verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
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2) S. II., el Kanani („der Große“ oder „der Prächtige“), Sohn Selims I., der berühmteste Sultan der Osmanen, geb. 1496, war bei des Vaters Tod (22. Sept. 1520) Statthalter von Magnesia, gab die durch seinen Vater eingezogenen Güter an die Beraubten zurück und bestrafte mit Strenge Staatsdiener, welche sich Unordnungen hatten zu schulden kommen lassen. Die Verweigerung des bei einem Thronwechsel üblichen Tributs gab ihm den Vorwand zu einem Feldzug gegen Ungarn, der ihm den Besitz von Schabatz, Semlin und Belgrad verschaffte. Dann rüstete er sich zur Eroberung der Insel Rhodos, welche nach einer sechsmonatlichen Verteidigung am 25. Dez. 1522 durch Verrat fiel. Hierauf zog er im April 1526 mit 100,000 Mann und 300 Kanonen von neuem gegen Ungarn, und am 29. Aug. erfocht er den Sieg von Mohács, worauf am 10. Sept. Pest und Ofen dem Sieger die Thore öffneten. Nach Unterdrückung eines Aufstandes in Kleinasien unternahm er zu gunsten Johann Zápolyas, Bans von Siebenbürgen, den eine Partei zum Könige gewählt hatte, 1529 einen dritten Feldzug nach Ungarn, nahm am 8. Sept. Ofen und drang am 27. mit 120,000 Mann bis Wien vor, mußte aber nach einem Verlust von 40,000 Mann am 14. Okt. die Belagerung der Stadt aufgeben. Nun wandte er seine Waffen nach Osten. Bereits im Herbst 1533 sandte er ein Heer unter dem Großwesir Ibrahim nach Asien, wo die Festungen Ardschisch, Achlath und Wan fielen und Persiens Hauptstadt Tebriz 13. Juli 1534 ihm ihre Thore öffnete. Auch Bagdad ward noch in demselben Jahr besetzt und hierauf von da aus das eroberte Land organisiert. Währenddessen hatte Solimans Marine unter Barbarossa den Spaniern 1533 Koron genommen und 1534 Tunis unterworfen, welches aber 1535 durch Karls V. Expedition bald wieder verloren ging. 1541 unterwarf S. über die Hälfte Ungarns, und Zápolyas Sohn mußte sich mit Siebenbürgen begnügen. Endlich wurde 1547 ein fünfjähriger Waffenstillstand geschlossen, nach welchem S. ein jährlicher Tribut von 50,000 Dukaten bewilligt ward. Hierauf unternahm er einen zweijährigen Krieg gegen Persien und erneuerte 1551 den Krieg in Ungarn. Erst 1562 kam mit Ungarn ein Friede zu stande. Obschon über 70 Jahre alt, unternahm S. 1566 einen abermaligen Heereszug gegen Ungarn, fand aber vor Szigeth am 5. Sept. 1566 das Ende seines thatenreichen Lebens. S. beschließt die Periode der Blüte der osmanischen Herrschaft. Die Türken verehren in ihm ihren größten Fürsten. Als Krieger ausgezeichnet und glücklich, war er auch ein weiser Gesetzgeber und Staatsmann. Er übte Gerechtigkeit, hielt die Beamten in Pflicht und Gehorsam, beförderte Ackerbau, Gewerbfleiß und Handel und war freigebig gegen Gelehrte und Dichter. Doch hielt er sich nicht frei von Grausamkeit; so ließ er seiner Favoritin Roxelane, einer gebornen Russin, zu Gefallen alle ihm von andern Frauen gebornen Kinder umbringen, um ihrem Sohn Selim II. die Nachfolge zu sichern.
3) S. III., Sohn Ibrahims, Bruder Mohammeds IV., geb. 1647, folgte, nach dessen Absetzung von den Ulemas aus seiner langjährigen Haft befreit, 1687, hatte mit Empörungen zu kämpfen und führte den Krieg in Ungarn unglücklich, bis er 1689 Mustafa Köprili zum Großwesir ernannte; starb 1691.
Solimões, s. Amazonenstrom.
