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Seite:Meyers b13 s0824.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

Volkes Beschwerde zu führen. Er gewann hier die Gunst des Papstes, der ihn 1344 zum Notar der städtischen Kammer ernannte. Da der Druck des Adels immer höher stieg, erschien R. 20. Mai 1347 in der Mitte einer Volksschar auf dem Kapitol, ließ sich mit Zustimmung des päpstlichen Legaten zum Volkstribun ausrufen, stellte die republikanische Verwaltung her, bildete eine Bürgerwehr, wodurch er den Adel zur Flucht oder zur Unterwürfigkeit zwang, und führte strenge Gerechtigkeitspflege ein. Zugleich suchte er die alte Macht der römischen Republik herzustellen, indem er an alle Fürsten und Städte Italiens, ja auch an den Kaiser Karl IV. und an den König von Frankreich Einladungen zu einer Versammlung in der alten Hauptstadt Italiens und der Welt ergehen ließ. Das große italienische Verbrüderungsfest, das 2. Aug. in Rom stattfand, wurde aber von R. bloß benutzt, um durch prahlerische Aufzüge und Schaustellungen seiner und der Römer Eitelkeit zu schmeicheln. Noch erfocht er 20. Nov. einen blutigen Sieg über den widerspenstigen Adel. Das Glück machte ihn jedoch übermütig. Seine schwelgerische Lebensweise sowie mancherlei Bedrückungen, besonders von seiten der Trabantenschar, mit welcher er sich umgab, entzogen ihm die Liebe des Volkes, der Papst wandte sich von ihm ab, und nach zehnmonatlicher Herrschaft mußte er im März 1348 vor dem zurückkehrenden Adel die Flucht ergreifen. Kaiser Karl IV., zu dem er 1350 nach Prag floh, schickte ihn 1352 in Ketten zum Papst Clemens VI. nach Avignon, und nur der Fürsprache Petrarcas hatte er eine milde Behandlung zu verdanken. Papst Innocenz VI. suchte bei seiner Thronbesteigung Rienzis Einfluß zur Unterwerfung des römischen Adels zu benutzen und schickte ihn (1354) im Gefolge des Kardinals Albornoz mit dem Titel eines Senators nach Rom. R. vertrieb zwar den Adel aufs neue, war aber nicht mehr der begeisterte Republikaner, sondern der Diener des Papstes, dessen Gelddurst er durch Ermordung des reichen Bandenführers Fra Moreale und durch neue Auflagen befriedigen mußte. Dies brachte das Volk abermals gegen ihn auf. Im Kapitol von seinen Feinden 8. Okt. 1354 überfallen, entfloh er in Bettlertracht, ward aber eingeholt und von einem Diener des Hauses Colonna grausam ermordet. Seinen Leichnam schleifte der Pöbel durch die Stadt, verbrannte ihn und streute die Asche in die Luft. Rienzis Schicksal ward von Bulwer als Stoff eines Romans, von Jul. Mosen zu einem Trauerspiel und von Richard Wagner zu einer Oper benutzt. Vgl. Papencordt, Cola di Rienzo und seine Zeit (Hamb. 1841); Auriac, Étude historique sur Nic. R. (Amiens 1885); Rodocanachi, Colas di R. (Par. 1888).

Riepenhausen, 1) Ernst Ludwig, Kupferstecher, geb. 1765 zu Göttingen, wurde Universitätskupferstecher daselbst und machte sich besonders bekannt durch seine Stiche nach Hogarths Sittengemälden, die seit 1794 mit den Erklärungen von Lichtenberg erschienen. Er starb 28. Jan. 1840.

