verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15 | |
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durch komprimierte Luft, der Antrieb dazu aber erfolgt durch einen elektromagnetischen Apparat, der durch Herstellung eines Kontakts von der Zentraluhr ausgelöst wird. Zentraluhr und Normaluhr müssen zu diesem Zweck elektrisch verbunden werden, doch kann man dazu bereits vorhandene Leitungen von Telegraphen, Telephonen etc. ohne Beeinträchtigung ihres ursprünglichen Zwecks benutzen und, da die Reichspost- und Telegraphenverwaltung sich hinsichtlich der Benutzung der Telephonleitungen für diesen Zweck entgegenkommend gezeigt hat, so bietet sich für alle Orte mit Telephonbetrieb die Möglichkeit der einheitlichen Zeitregulierung. Statt der komprimierten Luft kann man auch das unter hinreichendem Druck stehende Wasser der Wasserleitungen benutzen. – Über elektromagnetisch registrierende Uhren s. Registrierapparate.
Uhrdifferenz, s. Zeitdifferenz.
Uhrich, Jean Jacques Alexis, franz. General, geb. 15. Febr. 1802 zu Pfalzburg, trat 1820 als Leutnant in die Armee, machte den spanischen Feldzug 1823 mit, diente seit 1834 in Algerien, ward 1848 Oberst, 1852 Brigadegeneral, befehligte 1855 vor Sebastopol eine Gardebrigade, 1859 unter dem Prinzen Napoleon eine Infanteriedivision, ward 1867 zur Reserve versetzt und 1870 Kommandant von Straßburg, das er sieben Wochen lang mit Tapferkeit, doch ohne die erforderliche Umsicht verteidigte und 28. Sept. übergab. Anfangs als Held gefeiert, erhielt er 1872 von der militärischen Untersuchungskommission einen Tadel wegen der Kapitulation von Straßburg. Er veröffentlichte darauf: „Documents relatifs au siége de Strasbourg“ (Par. 1872). U. starb 9. Okt. 1886 in Passy bei Paris.
Uhu, s. Eulen, S. 906.
Ui, Fluß in Rußland, entspringt am Ural im Gouvernement Orenburg, fließt östlich und mündet an der Grenze des orenburgischen und tobolskischen Gouvernements nach einem Laufe von 400 km links in den Tobol. An seinen Ufern ist eine aus acht Festungen bestehende Festungsreihe (die Uiskajische Linie) gegen die Kirgisen angelegt.
Uiguren (Kaotsche), altes türk. Volk, welches in Hochasien (Ostturkistan) wohnte und in der Kultur sehr weit vorgeschritten war, denn es besaß bereits frühzeitig eine eigne Schrift und Litteratur, welche von den Chinesen schon 478 erwähnt werden. Später nahmen die U. von nestorianischen Missionären die syrische Schrift an. Nach den Berichten der Chinesen waren am Hof des Uigurenchans eigne Chronikenschreiber angestellt, und Buddhismus, der parsische Zoroasterglaube sowie das nestorianische Christentum fanden bei ihnen Eingang. Die U. haben sich lange Zeit hindurch als ein eigner Stamm behauptet und standen wegen ihrer Bildung und Kultur in hohem Ansehen. Später vermischten sie sich mit Mongolen, Chinesen, Arabern und mohammedanischen Tataren, wodurch sie sowohl ihre Bildung als ihre Nationalität verloren. Die einzige und zuverlässige Nachricht über die U. erhalten wir aus einer Handschrift der kaiserlichen Bibliothek in Wien, dem „Kudatku Bilik“, welche von 1069 stammt und das älteste in türkischer Sprache abgefaßte Buch ist. Sie behandelt die ethischen wie sozialpolitischen Verhältnisse der U. Vgl. Vambéry, Uigurische Sprachmonumente und das Kudatku Bilik (Innsbr. 1870); Schott, Zur Uigurenfrage (Berl. 1874–76, 2 Tle.). Als entnationalisierte Nachkommen der U. werden von einigen die Dunganen (s. d.) betrachtet.
Uintah Mountains (spr. ŭintah mauntĭns), Gebirge im nordamerikan. Territorium Utah, scheidet in westöstlicher Richtung das Becken des obern Green River von dem seines untern Laufs und wird von dem Fluß in gewaltiger Schlucht durchbrochen. Sein Gipfelpunkt ist Mount Emmons, 4175 m ü. M.
