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Seite:Meyers b15 s0585.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

der Tempelherren in London, welches 1346 den Rechtsgelehrten überlassen wurde, seither die wichtigste der sogen. Inns of Court; s. London, S. 900.

Temple (spr. tempel), 1) Sir William, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 1628 zu London, studierte in Cambridge, ward nach der Restauration 1660 Mitglied der irischen Konvention, 1661 des irischen Parlaments und 1662 zu einem der königlichen Kommissare desselben ernannt. Seit 1665 englischer Resident in Brüssel, schloß er 1668 im Haag mit Holland und Schweden die Tripelallianz und vermittelte dann den Aachener Frieden (2. Mai 1668) zwischen Frankreich und Spanien, worauf er zum ordentlichen Gesandten im Haag ernannt wurde. 1671 entlassen, lebte er mehrere Jahre zurückgezogen auf seinem Gut Sheen bei Richmond in Surrey, ging 1673 abermals als Gesandter nach dem Haag und vertrat England auf dem Friedenskongreß von Nimwegen. 1679 kehrte er nach England zurück und trat in den von Karl II. nach Temples Entwurf organisierten Geheimen Rat sowie für die Universität Cambridge ins Parlament, zog sich aber, mit der königlichen Politik unzufrieden, 1682 nach Sheen zurück und starb 27. Jan. 1699. Seine durch Form und Inhalt ausgezeichneten „Works“ erschienen London 1814 in 4 Bänden. Swift gab seine „Memoirs“ (Lond. 1709, 2 Bde.) und „Letters“ (das. 1702, 2 Bde.) heraus. Sein Leben beschrieben Luden (in „Kleine Aufsätze“, Bd. 2, Götting. 1808) und Courtenay (Lond. 1836, 2 Bde.). Vgl. Emerton, Sir W. T. und die Tripelallianz (Berl. 1877).

2) Launcelot, Pseudonym, s. Armstrong 1).

Templeisen, die Ritter des Grals (s. d.).

Templemore (spr. templmóhr), Stadt in der irischen Grafschaft Tipperary, am Suir lieblich gelegen, mit (1881) 2800 Einw.

Templer, s. v. w. Tempelherren; auch die Mitglieder der Tempelgesellschaft (s. d.).

Templin, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, zwischen mehreren Seen, die durch den 13,5 km langen Templiner Kanal mit der Havel in schiffbarer Verbindung stehen, und an der Linie Löwenberg-T. der Preußischen Staatsbahn, 67 m ü. M., hat 2 evang. Kirchen, eine Stadtmauer aus Feldsteinen und 3 Stadtthore aus dem Mittelalter, ein Amtsgericht, ein Dampfhammerwerk mit Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen, Schiffahrt und (1885) 4028 meist evang. Einwohner.

Tempo (ital., „Zeit“), Zeitmaß, die Bestimmung, welche im einzelnen Fall die absolute Geltung der Notenwerte regelt. Vor dem 17. Jahrh. waren die Mittel, ein verschiedenes T. zu fordern, sehr beschränkt; die Noten hatten aber damals eine ziemlich bestimmte mittlere Geltung, den integer valor (s. d.), der sich aber doch im Lauf der Jahrhunderte sehr verschob, so daß man heute bei Übertragungen von Musikwerken des 16. Jahrh. die Werte wenigstens auf die Hälfte, bei denen des 14.–15. Jahrh. auf den vierten Teil und bei noch ältern auf den achten Teil reduzieren muß, wenn man ein ungefähr richtiges Bild gewinnen will. Um 1600 kamen die noch heute üblichen Bestimmungen Allegro, Adagio, Andante auf, denen sich bald Presto und die Unterarten: Allegretto, Andantino, Prestissimo zugesellten. Da sich im Gebrauch dieser Bezeichnungen vielfach Willkür einschlich, so sann man gegen das Ende des 18. Jahrh. auf feste, unwandelbare Bestimmungen und gelangte zur Erfindung des Taktmessers (s. d.). Vielfach sind heute auch Tempobezeichnungen beliebt, die auf Tonstücke von bestimmtem Charakter der Bewegungsart hinweisen, so T. di marcia (Marschtempo = Andante), T. di minuetto (Menuetttempo, etwa = Allegretto), T. di valsa (Walzertempo = Allegro moderato) u. s. f. Über die kleinen Modifikationen des T., welche der musikalische Ausdruck bedingt (agogische Schattierungen), s. Agoge.

