verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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namentlich bei der Brandstiftung. Vgl. Deutsches Strafgesetzbuch, § 310.
Reuer und Reuerinnen, letztere s. v. w. Magdalenerinnen (s. d.), erstere die männlichen Religiosen, die an einem solchen Kloster fungieren.
Reugeld, s. Reuvertrag. Im Rennsport heißt R. (engl. Forfeit) eine in der Rennproposition festgestellte Summe, welche der Besitzer eines Rennpferdes zahlen muß, wenn er ein angemeldetes Pferd nicht laufen lassen will.
Reukauf, s. Reuvertrag.
Reuleaux (spr. rölo), Franz, Techniker, geb. 30. Sept. 1829 zu Eschweiler bei Aachen, lernte 1845–1846 in einer kleinen Maschinenfabrik in Koblenz und ging 1846 nach Eschweiler zurück, um sich in der an seinen Onkel übergegangenen väterlichen Maschinenfabrik für das Maschinenfach weiter auszubilden. 1850 bezog er die polytechnische Schule in Karlsruhe, wo besonders Redtenbacher großen Einfluß auf ihn gewann, studierte dann 1852 in Berlin, 1853 in Bonn, war 1854–55 Vorsteher einer Maschinenfabrik in Köln, hierauf kurze Zeit Zivilingenieur und folgte 1856 einem Ruf als Professor der Maschinenbaukunde nach Zürich. 1864 ging er nach Berlin als Mitglied der technischen Deputation für Gewerbe und Dozent am Gewerbeinstitut, und 1868 übernahm er die Direktion dieser Anstalt (seit 1865 Gewerbeakademie). Schon 1854 hatte er mit Moll eine „Konstruktionslehre für den Maschinenbau“ begonnen und später selbständig fortgesetzt, doch blieb das Werk unvollendet (Bd. 1, Braunschw. 1854–62). Er gab auch eine neue Bearbeitung von Scholls „Führer des Maschinisten“ (Braunschw. 1855 u. öfter) und „Konstruktion und Berechnung der für den Maschinenbau wichtigsten Federarten“ (Winterth. 1857) heraus. Für den praktischen Gebrauch schrieb er in Zusammenfassung der positiven Resultate seines ersten Werkes den „Konstrukteur“ (4. Aufl., Braunschw. 1882 ff.), und gleichzeitig begann er seine kinematischen Studien, durch welche die Kinematik erst eine für den Maschinenbau voll verwertbare Form gewonnen hat. In Berlin begründete er eine großartige Mustersammlung kinematischer Modelle, welche als unbedingt maßgebendes Vorbild für derartige Sammlungen betrachtet wird, und vollendete seine „Theoretische Kinematik“ (Braunschw. 1875), ein bahnbrechendes Werk, das alsbald, wie der „Konstrukteur“, in mehrere fremde Sprachen übersetzt wurde. R. entfaltete eine sehr erfolgreiche Lehrthätigkeit, auch beteiligte er sich lebhaft an den Bestrebungen zur Wiederbelebung des Kunstgewerbes, die in der Errichtung des Gewerbemuseums einen nächsten Zielpunkt hatten. Von 1867 bis 1876 redigierte er die „Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß“. Auf der Weltausstellung zu Philadelphia (1876) war er zuerst als Vorsitzender der deutschen Jury, später als Vertreter des Deutschen Reichs thätig. Die Beobachtungen und Vergleiche, welche sich ihm dort aufdrängten, veranlaßten ihn zu Berichten („Briefe aus Philadelphia“, Braunschw. 1876), welche durch die Offenheit, mit der er die damaligen Schäden der deutschen Industrie („billig und schlecht“) besprach, großes Aufsehen erregten. Auf den Ausstellungen in Sydney und Melbourne 1879–81 leitete er als Reichskommissar die deutsche Beteiligung. Eine Frucht seiner Weltreise ist das Buch „Eine Reise quer durch Indien“ (2. Aufl., Berl. 1885).
