verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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dann die Universität Leipzig und wandte sich hier bald der Musik ausschließlich zu. Nachdem er unter Weinligs Leitung gründliche Kompositionsstudien gemacht, wurde er Dirigent der Singakademie, 1845 Lehrer der Komposition am Konservatorium, daneben 1851 Organist an der Peterskirche, übernahm später die Organistenstelle an der Nikolaikirche und ward 1867 als Nachfolger M. Hauptmanns zum Kantor an der Thomasschule in Leipzig sowie zum Professor der Musik ernannt. Seine Kompositionen, zum größten Teil geistliche Werke (darunter eine große Messe und ein Oratorium: „Christus der Erlöser“, viele Motetten etc.), gehören zu den gediegensten ihrer Gattung. Einen noch größern Erfolg als diese hatten seine theoretischen Werke: „Die Grundzüge der musikalischen Formen“ (Leipz. 1852); „Katechismus der Orgel“ (3. Aufl., das. 1885); „Lehrbuch der Harmonie“ (17. Aufl., das. 1886; auch ins Französische, Russische und Englische übersetzt); „Lehrbuch des einfachen und doppelten Kontrapunkts“ (6. Aufl., das. 1887); „Lehrbuch der Fuge“ (5. Aufl., das. 1886). Den größten Einfluß aber übte R. durch seine praktische Lehrthätigkeit, und ein großer Teil der jüngern Komponistengeneration hat ihm vor allem die Ausbildung zu danken. Er starb 9. April 1879 in Leipzig.
7) Gustav, Maler, geb. 3. Aug. 1823 zu Berlin, war Schüler der Akademie und Holbeins in Berlin, dann Cogniets in Paris, wo er sich von 1844 bis 1846 aufhielt, verweilte 1847–49 in Rom und kehrte dann nach Berlin zurück, wo er im nordischen Saal des Neuen Museums drei Friesbilder (Balder, die Walküren und Walhalla) ausführte. 1861 ging er im Auftrag König Max’ I. von Bayern nach Ägypten, um Studien für das von diesem für das Maximilianeum in München bestellte Bild des Pyramidenbaues zu machen. In Konstantinopel malte er das Porträt des Sultans; 1873 hielt er sich in der Krim auf. Er machte sich durch das Bildnis seiner Schwester zuerst einen Ruf, welchen die Erweckung von Jairi Töchterlein (1856, Nationalgalerie in Berlin) noch vergrößerte. R. entfaltete schon hierin, allerdings noch mehr im Sinn der Düsseldorfer, eine für die damalige Zeit ungewöhnliche Farbenschönheit und bildete dann später sein Kolorit noch reicher aus, so daß er den besten französischen Koloristen gleichkam. An dem großen Bilde des Pyramidenbaues, an welchem die einzelnen, vortrefflich modellierten Figuren ein größeres Interesse beanspruchen als die Gesamtheit der etwas theatralisch aufgebauten Komposition, arbeitete er bis 1873. Im übrigen war nicht die Historienmalerei, sondern das Bildnis sein Hauptgebiet, auf welchem er sein lebenlang durch den Glanz der Farbe, die Zartheit der Modellierung und durch seelenvolle Auffassung in Deutschland unübertroffen dastand. Insbesondere gelangen ihm weibliche Porträte, von denen das der Königin Luise (1879, Museum zu Köln), der Kaiserin Augusta (1878), der Fürstin Karolath (1872) und der Gräfin Károlyi hervorzuheben sind. Unter seinen männlichen Bildnissen sind die hervorragendsten: Kaiser Wilhelm I. in ganzer Figur und im Brustbild, Fürst Pleß und Eduard Hildebrandt. Sehr populär wurden seine Studienköpfe, Brustbilder und Familiengruppen (die Ägypterin, der neapolitanische Fischerknabe, die Odaliske, Mädchen aus der Krim, Evviva!, Mutterglück, Löwenritt). Er war königlicher Professor und Ritter des Ordens pour le mérite und starb 3. April 1884 in Berlin.
