verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
|
Telegraphentruppen dienen zum Bau wie zur Zerstörung von Telegraphenanlagen im Krieg. Deutschland und Frankreich besitzen im Frieden keine T., s. Militärtelegraphie. England hat im Frieden 1 Telegraphenbataillon in 2 Divisionen, von denen die eine stets kriegsbereit vollzählig und ausgerüstet, die andre von der Staatstelegraphenverwaltung beschäftigt ist. Italien hat 3 Telegraphenabteilungen von je 2 Kompanien zum 3. Genieregiment gehörig; Österreich besitzt 1 Eisenbahn- und Telegraphenregiment von 2 Bataillonen zu 4 Kompanien; Rußland besitzt 17 Kriegs- (Feld-) Telegraphenparke, welche den Sappeurbrigaden unterstellt sind. Belgien, die Niederlande, Rumänien, Schweden, Spanien etc. haben im Frieden 1 Telegraphenkompanie.
Telegraphisches Sehen. Bald nach der Erfindung des Telephons haben viele Physiker versucht, dem Auge auf elektrischem Weg entfernte Bilder sichtbar zu machen. Die Eigenschaft des Selens, unter wechselnder Beleuchtung seinen Widerstand zu verändern, schien zur Lösung dieser weitern Aufgabe ein geeignetes Mittel an die Hand zu geben. Das Telektroskop von Senlecq d’Ardres (1877) und der Telephotograph von Shelford Bidwell (1881) sind Apparate, welche diesem Gedankengang ihre Entstehung verdanken, aber nicht leisten, was ihr Name verspricht (s. Telephotographie). Nipkow in Schöneberg machte einen Vorschlag zu einem elektrischen Teleskop, welcher auf der Beobachtung beruht, daß Ruß in intermittierender Bestrahlung tönt. Unter Zuhilfenahme eines Mikrophons sollen die Schwingungen von berußter Drahtgaze in elektrische umgewandelt und auf der Empfangsstelle durch ein Telephon geleitet werden, dessen polierte Membran einen auffallenden Lichtstrahl in entsprechende Schwingungen versetzt und dadurch im Auge des Beobachters den Eindruck des übermittelten Bildes erzeugt. Den Synchronismus der Apparate will Nipkow durch Anwendung des phonischen Rades erzielen.
Teleki, 1) Joseph, Graf, ungar. Staatsmann und Historiker, aus der protestantischen siebenbürgischen Familie T. von Szék, geb. 24. Okt. 1790 zu Pest, studierte in Göttingen, trat, nachdem er den Westen Europas bereist hatte, als Sekretär der ungarischen Statthalterei 1818 in den Staatsdienst und war zuletzt (1842–48) Gouverneur von Siebenbürgen. Er erwarb sich große Verdienste um die Gründung und Organisierung der ungarischen Akademie der Wissenschaften, deren Präsident er viele Jahre hindurch war. Außer mehreren kleinen Abhandlungen schrieb er als sein Hauptwerk: „A Hunyadiak kora Magyarországban“ („Das Zeitalter der Hunyades in Ungarn“), ein nach Quellen bearbeitetes Werk, von dem 1852–55 fünf Bände wie von der dazu gehörenden Urkundensammlung drei Bände erschienen sind. T. starb 16. Febr. 1855.
2) Wladislaw, Graf, ungar. Patriot, geb. 11. Febr. 1811 zu Pest, studierte die Rechte und Staatswissenschaften, ward 1839 Mitglied des siebenbürgischen Landtags, trat 1843 als Magnat in die Magnatentafel des ungarischen Reichstags und stellte sich mit an die Spitze der Opposition. Im September 1848 ward er vom ungarischen Ministerium nach Paris gesandt, um dort die ungarischen Interessen zu vertreten, und, da er nach der Niederwerfung der ungarischen Insurrektion im Namen Ungarns gegen die Maßregeln Österreichs protestierte, in contumaciam verurteilt und in effigie gehenkt. Er lebte seitdem abwechselnd in Paris und Genf und wirkte nach Ausbruch des italienischen Kriegs 1859 zu Turin im Interesse der ungarischen Nationalpartei. Im Dezember 1860 ward er zu Dresden verhaftet und nach Wien ausgeliefert, dort aber begnadigt. Im April 1861 in den ungarischen Reichstag gewählt, hielt er sich zur Linken, geriet aber bei seiner politischen Richtung mit dem bei seiner Begnadigung gegebenen Versprechen in Konflikt und erschoß sich in Verzweiflung darüber 8. Mai 1861 in Pest. T. hinterließ auch eine Tragödie: „A kegyencz“ („Der Günstling“).