Reumont, Alfred von, Geschichtschreiber, geb. 15. Aug. 1808 zu Aachen, studierte in Bonn und Heidelberg, begleitete 1829 den preußischen Gesandten, Freiherrn v. Martens, als Sekretär nach Florenz und 1832 nach Konstantinopel, ging 1836, der Gesandtschaft attachiert, abermals nach Italien, wo er abwechselnd in Florenz und Rom lebte, bis er 1843 als Legationsrat und Sekretär im Ministerium des Auswärtigen nach Berlin zurückberufen wurde. 1848 war er Geschäftsträger bei Pius IX., seit 1849 am toscanischen Hof. Seit 1856 preußischer Ministerresident daselbst, nahm er 1860 seinen Abschied und ließ sich 1878 in Aachen nieder, wo er 27. April 1887 starb. Seine zahlreichen litterarischen Arbeiten beziehen sich, mit Ausnahme der Sammlung „Rheinlands Sagen, Geschichten und Legenden“ (Köln 1837, 2. Aufl. 1844), meist auf die Geschichte, Kunstgeschichte und Landeskunde Italiens. Hervorzuheben sind davon: „Römische Briefe von einem Florentiner“ (Leipz. 1840–44, 4 Bde.); „Ganganelli, seine Briefe und seine Zeit“ (Berl. 1847); „Die Carafa von Maddaloni“ (das. 1851, 2 Bde.); „Beiträge zur italienischen Geschichte“ (das. 1853–57, 6 Bde.); „Die Jugend Caterinas de’ Medici“ (das. 1854, 2. Aufl. 1856); „Die Gräfin von Albany“ (das. 1860, 2 Bde.); „Zeitgenossen; Biographien und Charakteristiken“ (das. 1862, 2 Bde.); „Geschichte der Stadt Rom“ (das. 1867–70, 3 Bde.); „Bibliografia dei lavori pubblicati in Germania sulla storia d’Italia“ (das. 1863); „Lorenzo de’ Medici il Magnifico“ (Leipz. 1874, 2 Bde.; 2. Aufl. 1883); „Geschichte Toscanas seit dem Ende des florentinischen Freistaats“ (Gotha 1876, 2 Bde.); „Gino Capponi. Ein Zeit- und Lebensbild“ (das. 1880); „Vittoria Colonna“ (Freiburg 1881); ferner: „Biographische Denkblätter nach persönlichen Erinnerungen“ (Leipz. 1878); „Saggi di storia e letteratura“ (1880); „Kleine historische Schriften“ (Gotha 1882); „Charakterbilder aus der neuern Geschichte Italiens“ (Leipz. 1886); „Aus König Friedrich Wilhelms IV. gesunden und kranken Tagen“ (das. 1885). Im kunstgeschichtlichen Fach lieferte er Arbeiten über Michelangelo Buonarroti (Berl. 1834), Andrea del Sarto (das. 1835), Benvenuto Cellini (das. 1846) und zahlreiche Beiträge zum „Kunstblatt“. Obwohl treuer Katholik, war er doch gemäßigt und unparteiisch in seinem Urteil. Er ward Mitglied der Akademie der Crusca und der bedeutendsten gelehrten Gesellschaften Italiens. In Aachen gründete er 1879 den Aachener Geschichtsverein, dessen Vorsitzender er bis 1885 war.
Réunion (franz., spr. re-ünĭóng), Wiedervereinigung, Name von Gesellschaften; auch Wiedervereinigung gewisser Distrikte, die von einem Staat oder Gut, mit dem sie vereinigt waren, abgerissen wurden (vgl. Reunionskammern). – R. heißt auch ein in Westdeutschland beliebtes Spiel mit Pikettkarte unter drei Personen. Der Geber schlägt das unterste Blatt des Talons als Trumpf auf und gibt jedem zehn Blätter; das letzte Blatt und den Atout nimmt er dann zu sich herein und ekartiert zwei beliebige Blätter. Er hat also ein wichtiges Vorrecht um so mehr, als die Points der abgelegten Karten für ihn zählen. Daher rechnet man auf jede Partie drei einzelne Spiele, damit jeder einmal den Vorteil des Gebens hat. Im R. sind zwei Buben ständig die höchsten Atouts: der der aufgeschlagenen Farbe, der sogen. rechte, und derjenige der verwandten (andern schwarzen oder andern roten) Farbe, der linke. Dann folgen: As, Zehn, König, Dame etc. Die zwei Buben, welche nicht Atout sind, stehen hinter der Dame und zählen nur 2; As zählt 11, Zehn 10, König 4, Dame 3, Atoutbuben je 12, der letzte Stich 10. In der Partie sind also jedesmal 150 Points. Nur die Points
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 755. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0755.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2021)