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Seite:Meyers b15 s0510.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

Tangwiesen, s. Fukusmeere.

Taenĭa, Bandwurm.

Tanis (ägypt. T’â, T’ân, hebr. Zo’an, arab. Sân), altägypt. Stadt im nordöstlichen Nildelta, deren zuerst von Mariette, dann 1883–84 von Flinders Petrie aufgedeckte Ruinen beim heutigen Fischerdorf Sân el Hager unweit des Südufers des Menzalesees liegen. Schon unter der 6. Dynastie um die Mitte des 3. vorchristlichen Jahrtausends bestehend, wurde T. um 2100 Residenz der semitischen Hyksoskönige und später diejenige der großen Herrscher aus der 19. Dynastie, wie Ramses’ II. und Merenptahs, deren ersterer in T. einen großartigen Tempel des Kriegsgottes Set erbaute, in dessen Ruinen nicht weniger als 14 Obelisken gefunden wurden. In sehr fruchtbarer, wild- und fischreicher Gegend gelegen und selbst für Seeschiffe erreichbar, war T. vor der Gründung Alexandrias wohl die größte Handelsstadt Ägyptens, sank aber später infolge von Landanschwemmungen und des Versandens der Tanitischen Nilmündung und wurde wahrscheinlich 174 n. Chr. gelegentlich eines Aufstandes zerstört. Vgl. Flinders Petrie, Tanis (Lond. 1885, Bd. 1).

Tanjore, Stadt, s. Tandschor.

Tankred, 1) T. von Hauteville, normänn. Ritter im 11. Jahrh., dessen zehn Söhne, unter ihnen der berühmte Robert Guiscard und Roger I., 1038 nach Unteritalien zogen, es eroberten und dort das normännische Reich gründeten.

2) Berühmter Kreuzfahrer, Enkel des vorigen, von dessen Tochter Emma aus ihrer Ehe mit dem Markgrafen Otto dem Guten, geb. 1078, begleitete 1096 seinen Vetter Bohemund von Tarent auf dem ersten Kreuzzug, zeichnete sich bei der Belagerung von Nikäa durch Tapferkeit aus, besetzte Tarsos, über dessen Besitz er sich mit Balduin entzweite, that sich vor Antiochia hervor, besetzte Bethlehem, erstürmte bei der Eroberung von Jerusalem zuerst mit den Seinen die Mauern und pflanzte sein Banner auf der Moschee Omars auf. Er blieb auch nach dem Sieg bei Askalon in Palästina und erhielt das Fürstentum Tiberias. Nach dem Tod Gottfrieds von Bouillon suchte er die Wahl zum König von Jerusalem vergeblich auf seinen Vetter Bohemund zu lenken. Als die Sarazenen Bohemund gefangen nahmen und dieser nach seiner Freilassung 1103 nach Europa ging, verwaltete er dessen Fürstentum Antiochia und hielt eine harte Belagerung durch die Sarazenen aus. Er vergrößerte das Fürstentum durch Eroberung von Adana, Mamistra und Laodikea, rettete Edessa vor der Einnahme durch die Seldschukken, worauf ihm auch dieses Fürstentum übertragen wurde, und eroberte Arta. Er starb 21. April 1112. Vermählt war er mit Cäcilie, einer natürlichen Tochter des Königs Philipp I. von Frankreich. Wenn schon Tankreds Ruhm in der Geschichte begründet ist, so ist derselbe doch ganz vorzüglich erhöht worden durch Tassos „Befreites Jerusalem“, worin T. ganz als Held erscheint. Vgl. Raoul von Caen, Gesta Tancredi (in Guizots „Collection des mémoires“); Delabarre, Histoire de Tancrède (Par. 1822), und Kugler, Boemund und T., Fürsten von Antiochien (Tübing. 1862).

3) T. von Lecce, König von Sizilien, natürlicher Sohn des Herzogs Roger von Apulien und Enkel des Königs Roger II. von Sizilien, ward nach Wilhelms des Gütigen Tod 1190 von den Sizilianern in Palermo zum König gewählt und verteidigte den Thron mit Glück gegen Kaiser Heinrich VI. Nach seinem Tod 22. Febr. 1194 mußte sein unmündiger Sohn Wilhelm III. auf die Krone verzichten und starb bald auf der Burg Hohenembs.

