verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
|
gemischten Sprunges (2. Aufl., Leipz. 1876). Eine Abart des Tisches ist der weit kleinere Kasten (Springkasten), den die preußische Militärgymnastik zu den Übungen des Voltigierens an Stelle des Pferdes (s. d.) eingeführt, aber wieder abgeschafft hat.
Tischbein, deutsche Künstlerfamilie: Johann Valentin, geb. 1715 zu Haina in Kurhessen, malte Landschaften und Dekorationen und starb 1767 als Hofmaler in Hildburghausen. Johann Heinrich, der ältere, Bruder des vorigen, geb. 3. Okt. 1722 zu Haina, ging 1743 nach Paris, wo er sich bei Vanloo bildete, 1748 nach Venedig, dann nach Rom und ward 1752 Kabinettsmaler des Landgrafen von Hessen-Kassel, später Professor an der Kunstakademie zu Kassel, wo er 22. Aug. 1789 starb. Er entlehnte seine Stoffe meist der Mythologie. Seine Zeichnung ist im ganzen korrekt; das Nackte verrät das Studium der Antike, die Gewänder sind im großen Stil behandelt. Viele seiner vom Geiste des Rokokostils erfüllten Arbeiten finden sich im Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. Auch seine Brüder Johann Jakob, gest. 1791 in Lübeck, und Anton Wilhelm, gest. 1804 als Hofmaler in Hanau, erwarben sich einen Namen, jener durch Tierstücke, dieser durch historische Darstellungen und Genrebilder. Johann Heinrich, der jüngere, Neffe der vorigen, geb. 1742 zu Haina, gest. 1808 als Inspektor der Galerie zu Kassel, stach vieles nach Joh. Heinr. T., dem ältern, und schrieb eine „Abhandlung über die Ätzkunst“ (Kassel 1808).
Sein Bruder Johann Heinrich Wilhelm, der Neapolitaner genannt, geb. 15. Febr. 1751 zu Haina, der bedeutendste der Familie, bildete sich unter Leitung seiner Oheime Joh. Heinr. und Joh. Jakob T. und war dann zu Hamburg, in den Niederlanden, in der Schweiz, seit 1782 zu Rom und seit 1787 in Neapel thätig, wo er 1790 als Direktor der Malerakademie angestellt ward; doch kehrte er bald darauf nach Deutschland zurück und lebte abwechselnd in Hamburg und Eutin, wo er 26. Juli 1829 starb. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: Konradin von Schwaben und Friedrich von Österreich wird beim Schachspiel das Todesurteil verkündigt; Christus und die Kindlein, für die Ansgariikirche zu Bremen; der wütende Ajax, die Kassandra von der Statue der Pallas wegreißend. Unter den von ihm herausgegebenen und zum Teil mit Radierungen ausgestatteten artistischen Werken sind zu erwähnen: „Têtes de différents animaux, dessinées d’après nature“ (Neap. 1796, 2 Bde.), „Sir Will. Hamilton’s collection of engravings from antiques vases“ (das. 1791–1809, 4 Bde.) und sein berühmtestes Werk: „Homer, nach Antiken gezeichnet“, mit Erläuterungen von Heyne (Heft 1–6, Götting. 1801–1804) und Schorn (Heft 7–11, Stuttg. 1821–23). Seine Selbstbiographie wurde von Schiller („Aus meinem Leben“, Braunschw. 1861, 2 Bde.) herausgegeben. Vgl. Alten, Aus Tischbeins Leben (Leipz. 1872).
Johann Friedrich August, Sohn Joh. Valentin Tischbeins, geb. 1750 zu Maastricht, als Familienporträtmaler ausgezeichnet, bereiste Frankreich und Italien, ward dann Hofmaler in Arolsen und lebte hierauf einige Zeit in Holland, seit 1795 aber zu Dessau und ward 1800 Ösers Nachfolger als Direktor der Akademie zu Leipzig. Er starb 1812 in Heidelberg. Sein Sohn Karl Ludwig, geb. 1797 zu Dessau, wurde in Dresden gebildet, ging 1819 nach Italien, ward 1825 Professor der Zeichenkunst an der Universität Bonn und 1828 Vorsteher einer Zeichenschule und Aufseher über die fürstlichen Sammlungen zu Bückeburg, wo er 13. Febr. 1855 starb. Beifall fand sein Besuch Egmonts bei Klärchen sowie seine Ansichten von Städten, z. B. Bonn, Frankfurt, Leipzig. Vgl. Michel, Étude biographique sur les T. (Lyon 1881).