Telelōg (griech., „Fernsprecher“), ein von Ackermann für die Mitteilung beobachteter Treffergebnisse beim Schießen der Artillerie erfundener elektrischer Telegraph, besteht aus einer Drahtleitung, einer Batterie Meidingerscher Elemente und einem Apparat zur Zeichengebung durch einfache und dreifache Glockenschläge, die als Elementarzeichen zu einem Alphabet gruppiert sind. Vgl. Ackermann, Der T. (Rastatt 1877).
Telemăchos, im griech. Mythus Sohn des Odysseus und der Penelope, war bei der Abreise des Vaters zum Trojanischen Krieg noch ein Kind. Herangewachsen, erhielt er von Athene den Rat, bei Nestor in Pylos und Menelaos in Sparta Erkundigungen über den Vater einzuziehen; am letztern Ort erfuhr er, daß derselbe noch lebe. Nach Hause zurückgekehrt, traf er bei dem Sauhirten Eumäos seinen von Athene in einen Bettler verwandelten Vater. Dieser entdeckte sich ihm, und T. stand hierauf dem Vater bei der Tötung der Freier bei. Seine spätere Geschichte wird verschieden erzählt (vgl. Telegonos). Die Schicksale des T. behandelt der berühmte Roman von Fénelon: „Les aventures de Télémaque“.
Telemann, Georg Philipp, Komponist, geb. 14. März 1681 zu Magdeburg, bezog zum Studium der Rechte 1700 die Universität Leipzig, widmete sich aber hier der Musik mit solchem Erfolg, daß er schon vier Jahre später die Organistenstelle an der Neuen Kirche und die Leitung des studentischen Gesangvereins Collegium musicum übernehmen konnte. In der Folge wirkte er als Kapellmeister erst in Sorau (an der Kapelle des Grafen Promnitz), dann in Eisenach, endlich von 1712 an in Frankfurt a. M. Von hier wurde er 1721 als städtischer Musikdirektor nach Hamburg berufen, wo er 25. Juli 1767 starb. T. stand als ebenso fleißiger wie gewandter Komponist und als Mann von reicher wissenschaftlicher Bildung bei seinen Zeitgenossen in höchstem Ansehen. Als er die ihm 1722 angetragene Stellung eines Thomaskantors in Leipzig ausschlug, war der dortige Rat sehr enttäuscht, auch dann noch, als J. S. Bach für dies Amt gewonnen war. Die Hoffnungen, welche Hamburg auf ihn gesetzt, konnte er nur teilweise erfüllen, sofern man erwartet hatte, er werde die am Anfang des Jahrhunderts blühende nationale Oper von ihrem inzwischen eingetretenen Niedergang wieder emporheben, was ihm nicht gelingen sollte. Von seinen fast unzählbaren Werken (darunter 44 Passionsmusiken und an 40 Opern) hat nicht ein einziges ihren Schöpfer zu überleben vermocht.
Telemarken, Landschaft, s. Thelemarken.
Telemeteorograph (griech.), s. Meteorograph.
Telemēter (griech., „Fernmesser“), eine von C. L. Clarke in New York erfundene Vorrichtung, um die Ablenkungen eines Manometers, Wasserstandszeigers etc. telegraphisch auf einen entfernten Zeigerapparat zu übertragen. Der Geber ist mit dem Empfänger durch drei Leitungen verbunden; ersterer enthält den Zeiger des Meßinstruments, der sich zwischen zwei mit ihm um dieselbe Achse mittels eines Sperrrades verschiebbaren Kontaktfedern bewegt und, je
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 574. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0574.jpg&oldid=- (Version vom 18.6.2022)