verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
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wandert er regelmäßiger, doch im allgemeinen auch nur, wenn die Zirbelnüsse mißraten sind. Er klettert an den Bäumen umher und meißelt mit dem Schnabel, wie die Spechte. Seine Nahrung besteht wesentlich aus Sämereien, Nüssen, Beeren, Kerbtieren, Schnecken, kleinen Vögeln etc. Er nistet im März auf Bäumen und legt 3–4 blaß grünblaue, hellbraun gefleckte Eier, welche das Weibchen in 17–19 Tagen ausbrütet. Er wird nützlich, indem er zur Verbreitung des Arvensamens an den unzugänglichsten Stellen beiträgt. In der Gefangenschaft fällt besonders seine Mordlust auf. Vgl. Tschusi zu Schmidhoffen, Verbreitung und Zug des Tannenhehers (Wien 1888).
Tannenklee, s. Anthyllis.
Tannenlaus, s. Blattläuse, S. 2.
Tannenpapagei, s. Kreuzschnabel.
Tannenpfeil, s. Kiefernschwärmer.
Tannenroller, s. Spechte.
Tannhausen, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Waldenburg, im Weistritzthal und im Waldenburger Gebirge, hat eine kath. Kirche, ein Schloß, Steinkohlenbergbau, mechanische Weberei, Dampfziegelei und besteht aus den Orten Blumenau (Ober-T.) mit (1885) 1941, Mittel-T. mit 1551 und Erlenbusch (Nieder-T.) mit 356 Einw.
Tannhäuser (Tanhuser), Minnesänger, vermutlich ein Salzburger oder Bayer, der um die Mitte des 13. Jahrh. am Hofe Friedrichs des Streitbaren und andrer Fürsten sich aufhielt und ein abenteuerliches Wanderleben geführt zu haben scheint. In seinen Liedern schildert er, dem Vorgang Neidharts folgend, mit Vorliebe das bäuerliche Leben und derbsinnliche Minne, nebenbei mit allerlei litterarischer Gelehrsamkeit prunkend. Auch ein didaktisches Gedicht: „Hofzucht“, wird ihm beigelegt. Eine seiner Weisen erhielt sich bei den Meistersängern. Seine lyrischen Gedichte finden sich im 2. Teil der „Minnesinger“ von Hagen (Leipz. 1838), die „Hofzucht“ im 6. Band von Haupts „Zeitschrift für deutsches Altertum“ (das. 1848). An sein bewegtes Leben und ein ihm beigelegtes Bußlied knüpft sich die bekannte Sage vom Ritter T., der im Venusberg verweilte, dann nach Rom pilgerte, um Vergebung seiner Sünden zu erlangen, und, als ihm diese versagt wurde, verzweiflungsvoll zu Frau Venus im Hörselberg (s. d.) zurückkehrte. R. Wagner hat die Sage zu einer Oper verarbeitet. Vgl. Grässe, Der T. und ewige Jude (2. Aufl., Dresd. 1861); Zander, Die Tannhäusersage und der Minnesänger T. (Königsb. 1858).
Tannieren, s. Gallieren.
Tannīn, s. Gerbsäuren, S. 160.
Tanningēnsäure, s. Katechin.
Tannīnstoffe, s. v. w. Gerbsäuren.
