verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
|
„El alcazar del segreto“ sowie die nach Cervantes’ schöner Novelle bearbeitete „Gitanilla de Madrid“ (auch von P. A. Wolff zu seiner „Pretiosa“ benutzt) besonders beliebt. Am berühmtesten und außerhalb Spaniens am bekanntesten ist S. als Geschichtschreiber durch seine „Historia de la conquista de Mejico“ (Madr. 1684; am besten, das. 1783–84, 2 Bde., u. öfter; auch im 28. Bd. der „Biblioteca de autores españoles“, 1853; deutsch von Förster, Quedlinb. 1838), welche, wenn auch kein kritisches Geschichtswerk im strengen Sinn des Wortes, doch wegen der kunstreichen Darstellung und der geistvollen Betrachtungsweise sowie wegen des Reichtums, der Eleganz und Klarheit der Sprache zu den klassischen Werken der spanischen Litteratur gerechnet wird. Noch hat man von S. eine Anzahl vortrefflich geschriebener Briefe, die Mayans y Siscar in seiner Sammlung „Cartas morales etc.“ (Val. 1773, 5 Bde.) herausgab.
Solitǟr (franz. solitaire), Einsiedler, einsiedlerisch lebender Mensch; ein einzeln stehender, funkelnder Stern; ein einzeln gefaßter Diamant oder Edelstein von besonderm Wert. Auch ein Geduldspiel für eine einzelne Person, das sich vielfach in Kinderstuben findet, heißt S. Auf einem Brett sind 37 Löcher in 7 Reihen so angebracht, daß die 1. und 7. Reihe je 3, die 2. und 6. je 5, die 3., 4. und 5. je 7 Löcher enthalten. In jedem Loch steckt ein leicht ausziehbarer Stift. Das Spiel besteht darin, daß man einen Stift weglegt, sodann immer einen Stift in gerader Linie über einen andern wegsteckt und den übersprungenen herausnimmt. Um das Spiel zu gewinnen, darf man zuletzt nur noch einen Stift im Brett behalten. Solitärpflanzen, Pflanzen mit schönen Blättern etc. zur Einzelstellung auf Rasen.
Solitüde (franz., „Einsamkeit“), öfters Name von Lustschlössern. Besonders bekannt ist die S. bei Stuttgart, 1763–67 von Herzog Karl erbaut und 1770–1775 Sitz der durch Schiller berühmt gewordenen Karlsschule (s. d.).
Solĭum (lat.), s. v. w. Thron, ein hoher erhabener Sitz mit Rücken- und Seitenlehnen. Auf einem solchen saß bei den Römern der Pater familias, wenn er morgens seinen Klienten Audienz gab.
Soljanka, russ. Gericht aus mit Zwiebeln gedämpftem Sauerkraut, welches mit gebratenem Fleisch geschichtet, mit Pfeffergurken, Pilzen, Würstchen bedeckt und im Ofen leicht gebacken wird.
Soll, in der Buchhaltung (s. d., S. 564) s. v. w. Debet. Solleinnahmen, Sollausgaben, erwartete, noch nicht erfolgte Einnahmen und Ausgaben (Sollposten). Demgemäß spricht man auch von einem Budgetsoll oder Etatsoll, während das Kassensoll die Summe angibt, welche, entsprechend den Buchungen, in der Kasse vorhanden sein soll.
Sölle, s. Riesentöpfe.
Sollen unterscheidet sich von Müssen wie das Sitten- vom Naturgesetz dadurch, daß eine durch das erstere gebotene Handlung unterlassen werden kann, aber nicht unterlassen werden darf, ohne mißfällig zu werden, während von dem durch das letztere vorgeschriebenen Geschehen keine Ausnahme stattfinden kann.
Söller (v. lat. solarium), s. v. w. Saal oder Vorplatz im obern Stockwerk eines Hauses; auch ein offener Gang oder Altan um dasselbe.
Sollicitūdo omnĭum ecclesiārum (lat.), die Bulle vom 7. Aug. 1814, durch welche Papst Pius VII. den Jesuitenorden wiederherstellte; s. Jesuiten, 210.
