verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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Gesellschaftsrecht der französischen Revolution“ (Berl. 1865–66, 2 Bde.). Nach Wien zurückgekehrt, war er eine Zeitlang Sekretär der Donau-Dampfschiffahrtsgesellschaft, habilitierte sich 1868 als Dozent der Nationalökonomie an der Universität in Prag und wurde 1872 zum ordentlichen Professor ernannt. 1873 ward ihm die Redaktion des offiziellen Weltausstellungsberichts übertragen; die Frucht dieser Thätigkeit war seine Schrift „Die Fortschritte der Kultur“ (Prag 1875). Von seinen nationalökonomischen Schriften sind hervorzuheben: „Kunst und Wissenschaft und ihre Rechte im Staat“ (Berl. 1863) und „Einleitung in das Studium der Volkswirtschaft“ (Prag 1871). Als Dichter (unter dem Pseudonym Karl Thomas) war R. sehr fruchtbar. Von seinen zahlreichen dramatischen Arbeiten wurden das Trauerspiel „Samson“ und mehrere Lustspiele an größern Bühnen aufgeführt; er veröffentlichte in Zeitschriften epische und lyrische Gedichte („Katharina Wilms“, „Das Wasser kommt“, „Die Blinde“), in Lindaus „Nord und Süd“ die Novellen: „Die Großmutter“ und „Die Braut“. R. starb 15. Okt. 1878.
11) Hans, bedeutender Musikdirigent, geb. 4. April 1843 zu Raab in Ungarn, trat 1853 als Chorknabe in die Wiener Hofkapelle, studierte darauf 1860 bis 1865 am Konservatorium der Musikfreunde Klavier und Komposition und wurde 1868 auf Empfehlung R. Wagners, bei dem er ein Jahr lang in der Schweiz geweilt hatte, zum Chordirektor an der Münchener Oper ernannt. Im J. 1870 leitete er die erste Aufführung des „Lohengrin“ in Brüssel, wirkte 1871–75 als Kapellmeister am Nationaltheater zu Budapest und wurde, nachdem er 1875 ein großes Orchesterkonzert zu Wien mit außerordentlichem Erfolg dirigiert hatte, als Nachfolger Dessoffs Kapellmeister der Hofoper und zugleich Dirigent der Philharmonischen Konzerte in Wien. 1878 erhielt er die zweite Kapellmeisterstelle der Hofkapelle. R. dirigierte 1876 die Nibelungenaufführungen in Baireuth und 1877 abwechselnd mit Wagner die Wagner-Konzerte in London. Seit 1879 veranstaltete er jährlich Orchesterkonzerte in den Hauptstädten Großbritanniens.
Richterpflicht, verletzte, s. Beugung des Rechts aus Parteilichkeit.
Richterswyl, Marktflecken im schweizer. Kanton Zürich, am Zürichsee, Station der Dampfer und der Eisenbahn Zürich-Glarus-Linththal, mit (1880) 3826 Einw., welche Baumwollspinnerei, Seiden- und Parkettfabrikation betreiben. Die Bahnlinie Wädenswyl-Einsiedeln (seit 1877) hat den Zug der nach Einsiedeln Pilgernden, die früher in R. die Dampfboote verließen, von R. abgelenkt.
Richthofen, 1) Emil, Freiherr von, Diplomat, geb. 11. Juni 1810, trat nach Vollendung seiner akademischen Studien in den preußischen Staatsverwaltungsdienst, ward 1838 Intendanturrat, 1843 Geheimer Kriegsrat, 1846 Generalkonsul in Jassy, 1849 in Madrid, im März 1851 Ministerresident in Mexiko, dann preußischer Bevollmächtigter bei der europäischen Kommission für die Reorganisation der Donaufürstentümer, 1859 Gesandter bei den Hansestädten und mecklenburgischen Höfen und 1867 in Stockholm. 1874 nahm er seinen Abschied und lebt in Baden-Baden. Er schrieb: „Die Medizinaleinrichtungen des preußischen Heers“ (Bresl. 1836–37, 2 Bde.); „Der Haushalt der Kriegsheere“ (Berl. 1840, 2 Bde.); „Die äußern und innern politischen Zustände der Republik Mexiko“ (das. 1859); „Die mexikanische Frage“ (das. 1862); „Geschichte der Familie Prätorius von R.“ (Magdeb. 1884).