2) Franz und Johannes, Maler und Kupferstecher, Söhne des vorigen, ersterer 1786, letzterer 1789 zu Göttingen geboren, hatten erst ihren Vater zum Lehrer, bildeten sich dann unter Tischbein auf der Akademie zu Kassel, seit 1805 zu Dresden und seit 1807 in Italien besonders nach Raffael aus und wählten Rom zu ihrem bleibenden Aufenthalt. Kreidezeichnungen zu Goethes „Faust“, zu Schillers „Taucher“ und zu dessen „Kampf mit dem Drachen“, Darstellungen aus dem Leben Karls d. Gr. und viele Bilder religiösen Inhalts gehören in diese Periode. 1822 vollendeten sie die Geschichte der heil. Elisabeth für den Herzog von Cambridge und die Verklärung Raffaels. Für den Saal des Guelfenordens in Hannover malten die Brüder 1825 das große Ölgemälde: Heinrich der Löwe, den Kaiser Friedrich I. beim Herausgehen aus der Peterskirche gegen den meuchlerischen Anfall der Römer schützend, Gemeinschaftlich führten sie auch die „Geschichte der Malerei in Italien“ (Stuttg. u. Tübing. 1810–20, 2 Hefte), 24 Umrisse nach den italienischen Meistern vor Perugino, eine Reihe von Umrissen nach Pausanias’ Beschreibung der polygnotischen Gemälde in der Lesche zu Delphi (32 Blätter) und 16 Blätter Radierungen zu Tiecks „Genoveva“ aus. Franz starb 3. Jan. 1831, nachdem er noch zum Katholizismus übergetreten war. Johannes gab die Zeichnungen, welche beide zur bildlichen Darstellung des Lebens Raffaels ausgeführt hatten, unter dem Titel: „Vita di Raffaello“ (Rom 1834, 14 Blätter; deutsche Ausg., Götting. 1835; neue Ausg., Berl. 1876) heraus. Er hat danach noch mehrere Gemälde ausgeführt, z. B.: Raffaels Tod (1836), Erich von Braunschweig bittet in Kufstein bei Maximilian I. für die Gefangenen (1837), Untergang der Familie Cenci (1839), und starb im September 1860 in Rom.

Ries, Papiermaß, s. Papier, S. 678.

Ries (Nördlinger R.), fruchtbare Ebene auf der Grenze des Schwäbischen und Fränkischen Jura in Bayern, mit einem kleinen Stück auch nach Württemberg hinüberreichend, ist 16–18 km lang und breit, wird von der Wörnitz und Eger durchströmt und von den verschiedenen Massen der Juraformation eingeschlossen, während es selbst den jüngsten Erdbildungen angehört. Nördlingen liegt im Innern des R., Wemding am Ost- und Öttingen am Nordrand desselben. Vgl. Mayer, Über die Ortsnamen im R. (Nördling. 1887).

Ries, 1) Name einer Musikerfamilie, deren Stammvater Franz Anton (geb. 10. Nov. 1755 zu Bonn, gest. 1. Nov. 1846 daselbst) in der Bonner kurfürstlichen Kapelle neben Beethoven, B. Romberg u. a. eine geachtete Stellung als Violinist einnahm. Sein ältester Sohn, Ferdinand, Klavierspieler und Komponist, geb. 28. Nov. 1784 zu Bonn, erhielt den ersten Musikunterricht von seinem Vater und vollendete seine Ausbildung in München und Wien, hier von 1801 bis 1805 als Beethovens unmittelbarer Schüler. Nach längern Kunstreisen, besonders im Norden Europas, kam R. 1813 nach London, wo seine Leistungen solche Anerkennung fanden, daß er bis 1823 dort blieb. Dann zog er sich, in den Besitz eines ansehnlichen Vermögens gelangt, nach Godesberg zurück, von wo aus er mehrere Kunstreisen nach England und Italien unternahm, folgte jedoch 1834 dem Drang nach einer amtlichen Thätigkeit und trat die Stelle eines städtischen Kapellmeisters in Aachen an. Äußere Hindernisse veranlaßten ihn, dies Amt schon zwei Jahre später aufzugeben; nach Frankfurt a. M. übergesiedelt, fand er einen Ersatz dafür in der Leitung des Cäcilienvereins, welche er bis zu seinem Tod, 13. Jan. 1838, fortführte. Seine Kompositionen, deren er an 200 jeder Gattung der Vokal- und Instrumentalmusik veröffentlicht hat, lassen durch Form und Inhalt den Schüler Beethovens erkennen, ermangeln jedoch der nötigen geistigen Kraft, um sich neben denen des Meisters auf die Dauer behaupten zu können. Seinem längern vertrauten Umgang mit Beethoven sind die zum Studium desselben als Künstler und Mensch noch heute wichtigen Mitteilungen zu verdanken, die er gemeinschaftlich mit Wegeler

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 824. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0824.jpg&oldid=- (Version vom 4.12.2023)
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