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Seite:Meyers b15 s0486.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Tabu (Tapu), nach einem aus der Sprache der Südseeinsulaner herrührenden Wort s. v. w. unverletzlich. So gelten bei Naturvölkern die Person des Häuptlings, Begräbnisplätze, Kultstätten etc. an sich als t.; aber man wußte auch jede beliebige andre Örtlichkeit, einen Baum, verlassene Wohnungen, ja ein einzelnes Besitzstück, vor Annäherung, Berührung oder Wegnahme zu schützen, indem man sie mit einem einfachen Faden, in den unter bestimmten Zeremonien einige Knoten mit oder ohne Fetische eingeknüpft worden waren, umgrenzte oder umband (s. Knotenknüpfen). Die Rassenangehörigen waren überzeugt, daß bei Verletzung dieses Fadens alle Übel, die der Knotenschürzer hineingeknüpft hatte, unfehlbar auf sie fallen würden, und so ersetzte der Aberglaube die noch unausgebildete Sicherheitspolizei bei den verschiedensten Naturvölkern, denn unter verschiedenen Formen findet oder fand sich das T. in allen Erdteilen.

Tabŭla Amalphitāna, s. Amalfi.

Tabŭla rasa (lat.), eigentlich abgekratzte, leere Schreibtafel, auf welcher das mit dem Griffel in den Wachsüberzug derselben Eingegrabene durch Umkehrung des Griffels wieder vertilgt worden; daher sprichwörtlich T. r. machen, s. v. w. alles aufzehren, aufarbeiten, vollständig beseitigen.

Tabularĭum (lat.), öffentliches Archiv.

Tabulāt (lat.), gedielter Gang in Klöstern etc.

Tabulatūr (v. lat. tabula, Tafel), eine seit dem Beginn des vorigen Jahrhunderts veraltete Tonschrift, welche sich der Liniensysteme und Notenköpfe nicht bediente, sondern die Töne nur durch Buchstaben oder Zahlen bezeichnete. Da unsre Notenschrift auf Linien nur eine abgekürzte Buchstabentonschrift ist (der Baßschlüssel ist ein unkenntlich gewordenes F, der Altschlüssel ein c, der Violinschlüssel ein g), so ist es nicht verwunderlich, daß die Buchstabentonschrift von A–G älter ist als unser Notensystem; ihr Ursprung reicht mindestens bis ins 10. Jahrh. zurück, wenn auch bestimmt nicht bis zu Gregor d. Gr., wie man früher annahm (vgl. Buchstabentonschrift). Speziell für die Orgel und für das Klavier war diese sogen. deutsche oder Orgeltabulatur besonders im 15. und 16. Jahrh. in Deutschland allgemein üblich; für andre Instrumente, besonders die Laute (s. d.), hatte man in verschiedenen Ländern verschiedene eigne Buchstaben- oder Zifferntabulaturen, welche sich aber auf die Griffe bezogen und je nach Stimmung des Instruments verschiedene Tonbedeutung hatten. Das Gemeinsame aller Tabulaturen ist eine eigentümliche Bezeichnung der rhythmischen Werte der Töne durch über die Buchstaben, resp. Zahlen gesetzte Marken, nämlich: einen Punkt für die Brevis, einen Strich | für die Semibrevis, eine Fahne (Häkchen) für die Minima, eine Doppelfahne für die Semiminima, eine Tripelfahne für die Fusa und eine Quadrupelfahne für die Semifusa. Dieselben Zeichen über einem Strich, , etc., galten als Pausen. Später (im 17. Jahrh.) entspricht aber der Strich | unserm Viertel, dem Achtel, d. h. die moderne Schreibweise in den kurzen Notenwerten ist von den Tabulaturen her übernommen worden. Da die Tabulaturen schon im 16. Jahrh. statt der Fähnchen bei mehreren einander folgenden Minimen etc. die gemeinsame Querstrichelung anwandten, welche die Mensuralnotenschrift erst zu Anfang des 18. Jahrh. bekam, z. B. , und den Taktstrich durchweg gebrauchten, so sehen jene Tabulaturen unsrer heutigen Notierung in mancher Beziehung ähnlicher als die Mensuralnotationen, besonders wenn sie, was auch vorkam, den Melodiepart auf ein Fünfliniensystem mittels schwarzer Notenköpfe aufzeichneten, mit denen die rhythmischen Wertzeichen verbunden wurden. Zahlreiche Druckwerke in Orgeltabulatur sind auf uns gekommen (von Virdung, Agricola, Paix, Amerbach, Bernh. Schmid, Woltz u. a.). – Über die T. der Meistersänger s. Meistergesang.