Uist, zwei Inseln der äußern Hebriden, an der Westküste Schottlands, die eine nördlich, die andre südlich von Benbecula, North-U. mit (1881) 3371, South-U. mit 3810 meist kath. Einwohnern, welche Fischerei, Vogelfang, Viehzucht und etwas Ackerbau treiben. Die Inseln haben steile Küsten, zahlreiche gute Häfen und kleine Seen. Ben Eval auf North-U. ist 345 m, Ben More auf South-U. 621 m hoch.
Uistiti, s. Seidenaffe.
Uj (magyar.), s. v. w. neu, in zusammengesetzten Ortsnamen oft vorkommend.
Ujansi, Landschaft in Ostafrika, vom 6.° südl. Br. mitten durchschnitten, westlich von Ugogo und wie dieses wasserarm. Die große Karawanenstraße von Bagamoyo über Tabora zum Tanganjika geht mitten durch das Land.
Ujejski, Cornel, poln. Dichter, geb. 1823 zu Beremniany im Kreis Czortkow in Galizien, besuchte die Lemberger Universität und begründete schon früh durch seine schwungvollen und ergreifenden „Klagelieder des Jeremias“ („Skargi Jeremiego“, 1847), die er aus Anlaß des blutigen galizischen Bauernaufstandes von 1846 schrieb, seinen dichterischen Ruf; aus denselben wurde der Choral „Mit dem Rauch der Feuersbrünste“ („Z dymem pozarów“) zum allgemeinen Volkslied. Nachdem U. 1847 in Paris zu dem ihm gesinnungsverwandten Dichter Slowacki in nahe Beziehungen getreten, folgten seine „Biblischen Melodien“ („Melodye biblijne“, Lemb. 1851), worin er in erhabener Sprache den Schmerz des polnischen Volkes zum Ausdruck bringt, die vortrefflichen Dichterworte zu Tonschöpfungen Chopins sowie mehrere minderwertige Dichtungen. Während des 1863er Aufstandes gehörte U. zu den eifrigsten Förderern der Bewegung und entzog sich der Verhaftung durch die Flucht nach der Schweiz. Seither wurde er wiederholt in den galizischen Landtag, 1876 auch in den Wiener Reichsrat gewählt, legte indessen sein Mandat bald nieder. Er lebt auf dem Gut Zubrze bei Lemberg, das ihm der dortige Magistrat als Nationalbelohnung überließ; als Dichter ist er nur noch mit „Dramatischen Bildern“ (1880) aufgetreten, die ihn noch in der alten romantischen Frische zeigen.
Ujesd (russ.), s. v. w. Kreis, d. h. Unterabteilung eines Gouvernements in Rußland.
Ujest (poln. Viast), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Großstrehlitz, an der Klodnitz, 208 m ü. M., hat 3 kath. Kirchen (darunter die sehr besuchte Wallfahrtskirche Maria-Brunn), eine Synagoge, ein Amtsgericht, Bierbrauerei, Gerberei, lebhafte Viehmärkte und (1885) 2518 Einw. U. erhielt 1222 deutsches Stadtrecht. Von U. führt der Fürst von Hohenlohe-Öhringen (sonst Ingelfingen) den Herzogstitel (s. Hohenlohe).
Ujfalvy, Karl Eugen U. von Mezo Kovest, Sprachforscher und Reisender, geb. 16. Mai 1842 zu Wien als Sprößling einer alten ungarischen Adelsfamilie, besuchte die Militärakademie in Wiener-Neustadt, trat 1861 als Leutnant in ein österreichisches Kavallerieregiment, verließ aber 1864 die Armee und bezog die Universität in Bonn. 1866 siedelte er nach Paris über, wo er 1873 Professor an der orientalischen Akademie wurde. Im Auftrag der Regierung machte U. 1876–82 drei Forschungsreisen durch Zentralasien, deren Ergebnisse er in dem Werk „Expédition
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 15. Bibliographisches Institut, Leipzig 1889, Seite 979. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b15_s0979.jpg&oldid=- (Version vom 21.6.2022)