verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14 | |
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daß die Verwendung des Kriegsgerichts für Begnadigung Napoleon vorher gar nicht vorgelegt werden konnte. Nachdem er als Divisionsgeneral den Schlachten bei Austerlitz und bei Jena beigewohnt, übernahm er 1807 in Warschau an Lannes’ Stelle den Befehl über das 5. Armeekorps, deckte nach der Schlacht bei Eylau Warschau gegen die Russen und erfocht den Sieg von Ostrolenka (16. Febr. 1807). Nach den Schlachten bei Heilsberg und Friedland wurde er von Napoleon zum Herzog von Rovigo und bald darauf zum Gouverneur von Ostpreußen ernannt. Nach dem Tilsiter Frieden ging er als Gesandter nach Petersburg. 1808 kommandierte er in Spanien. 1810 erhielt er das Polizeiministerium, welches er bis 1814 innehatte. Nach der Rückkehr Napoleons 1815 wurde er zum Pair erhoben und erhielt den Oberbefehl über die Gendarmerie, ward dann, als er Napoleon nach St. Helena begleiten wollte, auf dem Bellerophon gefangen genommen und nach Malta geführt, von wo er jedoch im April 1816 nach Smyrna entfloh. 1817 ging er nach Österreich, um sich von dort aus gegen das über ihn wegen der Erschießung Enghiens 25. Dez. 1816 ausgesprochene Todesurteil zu verteidigen. In Graz wurde er unter polizeiliche Aufsicht gestellt; man erlaubte ihm jedoch im Juni 1818, nach Smyrna zurückzukehren. 1819 stellte er sich zu Paris freiwillig dem Gericht, wurde freigesprochen und wieder in seine Würden eingesetzt, blieb jedoch ohne wirkliche Anstellung und begab sich 1823 nach Rom. Ludwig Philipp vertraute ihm 1. Dez. 1831 den Oberbefehl in Algerien an, wo er zwar Bone eroberte und mit Eifer die Kolonisation betrieb, aber durch sein gewaltthätiges Verfahren solchen Unwillen erregte, daß er 1833 abberufen ward. Er starb 2. Juni d. J. Seine „Mémoires“ (Par. 1828, 8 Bde.) sind ein wichtiger Beitrag zur Zeitgeschichte.
2) Félix, Astronom und Geodät, geb. 4. Okt. 1797 zu Paris, Professor an der polytechnischen Schule und Astronom an der Sternwarte daselbst, seit 1830 Mitglied des Längenbüreaus; starb 15. Juli 1841. S. unternahm zuerst die Berechnung der Bahnen der Doppelsterne unter Voraussetzung der Gültigkeit des Gravitationsgesetzes; vgl. seine Abhandlung „Sur la détermination des orbites que décrivent autour de leur centre de gravité deux étoiles très rapprochées l’une de l’autre“ (Par. 1827).
Save, 1) (lat. Savus) Fluß in Österreich-Ungarn, entsteht bei Radmannsdorf in Krain durch die Vereinigung der Wurzener S. und der Wocheiner S., durchströmt, südöstlich fließend, Krain, das er von Steiermark scheidet, dann Kroatien, bildet vom Einfluß der Unna an die Grenze Slawoniens gegen Bosnien und Serbien und fällt bei Belgrad in die Donau. Ihr Lauf ist 912 km lang, aber vom Eintritt in die Niederungen an träge und läßt nach Überschwemmungen fiebererzeugende Sümpfe zurück. Verengerungen durch Berge trennen das Becken von Krainburg von dem von Laibach und dieses von der kroatischen Ebene (Turopolje). Die vorzüglichsten Zuflüsse der S. sind: in Krain die Kanker, Zeyer, Feistritz, Laibach (Poik-Unz-Laibach) und Gurk, aus den Steirischen Alpen die Sann, aus Kroatien die Sottla, Illova etc. und am rechten Ufer die Kulpa. Von Süden her, aus bosnischem und serbischem Gebiet, fließen ihr zu: Unna, Verbas, Bosna, Drina und andre kleinere Flüsse. An der Mündung der Sottla in die S. liegt der Wasserspiegel noch 129 m, an der Savemündung nur noch 64 m ü. M. Obgleich die S. in ihrem untern Lauf durch Untiefen, Sandbänke und wechselnden Wasserstand der Schiffahrt Schwierigkeiten bietet, wird sie doch von Sissek bis zur Mündung, 589 km, mit Dampfschiffen befahren. – 2) (spr. ssahw) Fluß im südwestlichen Frankreich, entspringt im Departement Oberpyrenäen, durchfließt in nordöstlicher Richtung die Departements Obergaronne und Gers und mündet, 148 km lang, bei Grenade in die Garonne.
