verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
|
der Catilinarischen Verschwörung und des Kriegs mit Jugurtha, zwei zu allen Zeiten bewunderte Werke. Unter der Regierung des Augustus schrieb T. Livius (geb. 59 v. Chr.) sein großes historisches Werk, die Geschichte Roms von seiner Erbauung bis zum Tode des Drusus, wovon aber nur 35 Bücher (von 142) erhalten sind, und Pompejus Trogus die erste Universalgeschichte („Historiae Philippicae“), von der jedoch bloß ein Auszug des Justinus vorhanden ist. Von der umfänglichen historischen Litteratur des 1. Jahrh. v. Chr. hat sich nur eine geringe Anzahl von Werken gerettet, so von Vellejus Paterculus ein kurzer Abriß der römischen Geschichte, von Valerius Maximus eine historische Anekdotensammlung („Factorum dictorumque memorabilium libri IX“), beide ungefähr um 30 n. Chr. verfaßt, von Curtius Rufus (vielleicht um 41) eine Geschichte Alexanders d. Gr., von Julius Frontinus eine militärische Beispielsammlung (um 90 verfaßt), vornehmlich aber von Cornelius Tacitus größere Abschnitte seiner Kaisergeschichte, der Annalen und Historien, die zu den hervorragendsten Leistungen nicht bloß der römischen, sondern der ganzen Weltlitteratur gehören. Dem Anfang des 2. Jahrh. gehören an die zwölf Kaiserbiographien des Suetonius und die panegyrische Darstellung der römischen Geschichte von Julius Florus. In der Folgezeit wurde nach dem Vorbild des Sueton vorzugsweise die Hof- und Kaisergeschichte behandelt. Diese verlornen Schriften bilden die Hauptquelle der unter dem Titel: „Scriptores historiae Augustae“ auf uns gekommenen Sammlung von Kaiserbiographien, kritiklosen und rohen, aber für die Geschichte der Zeit von Hadrian bis Numerian (117–284) wichtigen Kompilationen von sechs verschiedenen Verfassern aus dem Ende des 3. und Anfang des 4. Jahrh. Bald nach der Mitte dieses Jahrhunderts verfaßten Aurelius Victor eine kurze Kaisergeschichte u. a., Eutropius und Festus Abrisse (Breviaria) der ganzen römischen Geschichte, von denen der des Eutrop wegen seiner Kürze, Einfachheit und Klarheit vielen Beifall bis in neuere Zeit fand. Weit über seinen Zeitgenossen steht der letzte römische Geschichtschreiber, Ammianus Marcellinus, der als Fortsetzung des Tacitus eine Geschichte von 96–378 n. Chr. in 31 Büchern schrieb, von denen jedoch nur die letzten 18 erhalten sind. Auf ihn folgen die christlichen Darsteller der Geschichte, wie Sulpicius Severus (um 400) und Orosius (um 417).
Die Beredsamkeit bildet in der klassischen Zeit den Mittelpunkt aller höhern Bildung in Rom. Ein tüchtiger Redner war ein Mann vom größten Einfluß, und seine Wirksamkeit verbreitete sich durch alle Kreise des politischen Lebens. Lange Zeit hindurch wurde aber Beredsamkeit nur geübt als eine Gabe der Natur, zu deren Ausbildung das öffentliche Leben in Rom unaufhörlich Anlaß gab. Der bedeutendste dieser naturalistischen Redner ist der alte Cato, der auch schon gehaltene Reden, allerdings als politische Streitschriften, veröffentlichte und eine Anleitung zur Beredsamkeit schrieb. Erst als man mit griechischer Rhetorik bekannt wurde, etwa seit 150 v. Chr., und griechische Rhetorenschulen entstanden, begann kunstmäßiges Studium der Beredsamkeit. Die bedeutendsten Vertreter der neuen, natürliche Anlage und Kunst verbindenden Richtung waren in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. die beiden Gracchen, namentlich der jüngere Gajus, zu Anfang des 1. Jahrh. M. Antonius und L. Licinius Crassus. Ihre höchste Blüte erreichte die römische Beredsamkeit durch M. Tullius Cicero, neben dem