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Seite:Meyers b16 s0267.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

Aufmerksamkeit wieder auf das V. gelenkt hatte, begann der Göttinger Dichterbund, namentlich Bürger, das V. auch bei uns in die Kunstpoesie einzuführen, und Nicolai, der darin Unheil für den guten Geschmack witterte und eine Sammlung deutscher Volkslieder unter dem Titel: „Eyn feyner kleyner Almanach voll schönerr echterr liblicherr Volkslieder“ (Berl. 1777–78, 2 Bde.) herausgab, durch die er das V. in seiner Blöße zu zeigen hoffte, wandte die allgemeine Aufmerksamkeit und Neigung dem V. erst recht zu. Zugleich weckte Herder durch seine „Volkslieder“ (Leipz. 1778–79, 2 Bde.) Geschmack und Verständnis der Zeit für die Schönheiten des Volksgesangs. Die erste umfassende Sammlung deutscher Volkslieder gaben Brentano und Arnim unter dem Titel: „Des Knaben Wunderhorn“ (Heidelb. 1806–1808, 3 Bde.; neubearbeitet von Birlinger, Wiesb. 1873–77, 2 Bde. und Boxberger, Berl. 1883; nach der ersten Ausg. hrsg. von Wendt, das. 1873), freilich mit manchen eigenmächtigen Veränderungen. Verdienstlich war auch Büschings und v. d. Hagens „Sammlung deutscher Volkslieder“ (Berl. 1807, mit Melodien), eine planlose Kompilation dagegen Erlachs „Volkslieder der Deutschen“ (Mannh. 1834–36, 5 Bde.). Die besten Sammlungen sind die von Erk („Deutscher Liederhort“, Berl. 1855) u. Uhland („Alte hoch- und niederdeutsche Volkslieder“, Stuttg. 1844–1845, 2 Bde.; 2. Aufl. 1881), wozu neuerdings noch G. Scherers „Jungbrunnen“ (Berl. 1875) und F. Böhmes „Altdeutsches Liederbuch“ (Leipz. 1877) kommt. Eine wichtige Volksliederhandschrift aus dem 15. Jahrh. mit den Melodien, das sogen. „Lochheimer Liederbuch“ (jetzt in der gräflich Stolbergschen Bibliothek zu Wernigerode befindlich), wurde, von F. W. Arnold kritisch bearbeitet, in Chrysanders „Jahrbuch für musikalische Wissenschaft“, Bd. 2 (Leipz. 1867), veröffentlicht. Sammlungen historischer Volkslieder besitzen wir von O. L. B. Wolff (Stuttg. 1830), Rochholz („Eidgenössche Liederchronik“, Bern 1835), Soltau (Leipz. 1836 u. 1856) und Körner (Stuttg. 1840); die beste ist die von R. v. Liliencron („Die historischen Volkslieder der Deutschen“, Leipz. 1865–69, 4 Bde.), v. Ditfurth sammelte in mehreren Ausgaben die historischen Volkslieder der letzten Jahrhunderte. Eine Auswahl gibt die Sammlung von Simrock: „Deutsche Volkslieder“ (2. Aufl., Basel 1887) und v. Liliencrons „Deutsches Leben im V. um 1530“ (Stuttg. 1885). Als gute Sammlungen von Volksliedern einzelner Landesteile sind zu nennen: Meinerts „Alte deutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens“ (Hamb. 1817); Hoffmanns von Fallersleben und E. Richters „Schlesische Volkslieder mit Melodien“ (Leipz. 1842); Reifferscheids „Westfälische Volkslieder“ (mit Melodien, Heilbr. 1879); „Deutsche Volkslieder aus Oberhessen“ von Böckel (Marb. 1885); „Volkslieder aus dem Erzgebirge“ von A. Müller (Annab. 1883); Anastasius Grüns „Volkslieder aus Krain“ (Leipz. 1850); „Deutsche Volkslieder aus Kärnten“, gesammelt von Pogatschnigg (Graz 1879, 2 Bde.); „Volkslieder aus Steiermark“ von Rosegger (mit Melodien, Preßb. 1872) und Schlossar (Innsbr. 1881); Hartmanns „Volkslieder in Bayern, Salzburg und Tirol gesammelt“ (Leipz. 1883 ff., mit Melodien); „Deutsche Volkslieder aus Böhmen“ (hrsg. von Hruschka, Prag 1888); „Elsässische Volkslieder“ von Mündel (Straßb. 1884); „Schweizerische Volkslieder“ von Tobler (Frauenf. 1882–84, 2 Bde.). Die schönste Charakteristik des deutschen Volksliedes verdanken wir Uhland (in den „Schriften zur Geschichte und Sage“, Bd. 3, Stuttg. 1886); vgl. außerdem Vilmar, Handbüchlein für Freunde des deutschen Volkslieds (3. Aufl., Marb. 1886); Kertbeny, Volksliederquellen in der deutschen Litteratur (Halle 1851); Hoffmann von Fallersleben, Unsre volkstümlichen Lieder (2. Aufl., Leipz. 1859).

