verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14 | |
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wurde er 1879 als Lehrer an die Kunstakademie zu Kassel berufen, aus welcher Stellung er jedoch 1881 schied, um nach Berlin überzusiedeln. Er hat sowohl Genrebilder als Porträte von feiner Färbung und zarter Empfindung gemalt, von denen ein Lied aus alter Zeit (1868), der fahrende Sänger (1873), Mädchen im Park, die amüsante Lektüre (1874), der Tag des Herrn (1879, Nationalgalerie zu Berlin) hervorzuheben sind. Im Justizpalast zu Kassel hat er die vier weltlichen Kardinaltugenden (1883–86) gemalt.
Scheurl, Christoph Gottlieb Adolf, Freiherr von, Rechtsgelehrter, geb. 7. Jan. 1811 zu Nürnberg, studierte in Erlangen und München, habilitierte sich 1836 an der Universität Erlangen, wurde 1840 außerordentlicher, 1845 ordentlicher Professor daselbst, 1856 von der theologischen Fakultät in Erlangen zum Doktor der Theologie ernannt und trat 1881 in den Ruhestand. In den Jahren 1845–49 war er wiederholt Mitglied der bayrischen Zweiten Kammer, und 1884 ward er in den bayrischen Freiherrenstand erhoben. Er schrieb außer zahlreichen Flugschriften meist kirchenpolitischen Inhalts: „Lehrbuch der Institutionen“ (Erlang. 1850, 8. Aufl. 1883); „Beiträge zur Bearbeitung des römischen Rechts“ (das. 1851–71, 2 Bde.; „Weitere Beiträge“, 1884–86, 2 Hefte); „Zur Lehre vom Kirchenregiment“ (das. 1862); „Bekenntniskirche und Landeskirche“ (das. 1868); „Sammlung kirchenrechtlicher Abhandlungen“ (das. 1872–74, 4 Tle.); „Die Entwickelung des kirchlichen Eheschließungsrechts“ (das. 1877); „Das gemeine deutsche Eherecht“ (das. 1882). Seit 1857 war er Mitherausgeber der „Zeitschrift für Protestantismus und Kirche“.
Scheurlin, Georg, Dichter, geb. 25. Febr. 1802 zu Mainbernheim in Franken, bezog 1819 das Lehrerseminar zu Ansbach und wirkte seit 1826 als Lehrer an der Stadtschule daselbst in sehr beengten und drückenden Verhältnissen, bis er 1852, nach Veröffentlichung seiner ersten Sammlung „Gedichte“ (Ansb. 1851), vom König Maximilian II. von Bayern zum Kanzleisekretär im protestantischen Oberkonsistorium zu München ernannt wurde. Einige Jahre später zum Geheimen Ministerialsekretär im Staatsministerium des königlichen Hauses und der öffentlichen Arbeiten befördert, starb er 10. Juni 1872 in München. Er veröffentlichte noch: „Heideblumen“, Gedichte (Heidelb. 1858); „Edwin“, lyrisch-epische Dichtung (Sulzb. 1869); „Der Scharfrichter von Rothenburg“, chronistische Erzählung (Berl. 1869); „Musikernovellen“ (Hannov. 1872). Als Lyriker zeichnet sich S. durch Wahrheit der Empfindung und edle Einfachheit der Sprache, die den Ton des Volksliedes in sinniger Weise nachbildet, aus.
Scheu vor dem Leeren (Horror vacui), s. Barometer, S. 384.
Scheveningen (Schevelingen), Fischerdorf und berühmter Seebadeort in der niederländ. Provinz Südholland, 2 km nordwestlich vom Haag, mit diesem durch eine schöne Doppelallee, einen Kanal und einen Dampftramway verbunden, dicht an der Nordsee, in der ersten Reihe der Dünen liegend, hat einen königlichen Pavillon, Orangerie, Wasserkünste und (1879) 7980 Einw. (darunter zahlreiche Fischer mit eigentümlicher Tracht und Sitte). S. bildet mit dem Haag Eine Gemeinde und ist Sitz eines deutschen Konsuls. Unweit davon sind die sehr besuchten und höchst eleganten Seebäder mit prachtvollem Kurgebäude, die wegen einer davorliegenden Bank, welche einen sehr starken Wellenschlag verursacht, im Ruf besonders kräftiger Wirkung stehen. Seit 1853 ist S. durch einen unterseeischen Telegraphen mit der englischen Küste verbunden. Hier 8.–10. Aug. 1653 entscheidender Seesieg der Engländer unter Monk über die Holländer unter Tromp, der selbst fiel.
