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Seite:Meyers b16 s0383.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Tabaks-, Zigarren- und Kartonagenfabrikation, Wollspinnerei, Färberei, Gerberei, Dampfschneide- und Mahlmühlen, Ziegelbrennerei, Kirschenbau, Schiffahrt u. (1885) 2168 meist evang. Einwohner. – W. kommt schon 1035 als Wenefridun vor, wurde 1264 nach der Schlacht bei Wettin an Thüringen, 1306 an Hessen abgetreten und gehörte seit 1693 der Linie Rheinfels-W., welche 1755 ausstarb. Am 25. Juni 1626 wurde die Stadt von den Truppen Tillys geplündert.

Wangara, Negervolk, s. Mandinka.

Wange (Gena), bei Wirbeltieren derjenige Teil des Gesichts, welcher dem vielfach stark hervorspringenden Joch- oder Wangenbein (s. Schädel, S. 374) entspricht; bei Insekten ein ähnlich gelegener Teil des Kopfes.

Wangemann, 1) Hermann Theodor, Missionsdirektor, geb. 27. März 1818 zu Wilsnack, studierte in Berlin, wurde 1849 Seminardirektor und Archidiakonus in Kammin, folgte aber 1865 einem Ruf als Direktor der Berliner Missionsgesellschaft in Südafrika und bekleidet diese Stellung noch gegenwärtig in Berlin. Von seinen zahlreichen Schriften nennen wir: „Kurze Geschichte des evangelischen Kirchenliedes“ (5. Aufl., Berl. 1865); „Biblisches Hand- und Hilfsbuch zu Luthers Kleinem Katechismus“ (4. Aufl., das. 1870); „Sieben Bücher preußischer Kirchengeschichte“ (das. 1859–60, 3 Bde. mit 2 Nachträgen); „Reise durch das Gelobte Land“ (3. Aufl., das. 1876); „Gustav Knak“ (2. Aufl., Basel 1881); „Geschichte der Berliner Missionsgesellschaft in Südafrika“ (Berl. 1872–77, 4 Bde.); „Lebensbilder aus Südafrika“ (3. Aufl., das. 1876); „Ein Reisejahr in Südafrika“ (das. 1869); „Südafrika und seine Bewohner“ (das. 1881); „Ein zweites Reisejahr in Südafrika“ (das. 1886); „Die kirchliche Kabinettspolitik des Königs Friedrich Wilhelm III.“ (das. 1884); „Die lutherische Kirche der Gegenwart in ihrem Verhältnis zur Una sancta“ (3 Bde. in 7 Büchern, das. 1883–84), eine Revision der „Sieben Bücher preußischer Kirchengeschichte“, worin er zwar den Standpunkt der lutherischen Orthodoxie vertritt, aber mit den Altlutheranern in Streit geriet.

2) Otto, Musikschriftsteller und Komponist, geb. 9. Jan. 1848 zu Loitz a. d. Peene, studierte in Stettin unter Lorenz, in Berlin unter Fr. Kiel Kontrapunkt, wurde 1871 Organist und Gymnasialgesanglehrer zu Treptow, 1878 in Demmin, erhielt 1884 eine Organistenstelle in Spandau u. ist seit 1886 Organist an der Luisenkirche sowie Gesanglehrer am Kaiserin Augusta-Gymnasium und der höhern Bürgerschule zu Berlin. Er veröffentlichte: „Grundriß der Musikgeschichte“ (Magdeb. 1878); „Die Orgel, ihre Geschichte und ihr Bau“ (3. Aufl., Leipz. 1887); „Geschichte des Oratoriums“ (3. Aufl., das. 1882). Als Komponist ist W. mit Klavier- und Orgelstücken, Schulgesängen, einer „Weihnachtsmusik“ (für Gesang und Orchester) etc. hervorgetreten. Seit 1880 redigiert er die von Hahn begründete Zeitschrift „Tonkunst“.

Wangen, Oberamtsstadt im württemberg. Donaukreis, an der Argen und der Linie Kißlegg-W. der Württembergischen Staatsbahn, 553 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche (letztere mit schönem Altargemälde von Gegenbaur), ein Amtsgericht, einen Eisenhammer, Baumwollspinnerei, Holzstoff-, Cellulose-, Malz-, Wagen- und Möbelfabrikation, Sägewerke, eine Kunstmühle und (1885) 2987 meist kath. Einwohner.

