verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14 | |
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sich dem Einfluß der belgischen Koloristen Gallait und de Bièfve hingab und daneben auch nach Tiefe der Charakteristik strebte. Seine Hauptwerke sind: die Übergabe von Calais (1847, Nationalgalerie in Berlin), Wallenstein und Seni (1850), die Tochter Jephthas, der Tod Leonardo da Vincis (1851), Karl I., von seiner Familie Abschied nehmend (1855, Nationalgalerie), Esther vor Ahasver (1856, Nationalgalerie), die Morgenwacht (1858), die schlafwandelnde Lady Macbeth (1860), Abschied Oldenbarneveldts, Huldigung der Städte Berlin und Kölln (1874, Nationalgalerie), die Anbetung der Weisen (1885, Stadtkirche zu Elbing). Er hat auch weibliche Einzelfiguren gemalt. Von seinen Bildnissen sind diejenigen A. v. Humboldts und L. Rankes (Nationalgalerie) zu nennen. S. ist Professor an der Berliner Akademie und Mitglied der Wiener.
2) Wilhelm, Pädagog, geb. 5. Aug. 1817 zu Harbke, studierte in Berlin Philosophie und Philologie, wurde 1846 Gymnasiallehrer in Brandenburg, als welcher er 1848 und 1849 als Abgeordneter am deutschen Parlament in Frankfurt a. M. teilnahm, 1853 Gymnasialdirektor zu Sorau und 1856 als Provinzialschulrat nach Königsberg berufen. Daneben war er 1858–73 als Direktor der wissenschaftlichen Prüfungskommission, 1873 in der Konferenz für das höhere Schulwesen zu Berlin und seit 1875 auf der Provinzialsynode von Ost- und Westpreußen als deren Präses wie auf den Generalsynoden der evangelischen Landeskirche thätig. 1875 zum Geheimen Regierungsrat ernannt, wurde er 1883 zum Kurator der Universität Halle berufen, die ihn bereits 1881 zum Ehrendoktor der Theologie ernannt hatte, und 1888 unter Friedrich III. zum Geheimen Oberregierungsrat befördert. Außer kleinern Abhandlungen und einer Biographie des Kanzlers K. G. v. Goßler (Berl. 1886) gab er heraus: „Erziehungs- und Unterrichtslehre für Gymnasien und Realschulen“ (4. Aufl., das. 1882), „Die Verfassung der höhern Schulen“ (3. Aufl., das. 1889) und leitete vom 7. Bande der zweiten Auflage an die von Schmid begründete „Encyklopädie des Unterrichtswesens“.
3) Eberhard, Assyriolog und Bibelkritiker, geb. 5. Jan. 1836 zu Braunschweig, studierte in Göttingen, wo er sich besonders Ewald anschloß, Theologie und orientalische Sprachen und gewann hier 1858 mit einer Abhandlung über das Wesen der äthiopischen Sprache (gedruckt 1860) den akademischen Preis. 1862 nach Zürich berufen, ward er hier 1863 zum ordentlichen Professor der Theologie befördert, ging 1870 in gleicher Eigenschaft nach Gießen, 1873 nach Jena und ward 1875 als Professor der orientalischen Sprachen und Mitglied der Akademie der Wissenschaften nach Berlin berufen. Erstreckten sich seine frühern Arbeiten vornehmlich auf das Gebiet der alttestamentlichen Kritik, wie die „Studien zur Kritik und Erklärung der biblischen Urgeschichte“ (Zürich 1863), die Neubearbeitung von De Wettes „Einleitung in das Alte Testament“ (8. Aufl., Berl. 1869) etc., so wandte er sich später überwiegend der Erforschung der assyrischen Schrift (Keilschrift), Sprache und Geschichte auf Grund der Monumente zu, für welche Studien er in Deutschland bahnbrechend wirkte. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: „Die assyrisch-babylonischen Keilinschriften“ (Leipz. 1872); „Die Keilinschriften und das Alte Testament“ (Gieß. 1872, 2. Aufl. 1883); „Die Höllenfahrt der Istar, altbabylonisches Epos“ (mit Text, Übersetzung und Kommentar etc., das. 1874); „Keilinschriften und Geschichtsforschung“ (das. 1878), worin er die von dem Historiker A. v. Gutschmid erhobenen Einwände gegen die Methode und Ergebnisse der Keilschriftforschung eingehend beantwortete, und „Zur Frage nach dem Ursprung der babylonischen Kultur“ (Berl. 1884).
