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Seite:Meyers b15 s0718.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15

und Clymenia Münst. (s. Tafel „Devonische Formation“), während die Familie Ammonitidae Ow. die Gattungen Goniatites de Haan (s. Tafeln „Devonische Formation“ und „Steinkohlenformation I“), Ceratites de Haan (s. Tafel „Triasformation I“) und Ammonites Breyn. (s. Tafel „Juraformation I“) umfaßt (s. Ammoniten). – Die T. sind sowohl wegen der großen Mannigfaltigkeit der Formen als auch wegen der Häufigkeit des Vorkommens für die Erkenntnis versteinerungsführender Schichten wesentlich. Die Vierkiemer traten schon im Silur mit Nautilen und Geradhörnern, im Devon auch mit Goniatiten auf; von allen diesen Formen überlebten nur die echten Geradhörner, Goniatiten und Nautilen das paläozoische Zeitalter, doch starben Orthoceras und Goniatites in der Trias aus. Dafür aber erscheinen nun außer den bereits in der Trias wieder aussterbenden Ceratiten die Ammoniten, die sich schon in genannter Formation, mehr noch im Jura und ebenso noch in hohem Grad in der Kreide (hier außer durch normale Formen auch durch Nebenformen: Baculites, Ancyloceras, Toxoceras, Crioceras, s. Tafel „Kreideformation“) entwickeln, aber mit dem Schluß der Kreide (des mesozoischen Alters) ihr Ende erreichen; es bleibt also für Tertiär- und Jetztzeit nur Nautilus. Die Zweikiemer beginnen in der Trias mit belemnitenartigen Tieren, echte Belemniten und ihre Nebengenera sind äußerst häufig in Jura und Kreide (Belemnites, Rhynchoteuthis, s. Tafeln „Juraformation I“ und „Kreideformation“); die ganze Familie aber stirbt mit der Kreide aus, während die ebenfalls im Jura auftretenden Kalmare und Sepien bis jetzt zugenommen haben. Spirula, Octopus haben keine, Argonauta hat nur tertiäre fossile Repräsentanten. Vgl. Ferussac und d’Orbigny, Histoire naturelle des Céphalopodes (Par. 1835–45); Verany, Mollusques méditerranéens, Bd. 1: Céphalopodes (Genf 1847–51); Bronn-Keferstein, Klassen und Ordnungen des Tierreichs; Bd. 3: Cephalopoden (Leipz. 1869).

Tintenstifte, s. Bleistifte, S. 24.

Tintern Abbey (spr. ä́bbĭ), Abteiruine in Monmouthshire (England), im malerischen Thal des Wye, im 13. Jahrh. erbaut.

Tintillo (spr. -tilljo), s. Spanische Weine.

Tinto, Küstenfluß in Spanien, s. Rio Tinto.

Tinto (vino tinto), dunkler span. Wein, wie der T. von Alicante, der T. di Rota, der Inselburgunder (s. Madeirawein) etc.