Tann, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Gersfeld, in der Rhön, an der Ulster und der Linie Fulda-T. der Preußischen Staatsbahn, 359 m ü. M., hat eine neue gotische evang. Kirche, 3 Schlösser der Freiherren von der T. (s. Tann-Rathsamhausen), Holzwarenfabrikation, Spinnerei und (1885) 1090 meist evang. Einwohner. Die Stadt ward 1866 von Bayern an Preußen abgetreten.

Tanna, 1) (Thana) Hauptstadt eines Distrikts in der britisch-ind. Präsidentschaft Bombay, auf der Ostseite der Insel Salsette, mit einem alten Fort (jetzt Gefängnis), portugiesischer Kathedrale und 14,456 Einw. – 2) Eine der südlichsten der Neuen Hebriden, 380 qkm (7 QM.) mit 10,000 Einw. Im Innern ein 135 m hoher, thätiger Vulkan mit Schwefelquellen an seinem Fuß. Die Küstenstriche sind äußerst fruchtbar. Hafenplatz ist Resolution.

Tanna, Stadt im Fürstentum Reuß j. L., Landratsamt Schleiz, an der Eisenbahn Schönberg-Hirschberg, 538 m ü. M., hat eine evang. Kirche, Viehmärkte, Holzhandel und (1885) 1636 evang. Einwohner.

Tannahill, Robert, schott. Dichter, geb. 3. Juni 1774 zu Paisley, trieb die Weberei und dichtete daneben Lieder, die durch seines Freundes R. A. Smith Kompositionen bald volkstümlich wurden. Auch gab er „Poems and songs“ (1807) heraus. Am bekanntesten wurden unter seinen Gedichten: „Jessy, the flower of Dumblane“ und „The song of the battle of Vittoria“, die nur von den besten Dichtungen Rob. Burns’ übertroffen werden. Später verfiel er in Schwermut und zuletzt in Wahnsinn; in diesem nahm er sich 17. Mai 1810 selbst das Leben. Eine Sammlung seiner Werke nebst Biographie erschien Glasgow 1838 (neue Ausg. 1879).

Tanne (Picea Don., Abies Lk., hierzu Tafel „Tanne“), Gattung aus der Familie der Abietineen, meist hohe Bäume, deren Hauptäste in unregelmäßigen Quirlen und deren Nebenäste meist zweireihig stehen, mit einzeln stehenden, meist zweizeiligen, flachen, unterseits längs des Mittelnervs bläulichweiß gestreiften Nadeln, aufrechten Zapfen und nach der Reife von der Achse sich lösenden Zapfenschuppen. Die europäische Edeltanne (Weißtanne, P. pectinata Lam., Abies alba Mill., A. Picea L., A. pectinata Dec., A. excelsa Lk., P. Abies Dur., s. Tafel), einer der schönsten Waldbäume mit in der Jugend pyramidaler, im Alter fast walzenförmiger, unregelmäßiger, am Wipfel storchnestartig abgeplatteter Krone, wird im Schluß über 65 m hoch, hat zuerst olivenbraune, später weißgraue Rinde, behaarte, rauhe Zweige, an welchen die Nadeln nach zwei Seiten flach gestellt sind. Sie werden 2–3 cm lang und sind am obern Ende abgerundet und ausgerandet; die Blüten stehen fast nur in den obersten Verzweigungen des Wipfels an vorjährigen Trieben, die männlichen Blütenkätzchen sind viel länger als die der Fichte, die senkrecht aufgerichteten, 4–6 cm langen weiblichen Blütenzäpfchen gelbgrün, die aufrecht stehenden, 14–20 cm langen Zapfen länglich walzenförmig, hell grünlichbraun, ihre Deckschuppen lineal zungenförmig mit dem zwischen den Fruchtschuppen hervorragenden Teil rückwärts gebogen. Nach der Samenreife im Oktober, oft erst im April des folgenden Jahrs, löst sich der Zapfen ganz auf, und nur die spindelähnliche Achse bleibt am Trieb stehen. Die Samen sind dreikantig, geflügelt. Die T. hat eine ziemlich tief gehende Pfahlwurzel und unter der Oberfläche des Bodens verlaufende zahlreiche Nebenwurzeln. Die Keimpflanze besitzt gewöhnlich

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 510. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0510.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)
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