verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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Tragödien national-römischen Inhalts, sogen. Fabulae praetextae, zu schaffen, und dieser Versuch fand auch Nacheiferung, doch überwog durchaus die Nachbildung griechischer Tragödien. Die bedeutendsten Vertreter der republikanischen Tragödie sind Quintus Ennius (239–170), M. Pacuvius (220–130) u. L. Accius (Attius, 170 bis um 104). Von ihren zahlreichen, noch lange nach ihrem Tod aufgeführten Stücken sind nur Bruchstücke erhalten, welche als Eigentümlichkeit dieser Tragiker bisweilen in Schwulst oder Trivialität ausartende Gravität in der Haltung der Charaktere wie in Gedanken und Sprache erkennen lassen. Aus der Kaiserzeit besitzen wir in den durchaus rhetorischen, schwerlich für die Bühne bestimmten Stücken des Seneca (s. d.) die einzigen uns erhaltenen Tragödien der römischen Litteratur. Von den übrigen Tragödienschreibern des 1. Jahrh. n. Chr., in welchem das dramatische Dichten überhaupt immer mehr erlosch, ist uns wenig mehr als die bloßen Namen bekannt. Auch die Komödie bewegte sich anfangs in der von Livius eingeschlagenen Bahn mehr oder minder freier Nachahmung griechischer Stücke und zwar vorzugsweise der sogen. neuern Komödie. Seinen Höhepunkt erreichte dieses nach griechischen Mustern geschriebene Lustspiel, die sogen. Comoedia palliata, durch T. Maccius Plautus (gest. 184) und P. Terentius (gest. 159 v. Chr.), von denen wir die einzigen vollständigen Komödien der römischen Litteratur besitzen. Ungefähr gleichzeitig mit dem letztern kam die Comoedia togata auf, die in den Formen der griechischen Komödie nationale Stoffe behandelte, und der sich nunmehr die besten Kräfte zuwandten. Als ihr Hauptmeister galt den Alten L. Afranius (um 150 v. Chr.). Im Anfang des 1. Jahrh. v. Chr. machten L. Pomponius und Novius den erfolgreichen Versuch, das alte echt italische Volksspiel der Atellane (s. d.) einer kunstgerechten Behandlung zu unterwerfen, wie dies seit der Mitte desselben Jahrhunderts mit dem gleichfalls altnationalen Mimus (s. Mimen) durch Decimus Laberius und Publilius Syrus geschah. Während in der Kaiserzeit die Comoedia palliata und Comoedia togata allmählich von der Bühne verschwanden, bestanden die Atellane und der Mimus noch lange fort, freilich vorwiegend als Belustigung der untern Volksklassen; die Unterhaltung der höhern Stände bildete der stumme, ballettartige Pantomimus.
Den Anfang des römischen Kunstepos bezeichnen ebenfalls Livius Andronicus und Gajus Nävius, von denen jener die Odyssee zum Schulgebrauch übersetzte, dieser den ersten Punischen Krieg beschrieb, beide in dem rohen einheimischen saturnischen Versmaß. Der eigentliche Schöpfer des römischen Epos ist jedoch Quintus Ennius, der mit seinem Hauptwerk, den Roms Geschichte von der Gründung bis auf seine Zeit behandelnden „Annales“, den griechischen Hexameter einbürgerte. Auf der von Ennius eingeschlagenen Bahn der Verherrlichung nationaler Thaten bewegte sich das römische Epos fast ausschließlich bis in die Zeit des Cicero. In dieser fing man an, mit Vorliebe mythische Stoffe der Griechen episch zu behandeln, besonders in Anlehnung an die alexandrinischen Dichter. Eine Probe dieser Richtung besitzen mir noch in Catulls Epyllion von der Hochzeit des Peleus und der Thetis, überhaupt der einzigen vollständig erhaltenen epischen Dichtung der republikanischen Zeit. Im Augusteischen Zeitalter finden sich beide Gattungen, das historische und heroische Epos, durch eine Reihe von Dichtern vertreten. Beide Richtungen vereinigte in seiner „Aeneïs“ Vergilius Maro (70–19 v. Chr.), der den Höhepunkt des römischen Epos bezeichnet und von unberechenbarem Einfluß auf die Poesie der Folgezeit gewesen ist. Aus dem 1. Jahrh. n. Chr. besitzen wir von historischen Epen hauptsächlich die „Pharsalia“ des Lucanus und die „Punica“ des Silius Italicus, während die heroische Gattung die „Argonautica“ des Valerius Flaccus und die „Thebaïs“ und „Achilleïs“ des Statius vertreten. Die weltlichen historischen Epen, die aus den folgenden Jahrhunderten noch vorhanden sind, von Porfirius Optatianus (4. Jahrh.), Claudianus, Merobaudes, Sidonius Apollinaris (5. Jahrh.), Priscianus, Corippus und Venantius Fortunatus (6. Jahrh.), haben durchaus panegyrische Haltung und dienen der Verherrlichung der Kaiser oder einflußreicher Männer. Von diesen ist Claudianus der bedeutendste Dichter und zugleich neben Dracontius (Ende des 5. Jahrh.) einer der letzten Bearbeiter mythologischer Stoffe.