noch eine Anzahl älterer oder jüngerer Zeitgenossen Hervorragendes leisteten, wie Q. Hortensius, der ihm lange den Vorrang streitig machte, C. Scribonius Curio, Gajus Licinius Calvus, Julius Cäsar. Als mit der Monarchie die Gelegenheiten und Stoffe für die öffentliche Beredsamkeit sich verminderten, anderseits in demselben Maß Hindernisse und Schranken wuchsen, zog sich die Beredsamkeit immer mehr in die Schulen der Rhetoren zurück, wo sie als allgemeines Bildungsmittel in Übungsreden (declamationes: controversiae und suasoriae) über erdichtete, praktischen Zwecken fern liegende Themata in ausschließlicher Rücksicht auf die Form getrieben wurde. Ein anschauliches Bild von dem Treiben in den Rhetorenschulen gibt der Rhetor Annäus Seneca in seiner Sammlung von Übungsthemata, wie sie in seiner Jugend von den namhaftesten Rhetoren behandelt wurden. Der Schulmanier entsprechend, gestalteten sich auch die öffentlichen Reden immer mehr zu bloßen Deklamationen, trotz der Hinweisung eines Quintilian und Tacitus (in seinem „Dialogus de oratoribus“) auf die klassischen Muster. Neben letztern war ein hervorragender Redner der Zeit Plinius der jüngere, dessen Panegyrikus auf Trajan (100 n. Chr.) das Vorbild für die spätern Panegyriker geworden ist. Unter den Antoninen blühte M. Cornelius Fronto, durch den die geschmackloseste Anwendung von Archaismen Mode wurde, wie sie sich auch in der „De magia“ betitelten Rede des geistreichen Apulejus zeigt. Seit dem Ende des 3. Jahrh. ist Gallien mit seinen zahlreichen Rhetorenschulen der Hauptsitz der römischen Beredsamkeit. Diese gallische Beredsamkeit zeigt eine gewisse Glätte und Korrektheit, behandelt aber als ausschließliches Thema das Lob der Kaiser in pomphafter und schwülstiger Darstellung. Hauptvertreter dieser Gattung sind elf Reden von verschiedenen Verfassern aus dem Ende des 3. Jahrh. und dem 4. Jahrh., welche mit dem Panegyrikus des Plinius die Sammlung der „Panegyrici latini“ bilden. Vertreten ist die rhetorische Litteratur durch den sogen. Auctor ad Herennium (Cornificius?), eine Reihe Schriften Ciceros, unter denen die „De oratore“ betitelte den ersten Rang einnimmt, das Schriftchen des Rutilius Lupus (unter Tiberius) über die rhetorischen Figuren, Quintilians „Institutio oratoria“, die bedeutendste Leistung der Kaiserzeit auf diesem Gebiet, und eine Anzahl von Schriftstellern der spätern Zeit, wie Aquila Romanus, Julius Rufinianus, Julius Victor u. a.
Unter den philosophischen Werken der Römer stehen die Ciceros obenan, der sich um Einführung und Verbreitung griechischer Philosophie in Rom die größten Verdienste erworben hat. Nächst ihm ist L. Annäus Seneca (4–65 n. Chr.) der bedeutendste Schriftsteller in der Philosophie. Einige philosophische Schriften besitzen wir auch von dem schon genannten Apulejus. Die letzte bedeutendere Leistung auf diesem Gebiet ist die Schrift des Boethius (geb. 470 n. Chr.): „De consolatione philosophiae“.
Von einer wissenschaftlichen Behandlung der Mathematik und andrer damit verwandter Disziplinen finden sich erst kurz vor Augustus Spuren. Zu Ciceros Zeit war als Mathematiker, Astronom und Astrolog berühmt P. Nigidius Figulus, dessen zahlreiche Schriften aber untergegangen sind. Das einzige einigermaßen erhaltene Werk eines Römers über Geometrie ist das des Balbus unter Trajan. Aus dem 3. Jahrh. ist von Bedeutung die astronomische Schrift des Censorinus: „De die natali“;
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 928. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0928.jpg&oldid=- (Version vom 16.11.2024)