Tabulett (lat.), Kasten aus dünnen Brettern, worin wandernde Krämer (Tabulettkrämer, Reffkrämer) ihre Waren herumtragen.

Tabun (russ.), die in den russischen Steppen und Feldern weidenden Pferdeherden.

Taburett (franz. Tabouret), Polstersessel, niedriger Stuhl ohne Arm- und Rücklehne.

Tacamahaca, s. Calophyllum.

Tacchini (spr. tackīni), Pietro, Astronom, geb. 21. März 1838 zu Modena, studierte an verschiedenen Universitäten Italiens und ward 1859 Direktor der Sternwarte seiner Vaterstadt. Seit 1863 an der Sternwarte in Palermo thätig, hauptsächlich mit Beobachtung der Erscheinungen an der Sonne beschäftigt, gründete er behufs systematischer spektroskopischer Beobachtung der Sonne mit Secchi 1871 die Italienische Spektroskopische Gesellschaft, in deren Memoiren er seitdem den größten Teil seiner Arbeiten veröffentlicht hat. 1874 beobachtete er in Indien den Venusdurchgang. Gegenwärtig ist T. Direktor des Collegio Romano zu Rom. Vgl. „Il passaggio di Venere sul Sole dell’ 8–9 dec. 1874, osservato a Muddapur“ (Pal. 1875).

Tace! (lat.), schweige!

Tācet (lat., auch ital. tace oder taci, abgekürzt tac., „schweigt“) bedeutet in Chor- oder Orchesterstimmen, daß das Instrument (die Stimme) während der betreffenden Nummer nicht mitzuwirken hat.

Tachau, Stadt im westlichen Böhmen, an der Mies, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit Dechanteikirche, Franziskanerkloster, Schloß des Fürsten Windischgrätz, einem Kaiser Joseph-Denkmal, einer Fachschule für Drechslerei, lebhafter Holzindustrie, Knopffabrikation, Bierbrauerei und (1880) 4177 Einw. In der Nähe mehrere Glashütten. Vgl. Stocklöw, Geschichte der Stadt T. (Tachau 1879).

Tacheometer (Tachymeter), s. Theodolit.

Tachīna, Mordfliege; Tachinariae, s. v. w. Mordfliegen.

Táchira, Sektion des Staats Andes der venezuelan. Bundesrepublik, an der Grenze von Kolumbien, ist meist gebirgig (bis 3208 m hoch) und 12,545 qkm (227,8 QM.) groß mit (1873) 68,619 Einw. Landbau bildet die Haupterwerbsquelle, Petroleum ist gefunden worden. Hauptstadt ist San Christóbal.

Tachograph (griech., „Schnellschreiber“), ein dem Hektograph ähnlicher Apparat zur leichten Herstellung vieler Abzüge einer Schrift oder Zeichnung.

Tachomēter (griech., Tachymeter, „Geschwindigkeitsmesser“), mechan. Vorrichtungen zum Messen der Geschwindigkeit von Maschinen in jedem Augenblick ihrer Bewegung. Bei allen bisher konstruierten Tachometern wird die Zentrifugalkraft der sich bewegenden Maschine als treibendes Element benutzt. Uhlhorn in Grevenbroich bei Düsseldorf hat um 1817 derartige T., namentlich für Baumwollspinnereien, zuerst konstruiert. Gegen 1844 trat Daniel mit einem T. zum Gebrauch bei Lokomotiven hervor, bei welchem ein Zentrifugalpendel auf Gewichte und Federn wirkt und ein Uhrwerk zur Registrierung des Ganges der Lokomotive mittels Zeichenstifts auf Pappscheiben in

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0486.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2021)
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