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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16

des Individuums vom Ei aus (sogen. Ontogenie) oder das Werden der Art, Gattung, Familie etc. (sogen. Phylogenie) und bedient sich hierbei unter anderm auch der Paläontologie, d. h. der Lehre von den ausgestorbenen (versteinerten) Organismen (s. im einzelnen die Artikel „Entwickelungsgeschichte“ und „Paläontologie“). Weil auch der Mensch nach moderner Anschauung unter den Begriff „Tier“ gebracht wird, so hat es die Z. gleichfalls mit ihm zu thun; häufig jedoch sondert man die Wissenschaft vom Menschen als sogen. Anthropologie von der Z. ab u. scheidet daher die Anatomie in die Anthropotomie (menschliche Anatomie) und Zootomie (Tieranatomie), läßt auch, wenn man von Biologie, d. h. der Lehre von den Lebenserscheinungen der Tiere, redet, den Menschen hierbei völlig außer acht. Auf der andern Seite läßt sich keine scharfe Grenze zwischen Tier und Pflanze, also auch keine zwischen Z. und Botanik ziehen. Solange die Anatomie sich bloß auf Beschreibung des Baues der einzelnen Tiere beschränkt, ist sie beschreibende Anatomie, wird jedoch zur vergleichenden, wenn sie die Kenntnis der anatomischen Thatsachen zur Ermittelung allgemeiner Erkenntnisse verwertet. (Von der Embryologie gilt dasselbe.) Richten sich letztere auf die Verwandtschaft der Tiere unter sich, so geht daraus die Systematik hervor, d. h. die wissenschaftliche Anordnung der Tierarten in Gattungen, Familien etc., sowie die Lehre von den Verwandtschaften derselben zu einander. In Beziehung zu andern Zweigen der Naturwissenschaften tritt die Z. in der Zoophysik und Zoochemie, d. h. der Lehre von den physikalischen Eigenschaften und der chemischen Zusammensetzung der Tiere; die Zoogeographie untersucht die Verbreitung der Tiere auf der Erdoberfläche (s. Tier, S. 699). Wie Z. die Lehre von allen Tieren ist, so ist Ornithologie die Lehre von den Vögeln, Ichthyologie diejenige von den Fischen, Entomologie diejenige von den Insekten, Malakozoologie die Lehre von den Weichtieren etc.

Alle genannten zoologischen Fächer können zusammen als eigentliche, theoretische oder reine Z. bezeichnet werden. Ihr gegenüber steht die angewandte Z., welche die Tiere nur mit Rücksicht auf ihre Nützlichkeit oder Schädlichkeit für den Menschen betrachtet und daher meist nur gewisse Tiergruppen (z. B. die Haustiere) eingehend behandelt. Als Zweige der angewandten Z. unterscheidet man: die medizinische oder pharmazeutische Z., welche sich mit den Tieren beschäftigt, die medizinisch verwandt werden oder als Arzneimittel benutzte Substanzen liefern; die landwirtschaftliche Z., welche sowohl diejenigen Tiere, die für die Zwecke der Landwirtschaft gezüchtet werden, als auch die den landwirtschaftlichen Kulturen und Haustieren schädlichen Tiere bespricht; die Forstzoologie, welche von den im Wald lebenden Tieren und namentlich auch von den den Forsten schädlichen Tieren handelt; die technische Z., welche die Beschreibung aller derjenigen Tiere gibt, deren Teile oder Produkte in Gewerben oder Künsten angewendet werden oder Gegenstände des Handels sind.

