Zum Inhalt springen

Seite:Meyers b13 s0826.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13

und zwar unterscheidet die nordische Mythologie Joten, Bergriesen, Trolden oder Tröllen, gespenstige Wesen in Riesengestalt, und Thursen oder Zauberriesen. Sie sind ursprünglich die Personifikation des Ungeheuern und Ungestümen, Finstern und Feindseligen in der Natur, der rohen, ungezähmten Elemente, namentlich des Sturms und Unwetters. Bei den Skandinaviern erscheinen sie in spezieller Beziehung zu den Winterstürmen als Eis- und Frostriesen. Die deutschen Volkssagen nennen die R. Hünen. In der Heldensage erscheinen Sigenôt und Fasold als R. Die letzte Rolle spielen die R. in den Ritterromanen des Mittelalters neben Zwergen, Feen und Zauberern; der Volksglaube versetzte ihren Wohnsitz in ferne Gegenden, wohin sie allmählich zurückgedrängt worden. Ohne Zweifel fanden die Sagen von R. wie von andern Ungeheuern (Drachen etc.) eine immer neue Stütze in der Auffindung von Knochen ausgestorbener Dickhäuter, wie denn z. B. der heil. Augustinus den Zahn eines Mammuts für den Backenzahn eines Riesen erklärte, aus dem die Zähne für 100 gewöhnliche Menschen geschnitten werden könnten.

Riesen, Vorrichtung zum Transport von Holz, s. Holztransportwesen.

Riesenalk, s. Alk.

Riesenbetten etc., s. Gräber, prähistorische.

Riesenblume, s. Rafflesia.

Riesenbovist, s. Lycoperdon.

Riesenburg, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Marienwerder, Kreis Rosenberg, an der Liebe und der Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn, hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, ein Realprogymnasium (Webers Stiftung), ein Rettungshaus für verwahrloste Kinder, ein Amtsgericht, eine Zuckerfabrik, Tuchmacherei, Färberei und (1885) mit der Garnison (3 Eskadrons Ulanen Nr. 8) 4302 meist evang. Einwohner. R. war die eigentliche Residenz der Bischöfe von Pomesanien (1276–1523).

Riesendamm, s. Giant’s Causeway.

Riesenfaultier, s. Megatherium u. Zahnlücker.