Schéwtschenko (Szewczenko), Taras Grigorowitsch, russ. Dichter, geb. 25. Febr. (a. St.) 1814 als Sohn eines Leibeignen im Dorf Morinzi im Gouvernement Kiew, kam 1832 zu einem Zimmermaler in St. Petersburg in die Lehre und erlangte durch Vermittelung des Dichters Shukowskij und des Malers Brülow 1838 Freilassung und Aufnahme in die Akademie der Künste. Neben der Malerei gab er sich seinen poetischen Neigungen hin und verfaßte seine schwermütigen, von einem tiefen Pessimismus erfüllten Gedichte in der Mundart seiner Heimat, der Ukraine, für deren nationales Leben und historische Erinnerungen er ein tiefes poetisches Gefühl bekundete. Eins dieser Gedichte: „Kawkas“, worin er das Schicksal eines Freundes besang, der seiner Freisinnigkeit wegen in den Kaukasus verbannt worden war, zog ihm ein gleiches Schicksal zu: er wurde 1847 nach dem Gouvernement Orenburg verwiesen, später in der Festung Neu-Petrowsk interniert und erlangte erst 1857, dank den Bemühungen seiner Petersburger Freunde (besonders der Gräfin Tolstoi), seine Freiheit wieder. Nach St. Petersburg zurückgekehrt, begann er körperlich zu leiden und starb daselbst 26. Febr. (a. St.) 1861. S. ist als der kräftigste und nationalste Dichter der Kleinrussen anerkannt. Sein Hauptwerk ist die Sammlung „Kobzaŕ“ (zuerst 1840; neue Ausg., Petersb. 1867). Vgl. Obrist, T. G. Schewtschenko (Czernowitz 1870).
Schewwal (arab.), Name des neunten Monats im mohammedan. Mondjahr.
Scheyern, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Pfaffenhofen, hat eine Benediktinerabtei mit Lateinschule und Knabenseminar (ursprünglich Stammburg der Grafen von S.) und (1885) 650 Einw. Die Stammburg S. ward 940 von Arnulf II. erbaut, 1124 in ein Kloster umgeschaffen und den Mönchen des aufgehobenen Klosters Ufenhofen überwiesen. Damals wurde der Sitz des Geschlechts nach Wittelsbach verlegt. Seit Arnulf II. (937–954) befinden sich die Grafen von S. im Besitz des Pfalzgrafenamts in Bayern. Der Hauptort dieser Pfalzgrafschaft war Neuburg, ein Reichslehen, welches dann mit den Scheyernschen Erbgütern in Rain, Aichach und Hohenwart zu Einem Territorium verschmolz. Ein Seitenzweig des obigen Hauses sind die Grafen von Dachau. Ein Nachkomme Arnulfs II. war Otto von Wittelsbach, der 1180 mit dem Herzogtum Bayern belehnt und der Stammvater des jetzigen bayrischen Königshauses ward. Das Kloster ward 1803 aufgehoben und verkauft, 1838 aber von König Ludwig I. wieder angekauft, neu eingerichtet und zur Gruft des königlichen Hauses bestimmt. Vgl. Knitl, S. als Burg und Kloster (Freising 1880).
Schiaparelli (spr. ski-), Giovanni Virginio, Astronom, geb. 4. März 1835 zu Savigliano (Piemont), studierte in Turin Mathematik, dann in Berlin und Pulkowa Astronomie, wurde 1859 zweiter Astronom der Sternwarte in Mailand und 1862 Direktor derselben. Er entdeckte den Planetoiden Hesperia (69) 29. April 1861, machte sich aber besonders bekannt durch seine Untersuchung über den Zusammenhang der Kometen mit den Sternschnuppen. Dieselben wurden zuerst in einer Reihe von Briefen an Pater Secchi in Rom mitgeteilt (abgedruckt in Bd. 5 des „Meteorologischen Bülletins“ des Collegio Romano), sodann in den „Note e riflessioni intorno alla teoria delle stelle cadenti“ (Flor. 1867; deutsch von v. Boguslawski:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 440. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0440.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2022)