[Geschichte.] Die Geschichte der Z. weist die allmähliche Entwickelung der wissenschaftlichen Kenntnisse vom Tierreich nach. Die einzelnen zoologischen Fächer sind keineswegs gleichzeitig begründet worden, auch ist die Erforschung aller den Menschen betreffenden Verhältnisse ihren eignen Weg gegangen. Die Anfänge der Z. reichen weit in das Altertum, bis zu Alkmäon von Kroton (um 520 v. Chr.), zurück; indessen ist als eigentlicher Begründer der Z. Aristoteles anzusehen, der zuerst alle damals bekannten zoologischen Thatsachen sammelte und ordnete. Die Eroberungen Alexanders d. Gr. führten ihm ein reiches Material zu, und mit dessen Hilfe schuf er eine planmäßige wissenschaftliche Behandlung des Tierreichs. Die wichtigsten seiner zoologischen Schriften handeln von der „Zeugung der Tiere“, von den „Teilen der Tiere“ und von der „Geschichte der Tiere“. Er teilte die Tiere in zwei große Gruppen, in Bluttiere und Blutlose, die den heutigen Wirbeltieren und Wirbellosen entsprechen; zu den erstern zählte er die lebendig gebärenden Tiere (Vierfüßer und Wale), die Vögel, die eierlegenden Vierfüßer und die Fische; zu der zweiten Klasse die Weichtiere (Cephalopoden), Weichschaltiere, Kerftiere und Schaltiere (Echinodermen, Schnecken und Muscheltiere). Unter den Römern ragt nur Plinius der ältere hervor, dessen Naturgeschichte (in 37 Büchern) kein selbständiges Werk von wissenschaftlichem Wert, sondern nur eine aus vorhandenen Quellen zusammengetragene, nicht immer zuverlässige Kompilation darstellt. Seine Einteilung der Tiere in Land-, Wasser- und Lufttiere blieb indes bis auf Gesner die herrschende. Mit dem Verfall der Wissenschaften geriet auch die Z. lange Zeit in Vergessenheit. In den Mauern der Klöster fanden die Schriften des Aristoteles und Plinius ein Asyl, welches die im Altertum begründeten Keime der Wissenschaft vor dem Untergang schützte. Im 13. Jahrh. schrieb Kaiser Friedrich II. ein an Beobachtungen reiches Werk über die Jagd mit Vögeln, und an seinen Namen knüpft sich auch die erste Übersetzung der Aristotelischen Schriften, welche nun bald wieder einen mächtigen Einfluß ausüben sollten. Von großer Bedeutung war Albertus Magnus (im 13. Jahrh.), obwohl auch er sich im wesentlichen an Aristoteles und Plinius hielt. Erst Konrad Gesner (im 16. Jahrh.), dessen Leistungen in jeder Weise grundlegend für die neuere Z. genannt werden müssen, schilderte zum erstenmal die bekannten Tierformen von einem wirklich naturhistorischen Standpunkt aus und gab im Vergleich mit frühern Versuchen außerordentlich gute Abbildungen. Neben ihm glänzten Wotton und Aldrovandi, doch ließen es auch diese Forscher noch bei der äußerlichen Kenntnis der Tierformen bewenden. Zwar wurden um dieselbe Zeit auch Zergliederungen von Tieren vorgenommen und beschrieben, indessen entsprangen diese anatomischen Studien lediglich dem ärztlichen Bedürfnis und blieben in solcher Abhängigkeit von der Medizin noch lange. In eine der fruchtbarsten Perioden trat die Z. durch die Erfindung des Mikroskops, welches Malpighi und Leeuwenhoek in die Naturwissenschaft einführten. Hatte Swammerdam mit bewunderungswürdigem Fleiß den Leib der Insekten u. Weichtiere zergliedert und ihre Metamorphosen geschildert, so gaben jene Forscher genaue Untersuchungen der Gewebe und der kleinsten Organismen. Malpighis Arbeit über den Seidenschmetterling stellte die erste vollständige Anatomie eines Gliedertiers dar. Leeuwenhoek entdeckte die Infusionstierchen und Blutkörperchen, ein unter ihm arbeitender Student, Hamm, die Samenfäden, welche damals und noch lange nachher als „Samentierchen“ angesehen wurden. Eine Reihe andrer Gelehrter bereicherte die Zootomie mit wichtigen Entdeckungen, und diese rege wissenschaftliche Thätigkeit wurde nun auch wesentlich dadurch gefördert, daß sich bereits einzelne Vereinigungspunkte teils für persönliche Berührung, teils zur Sammlung der litterarischen Arbeiten darboten. 1652 gründete Bausch in Schweinfurt mit drei andern Ärzten

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 16. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 962. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b16_s0962.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)
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