8) Hieronymus Theodor, Hüttenchemiker, geb. 1825 zu Dresden, widmete sich der Pharmazie, bezog aber schon 1843 die Bergakademie in Freiberg, wurde Assistent Plattners und, nach mehreren technisch-wissenschaftlichen Reisen, Hüttenchemiker bei den Freiberger Hüttenwerken. Seit 1856 lehrte er an der Bergakademie Lötrohrprobierkunde, 1857 ward er Assessor im Oberhüttenamt, 1871 Professor der Metallurgie und Probierkunde und 1875 unter Ernennung zum Oberbergrat Direktor der Akademie. R. lieferte zahlreiche und wichtige chemische Arbeiten für die Freiberger Hütten, an deren neuerer Entwickelung er lebhaften Anteil nahm. 1864 entdeckte er das Indium, welches er mit Reich auch näher studierte. 1867 wurde er für diese Entdeckung von der Leipziger Universität zum Dr. phil. hon. causa ernannt. Er lieferte eine vollständige Umarbeitung von Plattners „Vorlesungen über Hüttenkunde“ (Freiberg 1860–1863, 2 Bde.) und gab auch die 4. und 5. Auflage von dessen Werk über das Lötrohr heraus.
9) Eugen, deutscher Politiker, geb. 30. Juli 1838 zu Düsseldorf als Sohn eines Militärarztes, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin die Rechte, war 1859–64 Regierungsreferendar, dann Regierungsassessor in Düsseldorf, trat 1864, als seine Wahl zum Bürgermeister von Neuwied nicht bestätigt wurde, aus dem Staatsdienst und siedelte nach Berlin über, wo er journalistisch thätig war. Seit 1867 Mitglied des norddeutschen, seit 1871 des deutschen Reichstags, seit 1869 des preußischen Abgeordnetenhauses (in beiden Häusern seit 1874 für den Wahlkreis Hagen in Westfalen), ist er eins der Häupter der Fortschritts-, jetzt deutschen freisinnigen Partei. Ein gewandter, schlagfertiger Redner und besonders in Finanzsachen wohlunterrichtet, übte er auf seine Partei und durch die von ihm redigierte Parteikorrespondenz auf die fortschrittliche Presse einen herrschenden Einfluß aus. Als Vertreter des extremsten Individualismus bekämpfte er alle auf Stärkung der Staatsgewalt gerichteten Bestrebungen, die Verstaatlichung der Eisenbahnen, die Vermehrung der Einnahmen durch hohe Zölle, die Beschränkung der Gewerbe- und Handelsfreiheit und die soziale Reformgesetzgebung der Reichsregierung. Dabei nahm seine durchaus negative Opposition gegen den Fürsten Bismarck mehr und mehr einen persönlichen Charakter an, und er verkündete den Sturz des Reichskanzlers wiederholt offen als sein Ziel. Zu diesem Zweck verbündete er sich mit den Ultramontanen, den Sozialdemokraten und allen antinationalen Elementen, verleugnete seine frühere Haltung in der kirchenpolitischen Frage und erreichte es in der That, daß er mit Windthorst in dem 1884 gewählten Reichstag die Mehrheit beherrschte. Obwohl sein Auftreten in der Fortschritts-, später deutschen freisinnigen Partei wiederholt bei den gemäßigten Elementen auf Widerspruch stieß, so wußte er diesen doch immer unschädlich zu machen, besonders durch seinen Einfluß auf die Presse, wie er denn auch 1885 ein eignes Blatt, die „Freisinnige Zeitung“, gründete. Während er aber einerseits den Bruch mit den Nationalliberalen zu einem unversöhnlichen machte, so schädigte er auch seine eigne Partei, wie der Ausfall der Landtagswahlen seit 1882 und der Reichstagswahlen 1887 bewies. Er schrieb: „Das preußische Staatsschuldenwesen und die preußischen Staatspapiere“ (Bresl. 1869); „Das neue Gesetz, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen“ (das. 1870); „Praktische Anleitung zur Gründung und Errichtung von Konsumvereinen“ (Berl. 1867) u. a.
10) Karl Thomas, Nationalökonom und Dichter, geb. 4. Nov. 1838 zu Leitmeritz, studierte in Wien, befaßte sich dann in Paris mit der Quellenforschung zu seinem umfangreichen Werk „Das Staats- und
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 815. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0815.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2021)