Solling (Solinger Wald), ein den Weserbergen angehöriger Bergzug in der preuß. Provinz Hannover und im Herzogtum Braunschweig, fällt steil von Bodenfelde bis Holzminden westlich zum Weserthal und östlich bei Einbeck zu den Thälern der Leine und Elme ab. Der S., welcher im Moosberg zu 513 m Höhe ansteigt, ist ganz bewaldet und besteht aus Buntsandstein, der vielfach gebrochen wird (Höxtersandstein). Mit dem S. schließt das durch die hessischen Länder nach Süden bis zum Odenwald sich erstreckende Buntsandsteingebirge im N. ab.
Sollizitieren (lat.), nachsuchen, inständig bitten; Sollizitant, Bittsteller, Rechtssucher; Sollizitation, Gesuch; Sollizitator, Anwalt.
Sollm., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für A. Sollmann, Lehrer in Koburg (Pilze).
Sollogub, Wladimir Alexandrowitsch, Graf, russ. Schriftsteller, geb. 1814 zu St. Petersburg, studierte in Dorpat, schlug dann die diplomatische Laufbahn ein und erhielt bei der Gesandtschaft in Wien einen Posten. Später wurde er vom Ministerium des Innern in den Süden Rußlands abkommandiert, um statistische Nachrichten über die südlichen Gouvernements zu sammeln. Nachdem er sich vom Staatsdienst zurückgezogen, nahm er seinen Wohnsitz in Dorpat und starb 17. Juni 1882 im Bad Homburg. Sein Hauptwerk ist „Tarantas“ (1845; deutsch, Leipz. 1847), eine mit trefflichem Humor verfaßte Schilderung der verschiedenen Schichten der Gesellschaft in der Provinz. Außerdem sind zahlreiche Novellen und Erzählungen (darunter die rührende „Geschichte zweier Galoschen“ und „Die große Welt“) vorhanden, die von Phantasie und Beobachtungsgabe zeugen, wenn sie auch der künstlerischen Tiefe ermangeln. Gelegentlich versuchte sich S. auch als Theaterdichter (z. B. mit dem Lustspiel „Der Beamte“, 1857) und veröffentlichte „Erinnerungen an Gogol, Puschkin und Lermontow“ (deutsch, Dorp. 1883) u. a.
Solmisation, eine eigentümliche, Jahrhunderte hindurch üblich gewesene Methode, die Kenntnis der Intervalle und der Tonleitern zu lehren, welche auf Guido von Arezzo (um 1026) zurückgeführt wird; sicher ist, daß sie um 1100 bereits sehr verbreitet war. Die S. hängt offenbar eng zusammen mit der damals aufkommenden Musica ficta, d. h. dem Gebrauch chromatischer, der Grundskala fremder Töne, und verrät eine Ahnung von dem innersten Wesen der Modulation, d. h. des Überganges in andre, transponierte Tonarten, entsprechend unserm G dur, F dur etc., die nichts als Nachbildungen des C dur auf andrer Stufe sind. Die sechs Töne C D E F G A (Hexachordum naturale) erhielten nämlich die Namen ut, re, mi, fa, sol, la (nach den Anfangssilben eines Johanneshymnus: ut queant laxis resonare fibris mira gestorum famuli tuorum, solve polluti labii reatum, sancte Ioannes); dieselben Silben konnten nun aber auch von F oder von G aus anfangend zur Anwendung kommen, so daß F oder G zum ut wurde, G oder A zum re etc. Da stellte sich nun heraus, daß, wenn A mi war, der nächste Schritt (mi-fa) einen andern Ton erreichte als das mi des mit G als ut beginnenden Hexachords, d. h. die Unterscheidung des B vom H (B rotundum oder molle [♭] und B quadratum oder durum [♮], vgl. Versetzungszeichen) wurde damit begreiflich gemacht. Jedes Überschreiten des Tons A nach der Höhe (sei es nach B oder H) bedingte nun aber einen Übergang aus dem Hexachordum naturale entweder in das mit F beginnende (mit B molle [B], daher Hexachordum molle) oder das mit G beginnende (mit B durum [H], daher Hexachordum durum); im erstern Fall erschien der Übergang von G nach A als sol-mi, im andern als sol-re. Vom erstern stammt der Name S. Jeder
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0013.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2023)