verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13 | |
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Seit 1848 hatte R. seinen Wohnsitz am Rande dieses Waldes zu Barbizon, wo er 22. Dez. 1867 starb. In der koloristischen Behandlung oft flüchtig und skizzenhaft, in der letzten Zeit dagegen zu detailliert und deshalb minder frisch, üben seine Landschaften doch stets einen tiefen poetischen Reiz. Seine Hauptwerke sind: Ansicht des Beckens von Paris und des Seinelaufs, Thal von Bas-Meudon und die Insel Séguin, Hochwald von Compiègne (1833), Abstieg von Kühen im obern Jura (1835), die Lache, Avenue de l’Isle-Adam, die Waldlisiere, Ausgang aus dem Wald von Fontainebleau (1852) und Sumpf in den Landes (1854, beide im Louvre zu Paris). Er erhielt 1867 die Ehrenmedaille der Pariser Weltausstellung. Vgl. Sensier, Souvenirs de Th. R. (Par. 1872).
Rousselaere (spr. rausselār, franz. Roulers), Hauptstadt eines Arrondissements in der belg. Provinz Westflandern, am Mandelbeke (Nebenfluß der Lys), Knotenpunkt an der Eisenbahn von Courtrai nach Brügge, hat ein schönes Stadthaus, eine stattliche Kirche zu St. Michael, Fabrikation von baumwollenen und halbwollenen Zeugen, Spitzen und Zichorie, bedeutenden Leinwandhandel und (1887) 19,735 Einw. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Hier 13. Juli 1794 Schlacht zwischen den Österreichern unter Clerfait und den Franzosen unter Pichegru und Macdonald.
Rousselin (spr. ruß’lä́ng), Philosoph, s. Roscellinus.
Rousses, Les (spr. lä rūß), Dorf im franz. Departement Jura, Arrondissement St.-Claude, nahe der Schweizer Grenze, mitten im Juragebirge, an der von Besançon nach Genf über den 1186 m hohen Col de R. führenden Straße, mit einem wegen der wichtigen Lage des Ortes hier errichteten starken Fort, Uhrmacherei, Handel mit Vieh und Käse (Gruyères) und (1881) 504 Einw. Nordöstlich davon der Lac des R., aus welchem die Orbe (s. Thièle) abfließt.
Rousset (spr. rußä́), Camille Félix Michel, franz. Geschichtschreiber, geb. 15. Febr. 1821 zu Paris, ward 1841 Lehrer am Collège St.-Louis daselbst, 1843 Professor in Grenoble, 1845 am Lycée Bourbon (dann Bonaparte) in Paris, 1864 Historiograph und Archivar des Kriegsministeriums, begleitete 1870 als Historiograph das Hauptquartier der Rheinarmee und ward 1871 Mitglied der Akademie. Da er Bonapartist war, wurde sein Amt als Historiograph und Archivar des Kriegsministeriums 1876 von der Deputiertenkammer abgeschafft. Er schrieb: „Précis d’histoire de la Révolution française“ (Par. 1849); „Histoire de Louvois et de son administration politique et militaire“ (1861–63, 4 Bde.; 6. Aufl. 1879), ein vorzügliches Werk, welches drei Jahre hintereinander von der Akademie den Gobertschen Preis erhielt; „Le comte de Gisors 1732–58“ (1868, 4. Aufl. 1887); „Les volontaires 1791–1794“ (1870, 4. Aufl. 1882; deutsch, Berl. 1874); „La grande armée de 1813“ (1871); „Histoire de la guerre de Crimée“ (1877, 2 Bde.); „La conquête d’Alger“ (1879); „Un ministre de la Restauration; le marquis de Clermont Tonnerre“ (1885); „Le commencement d’une conquête: l’Algérie de 1830 à 1840“ (1887, 2 Bde.). Auch gab er die „Correspondance de Louis XV et du maréchal de Noailles“ (Par. 1865) u. a. heraus.