2) Karl Otto Johannes Theresius von, Germanist, geb. 30. Mai 1811 zu Damsdorf bei Striegau, war 1842–60 Professor an der Universität zu Berlin, 1849 Mitglied des Erfurter Parlaments und später auch des Abgeordnetenhauses, lebte aber nach Niederlegung seiner Professur nur wissenschaftlichen Studien; starb 7. März 1888 in Damsdorf. R. hat sich auf dem Gebiet des friesischen Rechts in den Werken: „Friesische Rechtsquellen“ (Berl. 1840) und „Altfriesisches Wörterbuch“ (Götting. 1840) sowie durch seine Ausgabe der „Lex Frisionum“ in den „Monumenta Germaniae historica“ (Legum Tom. III, 1863; neu aufgelegt von de Geer, Leeuward. 1866) und durch seine „Untersuchungen über friesische Rechtsgeschichte“ (Berl. 1880–86, 3 Tle. in 4 Bänden) als ausgezeichneter Germanist bekundet. Außerdem schrieb er: „Zur Lex Saxonum“ (Berl. 1868) und gab dieselbe ebenfalls in den „Monumenta Germaniae“ (Leg. T. V, 1875) mit seinem Sohn Karl Friedrich heraus. Historischen Inhalts ist seine Schrift „Die ältern Egmonder Geschichtsquellen“ (Berl. 1886).
3) Ferdinand, Freiherr von, Reisender und Geolog, geb. 5. Mai 1833 zu Karlsruhe in Schlesien, besuchte die Universität zu Breslau, setzte später in Berlin unter Beyrich, Weiß und Ritter seine Studien fort und promovierte 1856 mit einer Arbeit über den Melaphyr. Im Sommer 1856 vollendete er eine geologische Aufnahme des südöstlichen Tirol, und im Herbst 1856 machte er einen praktischen Kurs bei der geologischen Reichsanstalt in Wien durch, woselbst er bis 1860 blieb. In diesem Jahr begleitete er die preußische Expedition nach Ostasien, besuchte Japan, China, Siam, Manila und die holländischen Besitzungen Hinterindiens, kam unter anderm nach noch nicht bekannten Teilen von Java, unternahm eine Reise von Bangkok in Siam zu Land nach Maulmain am Bengalischen Meerbusen und hatte dann die Absicht, von Kalkutta aus Zentralasien zu durchwandern, welcher Plan indessen nicht zur Ausführung kam. R. ging statt dessen nach San Francisco, durchreiste Kalifornien und die Sierra Nevada und begab sich 1868 nach Schanghai, von wo aus er bis 1872 fast ganz China und Teile von Japan bereiste. 1872 nach Europa zurückgekehrt, wurde er 1873 Präsident der Berliner Gesellschaft für Erdkunde, welche Stelle er bis Ende 1878 bekleidete. 1875 erhielt R. eine Berufung als Professor der Geologie an die Universität zu Bonn mit der Bewilligung, die Stelle erst nach Vollendung der ersten Teile seines Reisewerkes antreten zu dürfen, was 1879 geschah. Seit Ostern 1883 wirkte er als Professor der Erdkunde an der Universität zu Leipzig, seit Oktober 1886 an derjenigen zu Berlin. Von seinen Resultaten sind besonders zu erwähnen: die Untersuchungen über den geologischen Bau von China, das Vorkommen der Steinkohle daselbst, den asiatischen Löß, die Verbreitung der Nummulitengesteine auf den Philippinen, seine systematischen Arbeiten über die trachytischen Gesteine und verschiedene Gegenstände der physischen Geographie, endlich seine geographisch-statistischen Arbeiten über Kaliforniens Goldreichtum. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften hat er veröffentlicht: „Geognostische Beschreibung der Umgegend von Predazzo etc.“ (Gotha 1860); „Die Kalkalpen von Vorarlberg und Nordtirol“ (im „Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt“ 1859, 1861); „Die Metallproduktion Kaliforniens“ (Gotha 1865); „The natural system of volcanic rocks“ (San Francisco 1867); „China. Ergebnisse eigner Reisen und darauf gegründeter Studien“ (Berl. 1877–81, Bd. 1, 2, 4);
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 816. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0816.jpg&oldid=- (Version vom 22.9.2021)