Solingen, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Düsseldorf, auf einer Anhöhe unweit der Wupper und an der Linie Ohligswald-S. der Preußischen Staatsbahn, 216 m ü. M., hat 2 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein Realprogymnasium, ein Kranken-, Armen- und Waisenhaus, ein Amtsgericht, eine Handelskammer, eine Reichsbanknebenstelle, sehr bedeutende Fabrikation von Eisen- und Stahlwaren, insbesondere von trefflichen Säbel- und Degenklingen, Messern, Gabeln, Scheren, chirurgischen Instrumenten etc., welche in die entferntesten Länder ausgeführt werden, ferner Eisengießereien und Fabriken für Patronentaschen, Helme, Zigarren etc. und (1885) 18,641 meist evang. Einwohner. Die Entstehung der Eisenindustrie soll unter Adolf IV. von Berg 1147 durch Damaszener Waffenschmiede, nach andrer Annahme um 1290 durch eingewanderte Steiermärker begründet worden sein. Erst 1359 wurde der Herrenhof S. vom Grafen von Berg erworben und erhielt bald darauf Stadtrecht. 1815 kam S. an Preußen. Vgl. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie (Stuttg. u. Leipz. 1885).
Solīnus, Gajus Julius, röm. Schriftsteller, wahrscheinlich aus dem 3. Jahrh. n. Chr., veranstaltete aus des Plinius „Historia naturalis“ einen Auszug, meist geographischen Inhalts, der unter dem Titel: „Polyhistor“ auf uns gekommen ist (beste Bearbeitung von Th. Mommsen, Berl. 1864).
Solipēd (lat.), Einhufer.
Solipsen (v. lat. solus, allein, und ipse, selbst, = S. I.), satir. Name für die Jesuiten, insofern diese nur an sich selbst zuerst denken. Vgl. Imhofer (Scotti), Monarchia Solipsorum (Vened. 1645).
Solipsismus, in theoretischer Hinsicht der subjektive Idealismus (Fichtes), weil das Ich aus sich allein die Welt schafft, in praktischer Hinsicht der Egoismus, weil der Einzelne handelt, als ob die Welt sein wäre; Solipsist, ein Selbstsüchtiger.
Solis, Virgilius, Zeichner und Kupferstecher, geb. 1514 zu Nürnberg, bildete sich nach den Stichen der sogen. Kleinmeister, verlor sich aber bald in charakterlose Manier, welche den meisten seiner Kupferstiche (ca. 650) und Federzeichnungen eigen ist. Er hat seine Motive mit Vorliebe aus der antiken Mythologie und Geschichte gewählt, aber auch viele Bildnisse und Szenen aus dem Leben seiner Zeit gezeichnet und gestochen. Zuletzt schloß er sich ganz den Italienern an. Er starb 1. Aug. 1562 in Nürnberg.
Solist (lat.), Solosänger.
Solīs y Ribadenēira, Antonio de, span. Dichter und Geschichtschreiber, geb. 28. Okt. 1610 zu Alcalá de Henares, studierte in Salamanca die Rechte, begleitete später den Grafen von Oropesa, Vizekönig von Navarra und später von Valencia, als Sekretär und leistete in dieser Stellung ausgezeichnete Dienste. Seine Talente erregten die Aufmerksamkeit Philipps IV., der ihm eine Stelle im Staatssekretariat verlieh und ihn später zu seinem eignen Sekretär machte. Dasselbe Amt bekleidete S. auch bei der Königin-Regentin, die ihn außerdem 1666 zum Chronisten von Indien ernannte. Nicht lange darauf ließ er sich zum Priester weihen und starb 19. April 1686. Seine „Poesías varias“ wurden von J. de Goyeneche (Madr. 1692) herausgegeben, neuerdings auch in der „Biblioteca de autores españoles“ (Bd. 42) abgedruckt. Viel bedeutender ist er aber durch seine „Comedias“, und er kann als der letzte gute Dramatiker im Nationalgeschmack betrachtet werden. Seine Stücke zeichnen sich weniger durch Originalität der Erfindung, die meistens nicht ihm gehört, als durch geschickte Behandlung sowie große Reinheit und Eleganz der Sprache und des Stils aus und wurden zu Madrid 1681 und 1732 gedruckt (eine Auswahl auch im 47. Bande der genannten „Biblioteca“). Unter denselben waren die Schauspiele: „El amor al uso“ und
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0012.jpg&oldid=- (Version vom 4.4.2022)