Tintoretto, eigentlich Jacopo Robusti, genannt il T. („das Färberlein“, nach dem Handwerk seines Vaters), ital. Maler, geb. 1519 zu Venedig, war anfangs Schüler Tizians, schlug jedoch bald eine eigne Richtung ein, welche durch seinen Wahlspruch: „Von Michelangelo die Zeichnung, von Tizian die Farbe“ deutlich bezeichnet ist, wie in der That auch eine Anzahl seiner Werke das Streben zeigt, die Größe des florentinischen Stils mit den Vorzügen seiner heimatlichen Schule zu verbinden. T. ist der Chorführer der zweiten Generation der venezianischen Malerschule, welche sich in äußerlicher Bravourmalerei, in prunkhafter und massenhafter Komposition und schwierigen Perspektiven gefiel. T. überlud seine Kompositionen oft mit nicht zur Sache gehörigen, theatralisch gespreizten Figuren und wandte gern glänzende Beleuchtungsgegensätze an. Sein Kolorit ist wirkungsvoll, warm und tief, wenn er sich die Zeit zu sorgsamer Arbeit ließ, aber roh und grob, wo er durch schnelle Improvisationen und zum Staunen reizende Bewältigung großer Flächen wirken wollte. Viele seiner Gemälde, insbesondere die Bildnisse, in welchen er Tizian am nächsten kam, haben übrigens durch Nachdunkeln viel von ihrer ursprünglichen Farbenpracht eingebüßt. Er starb 31. Mai 1594 in Venedig. Von den Werken seiner frühern Zeit, in welchen er Tizian nahestand, sind der Sündenfall und der Tod Abels (in der Akademie zu Venedig), Venus, Mars und Amor (im Palast Pitti zu Florenz), die Anbetung des Kalbes und das Jüngste Gericht (in Santa Maria dell’ Orto in Venedig), das Wunder des heil. Markus (in der Akademie daselbst, eins seiner vollendetsten Werke), die Hochzeit zu Kana (in Santa Maria della Salute) und die große Kreuzigung (in der Scuola di San Rocco daselbst) hervorzuheben, welches Gebäude überhaupt 56 Gemälde von Tintorettos Hand aufzuweisen hat. Seine sinkende Meisterschaft bezeugen die Bilder im Dogenpalast, insbesondere das kolossale Paradies. Zahlreiche Gemälde von ihm befinden sich in den Galerien zu Paris, London, Dresden, Berlin, Wien, Madrid, Florenz und Venedig. – Sein Sohn Domenico, ebenfalls il Tintoretto genannt (1562–1637), leistete im Porträtfach Tüchtiges, malte aber auch Mythologisches und Historisches, unter anderm das Seegefecht zwischen den Venezianern und Kaiser Otto (im großen Ratssaal zu Venedig). Vgl. Janitschek in Dohmes „Kunst und Künstler“ (Leipz. 1876).

Tione, Marktflecken in Südtirol, an der Sarca, im Thal Giudicarien, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, mit (1880) 1876 Einw., welche Seidenzucht und Gerberei betreiben.

Tippecanoe (spr. tippekanū), Fluß im nordamerikan. Staat Indiana, ergießt sich oberhalb Lafayette in den Wabash. An seinen Ufern schlug General Harrison 5. Nov. 1811 die von Elskwatawa, dem „Propheten“, geführten Indianer.

Tippen (Dreiblatt, Zwicken), ein in Deutschland sehr verbreitetes Kartenglücksspiel. Man spielt es unter 3–6 Personen mit 32, bei noch mehr Teilnehmern mit 52 Blättern. Der Kartengeber setzt 3 Marken Stamm, gibt jedem Spieler 3 Blätter zu 1 und wirft dann ein Trumpfblatt auf. Steht nur der Stamm, so müssen alle Spieler „mitgehen“, und wer keinen Stich bekommt, zahlt Bête (was im Pot steht). Sobald Bête steht, darf der Spieler, welcher auf einen Stich nicht rechnet, passen; hat jemand aber gute Karten, so sagt er: „ich gehe mit“ oder „tippt“ mit dem Finger auf den Tisch. Für jeden Stich erhält man den dritten Teil des stehenden Satzes. Man muß Farbe bedienen oder trumpfen.

Tippera, fruchtbarer und dicht bevölkerter Distrikt in der britisch-ind. Provinz Bengalen, an der Mündung des Megnaarmes des Brahmaputra, 6451 qkm (117 QM.) groß mit (1881) 1,519,338 Einw. und dem Hauptort Comillah. Östlich davon liegt das unter britischer Oberhoheit stehende T.-Hügelland (Hill T.), welches auf 10,582 qkm (192 QM.) nur 95,637 Einw. (größtenteils halbe Wilde) zählt.

Tipperáry, 1) Binnengrafschaft in der irischen Provinz Munster, umfaßt 4297 qkm (78 QM.) mit (1881) 199,612 Einw., von denen 95 Proz. römisch-katholisch sind. Der Fluß Suir durchfließt den Hauptteil der Grafschaft, den die Silvermine Mountains (694 m) von dem an den Shannon grenzenden Teil trennen. Der Südwesten ist gebirgig (Galtymore 919 m, Knockmealdown 795 m), aber das Innere nimmt eine Ebene ein, die wegen ihrer Fruchtbarkeit als Goldene Aue (Golden Vale) bezeichnet wird. Von der Oberfläche sind (1888) 16 Proz. Ackerland, 67 Wiesen und Weiden, 2,6 Proz. Wald. An Vieh zählte man

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 718. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0718.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)
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