Wangenbeine, s. Schädel, S. 374.

Wangenbrand, s. v. w. Wasserkrebs.

Wangenh., bei botan. Namen Abkürzung für F. A. J. v. Wangenheim, geb. 1747, hessischer Offizier, in Nordamerika, starb als Oberforstmeister zu Gumbinnen 1800. Nordamerikanische Gehölze.

Wangenheim, Amtsgericht, s. Friedrichswerth.

Wangenheim, Karl August, Freiherr von, württemberg. Staatsmann, geb. 14. März 1773 zu Gotha, studierte in Jena und Erlangen erst Theologie, dann die Rechte, wurde 1795 Assessor, dann Rat in der sachsen-koburg-saalfeldischen Landesregierung, erhielt 1804 wegen einer Differenz mit dem Minister als Vizepräsident seine Entlassung (vgl. seine „Beiträge zur Geschichte der Organisation der sachsen-koburg-saalfeldischen Lande“, Gotha 1805) und ging nach Stuttgart, wo er 1806 zum Präsidenten des Oberfinanzdepartements, 1809 zum Präsidenten der Oberregierung und nach deren Aufhebung 1811 zum Präsidenten des Obertribunals und Kurator der Universität in Tübingen, im November 1816 zum Kultusminister und 1817 zum Bundestagsgesandten ernannt wurde. Hier war er in mehreren Kommissionen, namentlich in der Reklamationskommission, sehr thätig, vertrat gegenüber den absolutistischen Großmächten die liberalen konstitutionellen Prinzipien der süddeutschen Regierungen und zog sich dadurch den Zorn Metternichs zu, bis sein Vortrag über die Beschwerde des westfälischen Domänenkaufs im Juli 1823 einen Vorwand zu seiner Abberufung gab. Er lebte seitdem abwechselnd in Dresden, Koburg und Jena den Wissenschaften und der Zeitgeschichte. Im Dezember 1832 ward er zum Deputierten des württembergischen Oberamts Ehingen in die Zweite Kammer gewählt, seine Wahl indessen von der Kammer für ungültig erklärt. Er starb 19. Juli 1850 in Koburg. Vgl. v. Treitschke, K. A. v. W. („Historisch-politische Aufsätze“, 5. Aufl., Leipz. 1886).

Wangenhöhle, s. Backen.

Wangerin, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Stettin, Kreis Regenwalde, an der Linie Ruhnow-Konitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evang. Kirche, eine Dachpappenfabrik und (1885) 2518 Einw.

Wangeroog, eine der ostfries. Inseln in der Nordsee, zum oldenburgischen Amt Jever gehörig, 7 km von der Küste und 30 km von der Mündung der Weser entfernt, ist gegen 8 km lang und 1 km breit, hat eine evang. Kirche, eine Station zur Rettung Schiffbrüchiger, einen Leuchtturm und seit 1819 eine sehr besuchte Seebadeanstalt. Die Insel, die noch zu Anfang des 18. Jahrh. einen achtmal größern Umfang gehabt haben soll, wird infolge von Abspülungen durch die Sturmflut des Meers immer kleiner; die Mehrzahl der Bevölkerung ist infolgedessen seit 1855 auf das Festland übergesiedelt. Jetzt hat W. noch 90 ständige Einwohner. Vgl. Osterloh, W. und sein Seebad (Emden 1884).

Wanikoro (Vanikoro), Insel, s. Santa Cruz.

Wannowski, Peter Semenowitsch, russ. General, geb. 24. Nov. 1822 aus einer adligen Familie im Gouvernement Minsk, trat 1840 aus dem Kadettenkorps als Offizier in das finnländische Leibgarderegiment, nahm 1849 am Feldzug in Ungarn und 1853–54 am Donaufeldzug teil, ward 1855 Oberst, 1857 Chef der Offizierschießschule zu Petersburg, 1861 Generalmajor und Kommandeur des Pawlowschen Kadettenkorps, 1868 Generalleutnant und Kommandeur der 12., 1871 der 33. Infanteriedivision und 1876 kommandierender General des 12. Armeekorps. Im türkischen Krieg 1877/78 war er Generalstabschef der Lomarmee unter dem Großfürsten-Thronfolger und nach dessen Abreise Befehlshaber derselben.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0383.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2021)
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