Auch die Engländer, Dänen, Schweden und Spanier besitzen derartige Sammlungen, und in neuerer Zeit haben bei den slawischen Völkerschaften, besonders bei den Böhmen und Serben, einzelne hervorragende Männer, wie Hanka, Czelakowsky und Karadschidsch, für die Bewahrung der nationalen Poesie mit Eifer und Erfolg gewirkt. Spanische Volkslieder und Romanzen haben Diez (Berl. 1821), Beauregard Pandin (das. 1823), Geibel (das. 1843), Geibel und Heyse („Spanisches Liederbuch“, das. 1852) übersetzt. Im Urtext haben J. Grimm („Silva de romances viejos“, Wien 1815), Böhl de Faber („Floresta de rimas antiguas castellanas“, Hamb. 1821 bis 1825, 3 Bde.) und Depping und F. Wolf („Romancero castellano“, 2. Aufl., Leipz. 1844–46, 3 Bde.) reiche Sammlungen herausgegeben. Portugiesische Volkslieder hat Bellermann (Leipz. 1864, mit Übersetzung) veröffentlicht. Die „Egeria“ von W. Müller und Wolff (Leipz. 1829) enthält italienische Volkslieder im Original; neue Sammlungen gaben Kopisch („Agrumi“, mit Übersetzung, Berl. 1838), W. Kaden (Stuttg. 1878) und Badke (Bresl. 1878). Eine Sammlung sizilischer Volkslieder gab Pitré (Palermo 1870, 2 Bde.), rätoromanische Volkslieder aus dem Engadin Flugi (Straßb. 1874) heraus. Volkslieder aus der Bretagne haben Keller und v. Seckendorff (Tüb. 1841) sowie M. Hartmann und Pfau (Köln 1851) übersetzt. Altfranzösische Volkslieder gaben O. L. B. Wolff (Leipz. 1831), M. Haupt (das. 1877) und K. Bartsch (Heidelb. 1881) heraus. Eine Geschichte des französischen Volksliedes schrieb J. Tiersot (Par. 1889). Rumänische Volkslieder sammelte Helene Vacaresco (übersetzt von Carmen Sylva, Bonn 1889). Neugriechische Volkslieder haben W. Müller (aus Fauriels Sammlung mit den Originaltexten, Leipz. 1819, 2 Bde.), Kind (das. 1849), Schmidt (das. 1877), serbische Volkslieder Talvj (neue Ausg., das. 1853, 2 Bde.), südslawische E. Harmenig (Jena 1885) übersetzt. Ferner sind zu erwähnen: die Sammlungen slawischer Volkslieder von Wenzig (Halle 1830 u. a. O.), Götzes „Stimmen des russischen Volkes“ (Stuttg. 1828), Bodenstedts „Die poetische Ukraine“ (das. 1845), Altmanns „Balalaika“ (Berl. 1863), „Kleinrussische Volkslieder“ (deutsch von Staufe-Simiginowicz, Leipz. 1887), „Die Volkslieder der Polen“ von W. P. (das. 1833). Die Volkslieder der polnischen Oberschlesier sammelten Roger (Breslau), Erbrich (das. 1869), Hoffmann von Fallersleben (Kassel 1865). „Volkslieder der Wenden in der Ober- und Niederlausitz“ in der Ursprache und mit Übersetzung und den Melodien gaben L. Haupt und J. E. Schmaler (Grimma 1843–44, 2 Bde.), holländische Volkslieder im Original Hoffmann von Fallersleben in den „Horae belgicae“, Bd. 1 u. 2 (Bresl. 1833), „Alte niederländische Lieder aus Belgien“ Willems (Gent 1846) heraus. Die trefflichste Sammlung dänischer Volkslieder lieferte Svend H. Grundtvig (zum Teil von Warrens ins Deutsche übersetzt, Hamb. 1858); „Dänische Heldenlieder, Balladen und Märchen“ übersetzte W. Grimm (Heidelb. 1811), „Norwegische, isländische, färöische Volkslieder der Vorzeit“ Warrens (Hamb. 1866), der auch „Schottische Volkslieder“ (das. 1861) übertrug. „Schwedische Volkslieder“ übersetzte Mohnike (Berl. 1830) und „Altschwedische Balladen, Märchen und

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0267.jpg&oldid=- (Version vom 28.10.2022)
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