Savenay (spr. ssaw’nä́), Stadt im franz. Departement Niederloire, Arrondissement St.-Nazaire, an der Eisenbahn Nantes-St. Nazaire (mit Abzweigung nach Landerneau), mit Ackerbaukammer, starkem Getreide- und Viehhandel und (1881) 1765 Einw. Hier 23. Dez. 1793 Niederlage der Vendéer.
Saverdun (spr. ssawärdö́ng), Stadt im franz. Departement Ariége, Arrondissement Pamiers, am Ariége und an der Eisenbahn von Toulouse nach Tarascon, hat ein protestantisches Waisenhaus, Eisenwerke und (1881) 2388 Einw.
Saverne (spr. ssawérn), Stadt, s. Zabern.
Savery, Roelant, holländ. Maler und Radierer, geb. 1576 zu Courtrai, war Schüler seines Bruders Jakob zu Amsterdam, bildete sich daneben aber auch nach Jan Brueghel, machte Reisen in der Begleitung Kaiser Rudolfs II., hielt sich zwei Jahre in den Alpen auf und wurde 1619 in die Lukasgilde zu Utrecht aufgenommen, wo er 1639 starb. Er hat zahlreiche mit Menschen und Tieren reichstaffierte Landschaften von großartiger Auffassung gemalt. Bilder von ihm befinden sich in den Galerien zu Wien, Berlin (Orpheus und die Tiere), Haag, Utrecht, Petersburg und Dresden.
Savfet (Safvet) Pascha, Mehemed, türk. Staatsmann, geb. 1815, trat früh in den Staatsdienst, ward im Übersetzungsbüreau der Hohen Pforte verwendet, dann Sekretär Abd ul Medschids, Mitglied des Reichskonseils, 1854 Kommissar der Donaufürstentümer, 1858 Präsident der Kommission, welche die neue Konstituierung derselben zu regeln hatte, war 1865–66 Botschafter in Paris, wiederholt Minister des Unterrichts und des Äußern und wurde 1878 Großwesir, dann Botschafter in Paris. 1879 erhielt er die besondere Aufgabe, alle Verwaltungszweige des Reichs zu überwachen und alle Reformen vorzubereiten. Er starb 17. Nov. 1883 in Konstantinopel.
Savigliano (spr. ssawiljāno), Stadt in der ital. Provinz Cuneo, Kreis Saluzzo, an der Maira und der Eisenbahn Turin-Cuneo, die hier nach Saluzzo abzweigt, hat alte Festungswerke, einen Triumphbogen zu Ehren Viktor Amadeus’ I., ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Waisenhaus und (1881) 9932 Einw., welche Manufakturen in Seide, Tuch und Leinwand, Papier, Kerzen, Maschinen etc., dann wichtigen Getreide-, Gemüse- und Viehhandel betreiben. Zwischen S. und Genola erfocht 4. und 5. Nov. 1799 die österreichisch-russische Armee einen Sieg, welcher die Franzosen nötigte, Italien zu verlassen.
Savignano di Romagna (spr. ssawinjāno), Flecken in der ital. Provinz Forli, Kreis Cesena, an der Via Emilia und an der Eisenbahn Bologna-Ancona, hat ein Gymnasium, eine Akademie (von dem hier gebornen Archäologen Borghesi gegründet), eine Bibliothek von 18,000 Bänden und (1881) 2126 Einw. Dabei eine Säule mit moderner Inschrift, die Überschreitung des Rubico (s. d.) betreffend.
Savigny (spr. ssawinji), 1) Marie Jules César Lelorgne de, Naturforscher, geb. 1778 zu Provins, ging mit der Napoleonischen Expedition nach Ägypten, wurde Mitglied des Ägyptischen Instituts, arbeitete dann, nach Frankreich zurückgekehrt, im Anschluß an seine im Mittel- und Roten Meer gemachten Sammlungen außer einigen andern monographischen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0356.jpg&oldid=- (Version vom 26.9.2021)