verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
|
werden. Die Peridien sitzen meist gruppenweise auf entfärbten Flecken der Blätter oder auf verdickten und verunstalteten Teilen von Blättern, Stielen, Blüten oder Stengeln oder auf den Blättern von Sprossen, die durch die Einwirkung der Parasiten eine gewisse regelmäßige, aber den Pflanzen fremdartige Gestaltung angenommen haben. In der Begleitung der Peridien (vgl. Tafel „Pflanzenkrankheiten“, Fig. 15 p) und etwas vor ihnen erscheinen sehr kleine, punktförmige Spermogonien (s), aus denen schleimartige Tröpfchen entleert werden, in denen die zahllosen Spermatien eingehüllt sind, welche innerhalb der Spermogonien abgeschnürt werden. Aecidium elatinum Alb. et Schw. ist an den Weißtannen Ursache des Krebses und der Hexenbesen. Die Krebsgeschwülste des Stammes sind tonnenförmige Verdickungen, welche durch ein ungewöhnliches Dickenwachstum des Holzes, der Rinde und des Bastes hervorgebracht werden, wobei das Holz oft durch Maserbildungen unregelmäßig wird und die Rinde birst, was ein Morschwerden des Holzes zur Folge hat. Zwischen den Zellen der genannten Gewebe befindet sich das Mycelium des Pilzes, welches hier eine sehr lange Dauer besitzt, indem die Krebsgeschwülste mitunter über 60 Jahre alt werden. Die Fruktifikation kommt aber nur an den Nadeln dünner Zweige vor, und die letztern stellen dann die Hexenbesen (s. d.) dar. Auf der Unterseite dieser Nadeln entstehen die Peridien. Die Nadeln fallen zeitig ab; aber der Hexenbesen verjüngt sich immer in dieser krankhaften Form, weil das Mycelium in ihm perenniert.
8) Peridermium Link. Wie Aecidium, aber die Peridien sind ziemlich groß, blasen- oder schlauchförmig und zerreißen unregelmäßig. P. pini Wallr. (Kiefernblasenrost) tritt auf der Rinde dickerer und dünnerer Zweige der Kiefer mit 4,5–9 mm langen und breiten Peridien, auf den Nadeln mit nur 2–3,5 mm großen Peridien auf. Die rindebewohnende Form ist den jüngern Kiefernzweigen schädlich wegen der durch die zahlreichen Peridien hervorgebrachten Verletzung der Rinde, befällt aber auch die Stämme und erzeugt dann den Kienzopf. Das Mycelium wuchert zwischen den Zellen des Bastes und dringt durch die Markstrahlen in das Holz ein, wo es die Harzkanäle zerstört; die Folge ist Verkienung des Holzes und Aufhören der Jahresringbildung an der befallenen Stelle. Wenn dieser Prozeß den ganzen Umfang des Stammes einnimmt, so stirbt der obere, dann „Zopf“ genannte Teil des Baums ab, und letzterer geht ein, wenn er nicht unterhalb der kranken Stelle Äste hat, die das Höhenwachstum wieder aufnehmen. Der Kiefernblasenrost steht mit dem auf Senecio-Arten lebenden Coleosporium Compositarum Lév. in Zusammenhang, welches die zugehörige Uredoform darstellt.
9) Caeoma Tul. Die Sporen stimmen nach Beschaffenheit und Entstehung durch kettenförmige Abschnürung mit Aecidium überein, aber die Peridie fehlt. Generationswechsel ist nicht bekannt. C. pinitorquum A. Br. (Kieferndrehrost) bildet mit seinen orangegelben Sporen bis 3 cm lange, hervorbrechende Schwielen oder Pusteln an den Zweigen junger Kiefern, vornehmlich der Sämlinge, bis zu zehnjährigem Alter und verursacht bisweilen in den Schonungen großen Schaden, indem die befallenen Triebe absterben und jüngere Pflanzen ganz darunter eingehen. Häufig sind die Zweige nur an einer Seite befallen und zeigen dann Krümmungen oder Drehwüchsigkeit. C. laricis R. Hart. bildet im Frühling rundliche oder längliche, blaßgelbe Sporenlager auf den Nadeln der Lärchen, welche dadurch rasch gelb werden und absterben; die Krankheit ist erst seit neuerer Zeit bekannt und stellenweise sehr schädlich aufgetreten. Vgl. DeBary, Neue Untersuchungen über die Uredineen (Berl. 1865); Schröter, Die Brand- und Rostpilze Schlesiens (Bresl. 1869).