Schraffieren (v. ital. sgraffiare, „kratzen“), in den zeichnenden Künsten die Andeutung des Schattens (weiteres s. Schattierung); dann die Darstellung der Abhänge auf Plänen durch nebeneinander gesetzte oder sich durchkreuzende Striche; das Ausfüllen einer begrenzten Figur durch gleichmäßige oder gesetzmäßig ungleichmäßige parallele Linien, um dieselbe in der Zeichnung lebhafter hervorzuheben oder sie durch Nachahmung der Beleuchtung plastisch erscheinen zu lassen. Zur Herstellung gleichmäßiger Schraffierungen dient das Schraffierlineal, welches der Hauptsache nach aus einem Parallellineal besteht, das durch Druck des Fingers auf ein Knöpfchen nach jeder Linie um eine ganz bestimmte, aber vorher einstellbare Größe verschoben wird, so daß die Linien, welche man danach mit der Reißfeder zieht, genau gleiche Entfernung voneinander bekommen. In der Heraldik hat das S. eine besondere Bedeutung. Ursprünglich hatte die Schraffierung den Zweck, leere Felder zu beleben oder die Verwechselung der Tinkturen (s. d.) deutlicher hervortreten zu lassen. Ein bestimmtes System der Schraffierung zum Zweck der Farbenbezeichnung hat zuerst der Niederländer Jacob Francquart (Brüssel 1623) angewendet. Das von der Heraldik aller europäischen Staaten adoptierte, jetzt noch gültige System findet sich zuerst bei dem römischen Jesuiten Silvester a Petra Sancta (1638). Es wird durch untenstehende Figur veranschaulicht.
PurpurSilberGoldSchwarzGrünBlauRot.
Heraldische Schraffierung. | |
Gold oder Gelb wird durch Punkte, Silber oder Weiß durch Leerlassen des Feldes oder der Figur, Rot durch senkrechte, Blau durch wagerechte, Grün durch rechtsschräge, Schwarz durch die Verbindung senkrechter und wagerechter Linien, Purpur durch linksschräge Linien angedeutet. Das Pelzwerk (s. d.) wird zuweilen zu den Schraffierungen gerechnet, gehört jedoch zu den Heroldsfiguren (s. d.).
Schragen, Gestell aus kreuzweise verbundenen Pfosten oder Latten (Böcken), welche, mit Holztafeln belegt, als Tisch oder, ohne Tafeln, zum Aufhängen von Kleidern etc. dienen.
Schräglinks und Schrägrechts, s. Heroldsfiguren.
Schrägmaschine, s. Buchbinden, S. 546.
Schramberg, Stadt im württemberg. Schwarzwaldkreis, Oberamt Oberndorf, an der Schiltach in einem Thal des Schwarzwaldes, 424 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein schönes Schloß mit Garten, bedeutende Uhrenfabrikation, Porzellan-, Steingut-, Majolika-, Email-, Strohhut- und Teigwarenfabriken, Säge- und Kunstmühlen, Porphyrbrüche und (1885) 5302 meist kath. Einwohner. In der Umgegend mehrere Burgruinen und die schönen Schwarzwaldthäler von Berneck und Lauterbach.
Schrämen, eine alte Art der Gesteinsarbeit beim Bergbau, bei welcher das Gestein mittels eines spitzen Eisens (Berg- oder Schrämeisens) und eines Hammers (Fäustels) ausgemeißelt wird behufs Herstellung von Stollen, Strecken etc.; beim Braun- und Steinkohlenbergbau die Herstellung eines Schlitzes zwischen
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 14. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 621. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b14_s0621.jpg&oldid=- (Version vom 3.4.2023)