Riesengebirge, der höchste Teil der Sudeten (s. d.) und das eigentliche Hochgebirge derselben. Das R. im engern Sinn erstreckt sich von den Quellen des Zacken bis zum Ursprung des Bober. Dort erhebt es sich unmittelbar östlich vom Iserkamm über dem 720 m hohen Paß zwischen Schreiberhau in Schlesien und Harrachsdorf in Böhmen, hier fällt es zum tiefen Einschnitt ab, dem die für die Kriegsgeschichte Schlesiens so wichtige Straße von Landeshut nach Trautenau folgt. Es hat die Länge von etwa 37 und eine Breite von 25 km, so daß es im ganzen gegen 1110 qkm (20 QM.) umfaßt. Von der südlichen oder böhmischen Seite, wo Hohenelbe 455 m ü. M. liegt, steigt das R. nur allmählich aufwärts bis zu dem eigentlichen, kaum 6 km breiten Hochgebirge, dessen höchste, nebeneinander liegende Bergkuppen und Bergrücken den Kamm des Gebirges bilden, auf welchem die Grenze zwischen Böhmen und Schlesien hinläuft. Dagegen stuft es sich weit steiler von dem dem Nordrand weit näher gerückten höchsten Kamm in den 1000 m tiefer gelegenen freundlichen, reich angebauten Kessel des Hirschberger Thals ab, wo Warmbrunn 351 und Hirschberg 313 m ü. M. liegen. Hier bietet es dem Auge einen mannigfach ausgeschweiften Rücken (Kamm), steile Felsabhänge und abwechselnd tiefe, finstere Schluchten dar. Der Kamm hat eine durchschnittliche Höhe von 1250 m, während eine Reihe von Gipfeln auf demselben über 1350 m ansteigen, und im allgemeinen erscheint er von der Nordseite wie eine Mauer, über die nur wenige Fußsteige führen, und die nur in der Mitte einen Einschnitt besitzt, der bis 1100 m Höhe, bis in die Waldregion, hinabgeht. Es folgen in diesem Grenzrücken von W. nach O.: der Reifträger (1350 m), das Hohe Rad (1509 m), die Große Sturmhaube (1424 m), die Kleine Sturmhaube (1369 m) und gegen das Ostende der höchste Berg Mitteldeutschlands, die 1603 m hohe Schneekoppe (s. d.). Nordöstlich von letzterer folgt dann der Forstkamm mit der Schwarzen Koppe (1349 m), weiterhin der Schmiedeberger Kamm, an welchen sich nordwärts bis zum Bober der Landeshuter Kamm anschließt, während der Hauptkamm hier einen Bogen nach S. macht und als R. im Kolbenberg östlich von Kleinaupa endigt. Über den beschriebenen Hauptkamm des Gebirges zieht sich die schlesisch-böhmische Landesgrenze, so daß nur der kleinere nördliche Teil des Riesengebirges dem preußischen, der größere südliche dagegen dem österreichischen Staat angehört. Mit dem Hauptzug parallel laufen, durch ein unterbrochenes Längenthal davon getrennt, im S. die Böhmischen Kämme, in der Mitte durchbrochen durch die tiefe Thalschlucht der Elbe, die sich dort aus der auf der hoch gelegenen und ausgedehnten Mulde der Elbwiese im W. entspringenden Elbe, welche bei dem Hinabstürzen in den tiefen Elbgrund den Elbfall bildet, und dem von der großen Weißen Wiese im O. herabkommenden Weißwasser gesammelt hat, nachdem bereits zuvor sich mit Elbe und Weißwasser die Gewässer aus den Siebengründen, gleichfalls dem Hauptkamm auf seiner südlichen Seite entfließend, vereinigt haben. Auf den Böhmischen Kämmen sind der Brunnberg (1502 m), südlich von der Schneekoppe, und der schmale, zackige Ziegenrücken im O., der Krkonosch (1478 m) und der Kesselberg (1435 m) im W. vom Elbdurchbruch, im S. vom Ziegenrücken der Lange Grund mit dem Klausenwasser und dem vielbesuchten Dorf St. Peter bemerkenswert. Zwischen den Westenden der beiden Ketten sammelt sich die Kleine Iser, während vom Südostgehänge der Schneekoppe der 400 m tiefe pittoreske, felsige Aupa- oder Riesengrund nach Böhmen hinabzieht. Das von Iser und Aupa eingeschlossene südlichere Gehänge ist ein von zahlreichen südlich verlaufenden Schluchten durchschnittenes Waldland. Das Nordgehänge hat ebenfalls tiefe, felsige Schluchten, deren Gewässer sämtlich zum Bober fließen; unter ihnen sind die westlichen: der Zacken, die Zackerle und Kochel (diese beiden bekannt durch ihre Wasserfälle). Unter den felsigen Schluchten der Nordseite sind die des Kleinen und Großen Teichs, im NW. der Schneekoppe, mit kleinen Seen in der Tiefe, aus denen die Lomnitz abfließt, und vor allen die großartigen Felsenschluchten und Kessel der Kleinen und Großen Schneegrube, am Hohen Rad, zu nennen, in deren Tiefe sowie in der Agnetendorfer Schneegrube sich dauernde Schneeflecke erhalten. Unter den Randhöhen des Riesengebirges auf seiner Nordseite, also am Hirschberger Thal, treten ganz besonders der Gräberberg mit der Annakapelle, über Arnsdorf und Seidorf, der durch seine prachtvolle Aussicht und seine Burgruine berühmte Kynast (589 m), über Hermsdorf, und die Bismarckhöhe, auf dem Hummel zwischen Petersdorf und Agnetendorf, hervor. Das Hauptgestein des Riesengebirges ist Granit, welcher aus der Tiefe des Hirschberger Thals bis zum Rücken der Böhmischen Kämme im S. reicht, von wo an am übrigen Südgehänge kristallinisches Schiefergebirge, vorzugsweise Glimmerschiefer, herrscht, der auch den Südosten und Osten einnimmt, wo er bis auf die Höhe

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 826. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0826.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2023)
OSZAR »