Rostra (lat.), die gewöhnlich dreifachen, in der Wasserlinie liegenden eisernen Schnäbel der römischen Kriegsschiffe, mit denen man im Kampf das feindliche Schiff in den Grund zu bohren suchte; auch Bezeichnung der öffentlichen Rednerbühne auf dem Forum zu Rom, von den daran befestigten Schiffsschnäbeln der Kriegsschiffe, welche die Römer bei der Eroberung von Latium den Antiaten 338 v. Chr. abgenommen hatten.
Rostrāl, s. Rastral.
Rostrum (lat.), der Schnabel.
Röststärke, s. v. w. Dextrin.
Roswitha, Dichterin, s. Hroswitha.
Rot, in der physikal. Farbenlehre mit Blau und Gelb eine der drei Grundfarben, welche mit Blau Violett bildet. Die roten Lichtstrahlen werden unter allen übrigen Lichtstrahlen am schwächsten gebrochen, und daher steht das R. an dem einen Ende des Spektrums. Die roten Strahlen üben schwache chemische Wirkung aus, wärmen aber stark. Die wichtigsten roten Farbstoffe sind: Englischrot, Bolus, Chromrot, Realgar, Goldpurpur, Mennige, Zinnober, Krapp, Orlean, Orseille, Safflor, Holzrot, Alkanna, Drachenblut, Kochenille mit Karmin und die roten Teerfarben (s. die einzelnen Artikel). – Seit 1848 bezeichnet man mit R., der Farbe des Bluts, den äußersten, zu Gewaltthaten geneigten Radikalismus und sprach in Frankreich von einer „roten Republik“, von der „Partei der Roten“. In neuerer Zeit hat die Sozialdemokratie die rote Fahne zu ihrem Abzeichen erwählt.
Röt, s. Triasformation.
Rota (lat.), Rad, besonders das Rad am Altar der katholischen Kirche, worin die Monstranz steht; auch das Rad oder der Dreher an Klosterpforten und in den Zimmern der Kardinäle im Konklave.
Rota, roter Kapwein (s. d.).
Rotal, Gewicht, S. Artal.
Rotang, Pflanzengattung, s. Calamus.
Rota romāna (Ruota romana, ital., oft bloß Rota), ehedem das aus zwölf Prälaten bestehende Appellationsgericht in Rom, vor das namentlich alle im Kirchenstaat entstandenen und zur Appellation gebrachten Prozesse, welche über 500 Skudi betrugen, gehörten. Der Name Rota (Rad) soll von dem mit Marmor in Form von Rädern ausgelegten Sessionszimmer, nach andern daher rühren, daß an derselben Stelle früher ein öffentliches Gebäude in runder Form (rotunda) gestanden haben soll.
Rotation (lat.), Drehung, Umdrehung; in der Landwirtschaft s. v. w. Fruchtfolge.
Rotationsdispersion, s. Zirkularpolarisation.
Rotationsmagnetismus, s. Magnetelektrizität.
Rotationsmaschine, s. Schnellpresse.
Rotationspolarisation, s. Zirkularpolarisation.
Rotatōren, Rollmuskeln, an den Gelenken befindliche Muskeln, welche die Drehung der Glieder bewirken.
Rotatorĭen, s. v. w. Rädertiere (s. d.).
Rotauge, s. Rotkarpfen.
Rotbarbe (Rotbart), s. Seebarbe.
Rotbauch, Schmetterling, s. Nonne.
Rotbeize, s. Essigsäuresalze.
Rotbläßchen, s. Wasserhuhn.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 991. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s0991.jpg&oldid=- (Version vom 20.5.2022)