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Seite:Meyers b19 s0747.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

ähnelt er völlig einer gewöhnlichen Balgcamera mit Sucher S (Fig. 8) und einer besondern Blendenscheibe (Fig. 8a) mit 4 Öffnungen. Die Nummern geben die relativen Belichtungszeiten für jede Blende in Sekunden an. Der Momentverschluß ist ähnlich wie bei Stirn (s. oben) eine Lochscheibe, die durch Spiralfederkraft an dem Objektiv o (Fig. 8b) vorbeigeschnellt wird, sobald man auf den Hebel H drückt. Eine genaue Gebrauchsanweisung ist jedem Kodac beigegeben. Immerhin ist das Einsetzen neuer Hautrollen und das richtige Weiterdrehen nach jeder Aufnahme eine Arbeit, die Übung und Vorsicht erfordert. Auch spannen sich die Häute über die Spannrollen Rr (Fig. 6) nicht immer genau in der Ebene des Fokus, und dann entstehen unscharfe Bilder. In der Basis des Kodac ist ein Auszug angebracht, welcher erlaubt, das Objektiv auf nah und fern einzustellen, was man freilich durch Augenmaß taxieren muß.

In Deutschland fertigt man noch keine Rollenhäute, sondern begnügt sich mit geschnittenen Blättern (Emulsionshäute, O. Perutz-München), die in den neuen Wechselkassetten von Schreiner u. Stegemann-Berlin (Fig. 9 u. 10) sich sehr gut benutzen lassen und höchstens die Hälfte des Gewichts einer photographischen Glasplatte gleicher Größe haben. Das Wechseln mit der Hand ist sicherer als das mit Mechanik, indem man das Resultat der Arbeit durch das Gefühl kontrollieren kann.

Schreiners Hautwechselkassette ist überall da zu empfehlen, wo es sich darum handelt, Material für eine größere Anzahl von Aufnahmen mit sich zu führen und Raum und Gewicht zu sparen. Dieselbe hat keine mechanische Wechselvorrichtung, arbeitet daher wohl etwas langsamer, aber sicherer. Die Kassette gestattet je nach der Dicke bis 50 und mehr Häute oder Films, also den ganzen Bedarf einer Reise, mit sich zu führen. Das Gewicht für Format 13 × 18 cm beträgt 750 g. 50 Perutz-Häute 13 × 18 cm wiegen ca. 260 g, die gefüllte Kassette also 1010 g, während 2 Doppelkassetten mit nur 4 Glasplatten schon ca. 1200 g wiegen. Für 9 × 12 cm wiegt die gefüllte Kassette mit 50 Häuten ca. 690 g. Notwendig ist die Erlernung einiger einfacher Handgriffe. Die Kassette bildet einen Kasten (Fig. 9) mit angenageltem Kautschukärmel A und Gummizug G. Der vordere Teil gleicht einer gewöhnlichen einfachen Kassette und enthält einen ausziehbaren Klappschieber S; hinter diesem liegt eine feine, stets rein zu haltende Spiegelscheibe g, gegen welche die lichtempfindliche Haut gedrückt wird. Die Druckvorrichtung, die in Fig. 9a. im Durchschnitt gesehen dargestellt ist, besteht aus einem Deckel D, der sich zurückklappen läßt, wenn der drehbar hinter demselben liegende Hebel senkrecht steht. In dieser Stellung kann man, indem man mit der rechten Hand durch den Ärmel (Fig. 9) fährt, leicht eine Haut einschieben, so daß sie an der Glasplatte liegt; klappt man dann einen hinter D liegenden, in der Figur nicht sichtbaren Druckhebel hinunter, so drückt er den Deckel D mit der Haut gegen die Glasplatte g. Die vorrätigen Häute befinden sich in einem Magazin M, das durch eine Holztafel in zwei Teile geteilt ist. Das Magazin ist bei den ältern Konstruktionen hinten durch eine Klappthür mit Schlüssel verschlossen, durch welche die Häute, die empfindliche Schicht nach vorn, eingelegt werden können. Bei der neuern Einrichtung bringt man die Häute durch einen lichtdichten Ärmel (Fig. 9) in das Magazin. Das Wechseln der exponierten Häute geschieht, indem man den erwähnten Hebel aufrichtet, die Klappe k, welche das Magazin M im Hinterteil der Kassette verschließt und welche mittels Schneppers zugehalten wird, öffnet, die exponierte Haut mit den Fingern faßt und in den vordern Teil des durch eine Holztafel getrennten Magazinraumes M steckt, sodann eine der nicht exponierten Häute, welche hinter der losen Holztafel liegen, ergreift und sie hinter die Scheibe g legt. Dieses alles geschieht nun innerhalb des lichtdichten Ärmels, welcher an der Kassette befestigt ist und über die rechte Hand gezogen wird, so daß man das etwa 30 Sekunden erforderliche Wechseln am hellen Tage besorgen kann; man muß aber die Klappe k schließen, bevor man die Hand aus dem Ärmel zieht. Wichtig ist das Reinigen der Spiegelscheibe g; zu diesem Zwecke zieht man den am Vorderrahmen R unten befindlichen schmalen Metallschieber heraus, läßt die Scheibe, nachdem der Hebel emporgehoben, herausfallen und putzt sie mit weichem Leder von beiden Seiten; eine Belichtung der Films ist dabei völlig ausgeschlossen, und man kann sich von der eventuellen Notwendigkeit des Putzens durch Aufziehen des Kassettenschiebers überzeugen. Die Rückwand d ist bei den neuesten Wechselkassetten doppelt und mit einer Druckvorrichtung a versehen, welche die Häute (Films) immer unter schwachem Drucke erhält und beim Wechseln leicht außer Funktion zu setzen ist. Die bequemste Lage beim Wechseln ist Schieberseite oben, rechte Hand im Ärmel. Zum Öffnen des Magazins innerhalb des Ärmels drücke man mit dem Daumen die Schlußfeder zurück und hebe den Deckel mit dem Zeigefinger hoch. Neuerdings hat Schreiner eine sich fächerartig auffaltende Wechselkassette eingeführt, die noch einfacher ist, von der aber genauere Beschreibung noch nicht vorliegt.