Die dem nüchternen römischen Sinn besonders zusagende didaktische Dichtung fand bei den Römern früh und zu allen Zeiten Pflege. Unter den Kunstdichtern verfaßte schon Ennius, dann der Tragiker Accius u. a. mancherlei Didaktisches. Doch wurde die Form des griechischen Epos erst gegen Ende der Republik herrschend, wo Lucretius sein philosophisches Lehrgedicht „De natura rerum“ verfaßte, die einzige aus republikanischer Zeit vollständig erhaltene Dichtung dieser Art. Von Ciceros Übersetzung der „Phaenomena“ des Aratos ist nur ein Teil auf uns gekommen. Auch auf diesem Gebiet erreichte Vergil das Höchste mit seinen „Georgica“, welche selbst alle griechischen Dichtungen dieser Art weit hinter sich zurücklassen. Neben ihm ist von den zahlreichen didaktischen Dichtern der Augusteischen Zeit, welche sich vorzugsweise den Alexandrinern anschlossen, der bedeutendste Ovid, der sich jedoch nur in den „Metamorphosen“ und den „Halieutica“ des epischen Maßes, in seinen übrigen Gedichten, wie besonders „Ars amandi“ und „Fasti“, der elegischen Form bediente. Aus dieser und den folgenden Zeiten des 1. Jahrh. n. Chr. besitzen wir noch das Jagdgedicht des Gratius zum Teil, von dem sogen. Manilius eine größere Dichtung astronomischen Inhalts, von Germanicus (dem Adoptivsohn des Tiberius) eine Bearbeitung der „Phaenomena“ des Aratos, von Columella ein Gedicht über Gartenbau, von dem angeblichen Lucilius ein Gedicht über den Ätna und seine vulkanischen Erscheinungen; aus dem 3. Jahrh. die versifizierte Arzneimittellehre des Serenus Sammonicus und das Jagdgedicht des Nemesianus; aus dem 4. Jahrh. außer vielem Didaktischen in den Werken des Ausonius, wie der „Mosella“, von Palladius ein Gedicht über den Landbau und von Avienus Bearbeitungen des Aratos und der Erdbeschreibung des Dionysios sowie eine in Iamben verfaßte Küstenbeschreibung; aus dem 5. Jahrh. außer Gedichten Claudians von Namatianus die Beschreibung seiner Heimreise in elegischem Maß; aus dem 6. Jahrh. Priscians Bearbeitung des Dionysios u. a. Aus dem 4. Jahrh. stammt die Spruchsammlung des sogen. Cato. Ist in den meisten der genannten Dichtungen die metrische Form nur äußerliche Zuthat, so fehlt jeder poetische Gehalt in den für Schulzwecke verfaßten Lehrgedichten der Grammatiker, wie in des Terentianus Maurus „Lehrbuch der Metrik“ (3. Jahrh.) und den Gedichten Unbekannter über rhetorische Figuren („De figuris vel schematibus“) und über Maße und Gewichte („De ponderibus et mensuris“) u. a.
In naher Beziehung zu der didaktischen Dichtung
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 926. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0926.jpg&oldid=- (Version vom 15.11.2024)