Tann-Rathsamhausen, Ludwig Samson Heinrich Arthur, Freiherr von und zu der, bayr. General, geb. 18. Juni 1815 zu Darmstadt als Sohn des 1848 verstorbenen bayrischen Kämmerers Freiherrn Heinrich von und zu der T. und einer Freiin von Rathsamhausen aus einer erloschenen elsässischen Familie, trat 1833 als Leutnant in die bayrische Artillerie, ward 1840 in den Generalstab versetzt, 1844 Adjutant des Kronprinzen Maximilian und bald Major, ging 1848 beim Ausbruch des Kriegs in Schleswig-Holstein dahin, wo er in kurzem in das Freischarenwesen Ordnung zu bringen wußte und bei Altenhof und Hoptrup glänzende Waffenthaten verrichtete, ward 1849 Chef des Generalstabs der unter dem Prinzen Eduard von Sachsen-Altenburg stehenden Division und trat im Juli 1850 als Oberst und Generalstabschef des Generals Willisen in die schleswig-holsteinische Armee, mit der er bei Idstedt, Missunde und Friedrichstadt kämpfte. Nach Bayern zurückgekehrt, ward er Oberstleutnant und Adjutant des Königs Maximilian II., 1855 Generalmajor, 1860 Generaladjutant des Königs und 1861 Generalleutnant und Generalkommandant in Augsburg, dann in München. 1866 wurde er zum Generalstabschef des Prinzen Karl, des Oberbefehlshabers der süddeutschen Kontingente, ernannt, schloß mit Österreich zu Olmütz die Konvention vom 14. Juni ab und leitete die Operationen der Bayern im Juli, deren unglücklicher Verlauf von der ultramontanen Presse besonders T. schuld gegeben wurde, so daß derselbe den Angriffen durch eine Anklage des „Volksboten“ ein Ende machen mußte. (Vgl. „Die bayrische Heerführung und der Chef des Generalstabs, Generalleutnant Freiherr v. d. T., vor den Geschwornen etc.“, Kissing. 1866) T. blieb nach dem Kriege Generaladjutant des Königs und Divisionskommandeur und wurde 1869 zum General der Infanterie und Kommandeur des 1. bayrischen Korps befördert. An der Spitze desselben kämpfte er 1870 mit Auszeichnung bei Wörth, Beaumont und Sedan, erhielt Anfang Oktober den Oberbefehl über eine aus seinem Korps, der 22. preußischen Infanterie- sowie der 1. und 4. Kavalleriedivision gebildete Armeeabteilung, siegte 10. Okt. bei Orléans, das er besetzte, zog sich nach tapferer Gegenwehr gegen die französische Übermacht bei Coulmiers 9. Nov. nach Norden zurück, kämpfte 2.–10. Dez. unter dem Großherzog von Mecklenburg in mehreren blutigen Gefechten bei Orléans und kehrte Ende Dezember 1870 zur Zernierungsarmee vor Paris zurück. Er starb als Kommandeur des 1. bayrischen Armeekorps 26. April 1881 in Meran. Vgl. Zernin, Freih. Ludw. von und zu der T. (Darmstadt 1883); Helvig, Ludw., Freih. v. T. (Berl. 1884).
Tannroda, Stadt im weimar. Verwaltungsbezirk Weimar I, an der Ilm und der Eisenbahn Weimar-T.-Kranichfeld, 294 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Burgruine, eine Oberförsterei, Korbflechterei, eine Dampfschneide-, Mahl-, Gips- und Lohmühle, Holzhandel und (1885) 889 Einw.
Tannwald, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Gablonz, an der Bahnlinie Eisenbrod-T., mit Bezirksgericht, Baumwollspinn- und Webfabrik (23,500 Spindeln und 500 mechanische Webstühle), Maschinenbauwerkstätte, Glasschleiferei, Glaskurzwarenindustrie und (1886) 2726 Einw.
Tan-ra, früher Name der Insel Quelpart (s. d.).
Tansillo, Luigi, ital. Dichter, geboren um 1510 zu Venosa im Neapolitanischen, trat früh in die Armee und erwarb sich durch seinen Mut nicht minder als durch sein poetisches Talent die Gunst des Don Garcias, Sohns des Vizekönigs von Neapel, den er nach Sizilien und später auf der Expedition gegen Tunis (1551) begleitete. Ein geistreiches, aber schlüpfriges Gedicht: „Il vendemmiatore“ (Neapel 1534, Vened. 1549, Par. 1790; franz. von Mercier: „Jardin d’amour“, das. 1798), begründete seinen litterarischen Ruf, zog ihm aber das Verdammungsurteil der römischen Kurie zu. Um dieselbe wieder auszusöhnen, schrieb er das religiöse Epos „Le lagrime di San Pietro“, von welchem jedoch bei seinen Lebzeiten nur ein Teil gedruckt wurde, und welches er auch unvollendet hinterließ. Erst nach seinem Tod erschien das Gedicht, welches im einzelnen große Schönheiten besitzt, aber durch seine Länge und eine gewisse Monotonie ermüdet (Vened. 1606). T. starb um 1570. Außer den genannten Werken hat man
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0512.jpg&oldid=- (Version vom 26.2.2023)