Roussillon (spr. rußijóng), ehemalige franz. Provinz, zwischen Languedoc, dem Mittelländischen Meer, den Pyrenäen und der Grafschaft Foix gelegen, bildet jetzt im ganzen das Departement Ostpyrenäen. Hauptstadt war Perpignan. Den Namen erhielt R. von dem Fluß und der alten Hauptstadt Ruscino. 50 v. Chr. eroberten die Römer das Land und hatten es bis 462 n. Chr. inne, wo sie von den Westgoten vertrieben wurden. 720 ward das Land von den Sarazenen besetzt; diese vertrieb Pippin der Kurze 759 und schlug das Land zu Aquitanien. Karl d. Gr. ließ es durch eigne Grafen verwalten, deren erster Gaucelin (Gaucelm) war, und deren Würde seit 915 erblich war. Nach dem Aussterben dieses Dynastengeschlechts (1163) fiel die Grafschaft R. infolge eines Testaments 1172 an den König Alfons II. von Aragonien, blieb aber unter französischer Lehnsherrschaft. Alfons verlieh 1185 R. und Cerdagne seinem Bruder Sancho. Ludwig IX. gab 1258 seine Souveränitätsrechte auf R. durch einen Traktat völlig auf, und R. kam nun unter die Oberlehnsherrschaft von Aragonien. Als sich Jakob II., Sohn Sanchos, gegen seinen Lehnsherrn feindlich zeigte, ward R. als ein verwirktes Lehen wieder mit Aragonien vereinigt, bei welchem es bis auf Johann II. blieb. Bei der Empörung Barcelonas versetzte Johann R. 1462 an Ludwig XI. von Frankreich. Die Roussilloner empörten sich jedoch gegen diesen, wobei sie von Aragonien unterstützt wurden; doch eroberten die Franzosen 1473 Perpignan und blieben im Besitz von R., bis es 1493 von Karl VIII. freiwillig an den König Ferdinand II. von Aragonien zurückgegeben ward. Die Grafschaft blieb nun bei Spanien bis 1642; in diesem Jahr eroberte König Ludwig XIII. Perpignan durch Hunger und nahm dann das ganze Land in Besitz. 1659 ward dem König Ludwig XIV. diese Eroberung im Pyrenäischen Frieden abgetreten. Aus dieser bis in die neueste Zeit reichenden Zugehörigkeit des Landes zu Katalonien, die auf der leichten Verbindung durch den Perthuspaß und den Col de la Perche beruht, erklärt sich, daß sich hier am meisten katalonische Sprache und Sitte bewahrt hat. Vom übrigen Frankreich ist es durch die Corbièresberge getrennt und nur am Meer von Narbonne her durch eine Straße verbunden. – Der Flecken R., im Departement Isère, Arrondissement Vienne, am Rhône, mit einem vom Kardinal von Tournon 1553 erbauten Schloß und (1881) 908 Einw., ist bemerkenswert wegen des hier vom König Karl IX. 4. Aug. 1564 gegen die Hugenotten erlassenen Edikts, welches 1568 wieder aufgehoben ward (s. Hugenotten, S. 767).
Roussillonweine, meist rote, doch auch weiße Weine aus der Provinz Roussillon; Rotweine zweiten Ranges, wie Banyuls, Cosperon etc. und besonders der berühmte Muskatwein Rivesaltes, der beste Frankreichs, welcher in der Nähe von Perpignan wächst, fein, voll Feuer und Parfüm ist und im Alter von 10–12 Jahren dem besten Malvasier nichts nachgibt. Er ist besonders als Damenwein im Ausland beliebt. Auch der starke, dunkelrote Grénache von Mazan, Banyuls, Cosperon, Collioure und Rodez, der aus eingedampftem Most hergestellt wird, und der weiße Maccabeo von Perpignan sind vortreffliche Likörweine. Die roten R. waren früher beliebter als in der Neuzeit und verschwinden daher unter diesem Namen mehr und mehr aus dem Handel, da sie meist zum Verbessern geringer Weine benutzt werden.
Rout (engl., spr. raut, „Zusammenrottung, Auflauf“), seit Anfang des 18. Jahrh. Bezeichnung großer Assembleen der vornehmen Welt, die vorher Drums hießen; jetzt wenig mehr im Gebrauch.
Route (franz. spr. ruht’), Straße, Weg, Reise.
Routier (franz., spr. rutjeh), Wegweiser, d. h. Reisekarte (besonders für Seefahrer); im 13. und 14. Jahrh. auch Name abenteuernder Söldner in England und Frankreich (s. Banden).
Routine (franz., spr. ru-), auf Übung beruhende
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 13. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 1015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b13_s1015.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2023)