Tischendorf, Lobegott Friedrich Konstantin von, bekannt durch seine Arbeiten für Kritik des Bibeltextes, geb. 18. Jan. 1815 zu Lengenfeld im Vogtland, studierte zu Leipzig Theologie und Philologie und habilitierte sich 1839 daselbst, bereiste, um Materialien zu einer Textreform des Neuen Testaments zu sammeln, einen großen Teil Europas und den Orient. Nach seiner Rückkehr erhielt er 1845 eine außerordentliche, 1859 eine ordentliche Professur der Theologie zu Leipzig. 1853 und 1859 unternahm er zwei neue Reisen nach dem Orient, besonders nach Ägypten und dem Sinai, von welcher er viele wertvolle Handschriften, insonderheit eine griechische Bibel aus dem 4. Jahrh., mit zurückbrachte (vgl. seine beiden Reisewerke: „Reise in den Orient“, Leipz. 1845–1846, 2 Bde., und „Aus dem Heiligen Lande“, das. 1862). Er starb 7. Dez. 1874. Seine Arbeiten betreffen hauptsächlich die neutestamentliche Textreform, so: die Ausgabe des „Codex Ephraëmi Syri“ (Leipz. 1843 u. 1845) und des „Codex Friderico-Augustanus“ (das. 1846); die „Monumenta sacra inedita“ (das. 1846; nova collectio 1855–71, 6 Bde.); „Evangelium Palatinum ineditum“ (das. 1847); „Codex Amiatinus“ (das. 1850 u. 1854); „Codex Claromontanus“ (das. 1852); „Fragmenta sacra palimpsesta“ (das. 1854); „Codex Sinaïticus“ (Petersb. 1862, 4 Bde.; Handausgabe, Leipz. 1863, faksimiliert); das „Novum Testamentum Vaticanum“ (das. 1867). Nach seinem Tod setzten O. v. Gebhardt und R. Gregory seine neutestamentlichen Arbeiten fort. Auch lieferte T. mit der Zeit 20 Ausgaben des neutestamentlichen Textes (8. größere Ausg., Leipz. 1869–1872, 2 Bde.; hiernach eine kleinere 1873), eine kritische Ausgabe der Septuaginta (7. Aufl., das. 1887, 2 Bde.) sowie Ausgaben der „Acta apostolorum apocrypha“ (das. 1851), der „Evangelia apocrypha“ (das. 1853, 2. Aufl. 1877) und der „Apocalypses apocryphae“ (das. 1866). Seine Lösung der Frage: „Wann wurden unsre Evangelien verfaßt?“ (Leipz. 1865, 4. Aufl. 1866) wurde von der Kritik fast einstimmig für einen verunglückten Versuch erklärt. Vgl. Volbeding, Konstantin T. (Leipz. 1862).
Tischgelder werden im deutschen Heer den am gemeinsamen Mittagstisch teilnehmenden Leutnants gezahlt; auch Portepeefähnriche, Offizieraspiranten im Besitz des Reifezeugnisses zum Fähnrich können T. erhalten, jedoch nicht im Feld.
Tischnowitz, Stadt in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Brünn, an der Schwarzawa und der Eisenbahn Brünn-T., mit Bezirksgericht, Schloß, Tuchweberei, Gerberei und (1880) 2589 Einw. Dabei T.-Vorkloster, mit einer Basilika (von 1238), Zucker- und Papierfabrik und 1205 Einw.
Tischreden, Unterhaltungen oder Äußerungen berühmter Männer bei Tisch über Gegenstände der Kunst, der Wissenschaft, des Lebens etc. Schon aus dem Altertum finden sich T. in Xenophons und Plutarchs Symposien; am bekanntesten aber sind die Luthers: „Colloquia, so er in vielen Jahren gegen gelahrten Leuten, auch fremden Gästen und seinen Tischgesellen geführet“ (zuerst hrsg. von Rebenstock, 1571; am besten von Förstemann, Leipz. 1844–48, 4 Tle.; Auszug, das. 1876). Es finden sich in diesen T. neben sinnreichen Bemerkungen, namentlich über einzelne Punkte der Glaubens- und Sittenlehre, auch zahlreiche kernhafte Späße. Auch
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 726. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0726.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2022)