gebotenen drei Fasttage der katholischen Kirche (Quatemberfasten), welche wegen ihrer strengen Fastenordnung so tief ins bürgerliche Leben eingriffen, daß sie Zeitbestimmungspunkte wurden. Obwohl schon im 5. Jahrh. allgemein gehalten, wurden die Termine der Q. doch erst von Gregor VII. so bestimmt, wie sie jetzt fallen: nach St. Luciä, Aschermittwoch, Pfingsten und Kreuzerhöhung (vgl. Fasten). Ferner ist Q. s. v. w. Quartal (s. d.) oder auch der Tag, an welchem ein neues Quartal anfängt, besonders wenn dies, wie z. B. in Sachsen, mit den Quatembertagen der Kirche zusammenhängt. Daher werden in einigen Gegenden Ostern, Johannis, Michaelis und Weihnachten, in andern die Tage Reminiscere, Trinitatis, Crucis und Luciä, in noch andern Lichtmeß, Walpurgis, Laurentii und Allerheiligen Q. genannt. Nach dieser Annahme bestimmte man auch Termine für Steuern und andre Abgaben, z. B. die vierteljährlich zu entrichtenden Bergwerksabgaben (Quatembergelder).

Quaternärformation, s. v. w. Diluvium.

Quatérne (lat.), im Lottospiel, s. Lotterie; in der Buchdruckerei, s. Duernen.

Quaternionen (neulat.), s. Komplexe Größen.

Quathlamba (Kathlamba), s. Drakenberge.

Quatrain (franz., spr. katrä́ng), Strophe oder Gedichtchen von vier Zeilen. Vgl. Sonett.

Quatrebras (spr. kattr’bra), Weiler in der belg. Provinz Brabant, Bezirk Nivelles, zum Dorf Baisy gehörig, im Knotenpunkt der Landstraßen von Brüssel nach Charleroi und von Namur nach Nivelles; ist historisch berühmt durch die Schlacht 16. und 17. Juni 1815 zwischen den Alliirten unter Wellington und den Franzosen unter Ney, welche schließlich infolge des hartnäckigen Widerstandes des britischen und deutschen Fußvolkes gegen die französische Reiterei mit dem Rückzug Neys endete, und in welcher auf beiden Seiten ungefähr 5000 Mann blieben, darunter der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig, dem hier ein Denkmal errichtet ward.

Quatrefages de Bréau (spr. kattrfahsch d’breoh), Jean Louis Armand de, Naturforscher, geb. 10. Febr. 1810 zu Berthezenne (Gard), studierte in Straßburg Medizin und Naturwissenschaft, ward 1838 in Toulouse Professor der Zoologie, ging aber, da er in der Provinz seine Studien nicht hinreichend zu verfolgen vermochte, nach Paris, bereiste 1842 die Küsten des Ozeans und des Mittelländischen Meers, um die dortige Fauna zu studieren, erhielt 1850 eine Professur am Lycée Napoléon und ward 1855 Professor der Anatomie und Ethnologie am Musée d’histoire naturelle. Er lieferte zahlreiche Untersuchungen über die niedern Tiere, besonders über die Ringelwürmer und Anneliden, zu deren Kenntnis er wesentlich beitrug. Nach dem deutsch-französischen Kriege geriet er mit Virchow in Streit über die ethnographische Abstammung des preußischen Volkes. Er schrieb: „Souvenirs d’un naturaliste“ (Par. 1854, 2 Bde.); „Pisciculture“ (mit Millet, 1854); „Études sur les maladies actuelles du ver à soie“ (1860); „Unité de l’espèce humaine“ (1861); „Physiologie comparée“ (1862); „Les Polynésiens et leurs migrations“ (1866); „Histoire naturelle des annelés marins et d’eau douce“ (1866, 2 Bde.); „Rapport sur les progrès de l’anthropologie“ (1867); „Crania ethnica“ (mit Hamy, 1875–82, mit Atlas); „L’espèce humaine“ (1877, 8. Aufl. 1886; deutsch, Leipz. 1878); „La race prussienne“ (1879); „Hommes fossiles et hommes sauvages“ (1884); „Histoire générale des races humaines“ (1886); „Les pygmées“ (1887).

Quatre mendiants (franz., spr. kattr mangdĭāng, „die vier Bettler“), die vier gewöhnlich gleichzeitig aufgetragenen Desserts: Knackmandeln, Traubenrosinen, Feigen oder Datteln und Haselnüsse.

Quatremère (spr. kattrmähr), 1) Denis Bernard Q. Disjonval, Chemiker, geb. 4. Aug. 1754 zu Paris, studierte Naturwissenschaft und ging, nachdem er 1786 mit einer Färberei in Sedan falliert, nach Spanien, trat 1789 in die Dienste der holländischen Patrioten, ward aber von der oranischen Partei gefangen. In seinem Kerker beobachtete er den Einfluß der Witterung auf die Spinnen und soll dem General Pichegru den starken Frost des Winters 1794 vorausgesagt haben, den dieser zu seinem Einfall in Holland benutzte. 1796 kehrte er nach Paris zurück, ward aber später in die Provinz verbannt. Nach der Restauration lebte er in Marseille, dann zu Bordeaux, wo er 1830 starb. Sein namhaftestes Werk ist die „Aranéologie“ (Par. 1797).

2) Antoine Chrysostôme Q. de Quincy, Bruder des vorigen, franz. Archäolog und Ästhetiker, geb. 28. Okt. 1755 zu Paris, war vor der Revolution Rat beim Gerichtshof des Châtelet, saß, da er als Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung die Monarchie verteidigt hatte, unter der Schreckensherrschaft 13 Monate im Kerker, leitete dann 5. Okt. 1795 mit andern den Aufstand gegen den Konvent, ward deshalb zum Tod verurteilt, entfloh jedoch. 1797 zum Abgeordneten im Gesetzgebenden Körper und im Rate der Fünfhundert erwählt, mußte er nach dem 18. Fructidor als Mitglied der Partei Clichy (Royalisten) flüchten. Nach dem 18. Brumaire zurückberufen, ward er 1800 Mitglied des Rats des Seinedepartements und 1803 des Instituts, bekleidete dann unter Napoleon und den folgenden Regenten verschiedene Ämter und Ehrenstellen und starb als Sekretär der Akademie der Künste und Zensor für das Theater 8. Dez. 1849 in Paris. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: „Dictionnaire de l’architecture“ (Par. 1786–1828, 3 Bde.; neue Aufl. 1833, 2 Bde.); „Jupiter olympien, ou l’art de la sculpture antique“ (1814); „De l’imitation dans les beaux-arts“ (1823); „Histoire de la vie et des ouvrages de Rafaël“ (1824, 2. Aufl. 1833; Nachtrag 1853; deutsch, Quedlinb. 1835); „Monuments et ouvrages d’art antique restitués“ (1826–28, 2 Bde.); „Vies des plus célèbres architectes“ (1830, 3 Bde.; deutsch, Darmst. 1831); „Canova et ses ouvrages“ (1834); „Histoire de la vie et des ouvrages de Michel-Ange“ (1835).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0500.jpg&oldid=- (Version vom 11.2.2024)
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