Temporāl (lat.), zeitlich; weltlich; auf die Schläfe bezüglich, z. B. arteria temporalis, Schläfenschlagader, musculus temporalis, Schläfenmuskel, etc.

Temporalĭen (Bona temporalia, „weltliche Vorteile“), alle mit der Verwaltung eines bestimmten kirchlichen Amtes verbundenen Einkünfte an Geld, Naturalien und sonstigen Gefällen, die materiellen Rechte im Gegensatz zu den mit dem Kirchenamt verbundenen geistlichen Befugnissen (Spiritualien). Die Beschlagnahme dieser Einkünfte seitens der Staatsgewalt heißt Temporaliensperre.

Tempŏra mutantur et nos mutāmur in illis (lat.), die Zeiten ändern sich, und wir verändern uns in oder mit ihnen.

Temporär (lat.), zeitweilig, vorübergehend.

Temporäre Sterne, s. Fixsterne, S. 324.

Temporell (franz.), zeitlich, weltlich.

Temporisieren (lat.), sich nach den Zeitumständen richten; in Erwerbung eines günstigen Zeitpunktes etwas hinhalten.

Temps, le (spr. tāng, „die Zeit“), eine der angesehensten Pariser Zeitungen, 1861 begründet, hielt sich unter Napoleon III. zur gemäßigten Opposition und vertritt jetzt den gemäßigten Republikanismus.

Tempus (lat., Plur. tempora), Zeit; in der Grammatik der Ausdruck der Zeitbeziehung am Verbum oder in konkreter Bedeutung eine Gruppe von Verbalformen, die je ein bestimmtes Zeitverhältnis ausdrücken. S. Verbum.

Temrjuk, Kreisstadt im kubanischen Gebiet in Kaukasien, am Nordufer der Halbinsel Taman und an dem den Liman Achtanisow mit der Bucht von T. verbindenden Kanal, mit (1883) 10,496 Einw. 6 km von der Stadt wird der temrjuksche Mineralschlamm aus fünf Gruppen kleiner Krater in Zwischenräumen von ½–¼ Minute in großen Massen ausgeworfen, dessen Gebrauch in Bädern bei Rheumatismen, Skrofeln u. a. sich sehr heilsam erwiesen hat.

Temuco, Departement der chilen. Provinz Cantion, 4600 qkm groß mit (1885) 16,111 Einw. Die gleichnamige Hauptstadt hat 3000 Einw.

Temulénz (lat.), Trunkenheit.

Temurdschi, s. Dschengis-Chan.

Tenaille (franz., spr. -náj, „Zange“), ein Festungswerk, dessen Linien abwechselnd ein- und ausspringende Winkel bilden. Über die Tenaillensysteme von Landsberg und Montalembert s. Festung, S. 182. T. ist auch s. v. w. Grabenschere (s. d.).

Tenākel (lat.), „Halter“, Blatthalter der Schriftsetzer; auch Vorrichtung zur Befestigung von Seihtüchern, Filtrierbeuteln etc.

Tenancingo, Stadt im mexikan. Staat Mexiko, südlich von Toluca, 1840 m ü. M., in reizender, fruchtbarer Gegend, wo Weizen neben Zuckerrohr gedeiht, hat Weberei von wollenen Tüchern (Paños) und (1880) 15,906 Einw. (im Munizipium).

Tenant (engl., spr. ténnänt), Pachter oder Mieter; T.-at-will („aus freiem Willen“), Mieter, dem nach Belieben des Eigentümers gekündigt werden kann (wogegen der lease-holder auf die abgemachte Reihe von Jahren im Besitz nicht zu stören ist, solange er die bedungene Pacht oder Miete zahlt).

Tenasserim (Tanengthari), Regierungsbezirk der britisch-ind. Provinz Birma, im südlichsten Teil

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0585.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2021)
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