Stegemanns Wechselkassette für Häute ist in Fig. 10 abgebildet. Die Figur zeigt das Instrument geöffnet mit etwas herausgeschobenem Inhalt. Die Kassette besteht aus einem flachen Holzkästchen A mit seitwärts zu öffnendem Deckel D; B ist der Kassettenschieber. Die lichtempfindlichen Häute G werden zwischen 2 Ebonitplatten EF von gleicher Größe gelegt. Zur Exposition bringt man eine dieser Häute vor die Ebonitplatte F, so daß die lichtempfindliche Schicht dem Kassettenschieber zugekehrt ist (also in der Figur nach unten), und schließt den Deckel D. Die Schraube C nimmt beim Anziehen eine Druckfeder mit daran sitzendem Druckbrettchen J zurück. Durch Nachlassen der Schraube werden die Häute durch diese im Innern der Kassette angebrachte Feder fest gegen eine hinter dem Kassettenschieber befindliche Spiegelscheibe gedrückt, durch welche hindurch sie belichtet wird. Soll die belichtete Haut gegen eine neue ausgewechselt werden, so zieht man die Schraube C an, öffnet dann den Deckel D und legt die Haut hinter die Ebonitplatte E. Hierauf bringt man von dem Vorrat G eine neue Haut vor die Ebonitplatte E u. s. f., bis der zwischen E und F befindliche Vorrat erschöpft ist. Dieses Wechseln muß natürlich im Finstern vorgenommen werden. Man steckt die Kassette zu diesem Zwecke in einen lichtdichten Sack aus Gummituch, der dann um das Handgelenk befestigt wird.

Mit den Kassetten Stegemanns und Schreiners sind vergleichende Versuche an der königlichen technischen Hochschule in Berlin und auf Reisen gemacht worden. Das Wechseln dauert bei ersterer länger als bei Schreiner, weil das Einstecken in den Wechselsack und Herausziehen aus demselben mindestens eine Minute beansprucht. Diese wird bei Schreiners Kassette erspart. Es würde sich empfehlen, den Wechselsack doppelt so breit wie die Kassette zu machen. Im

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 733. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0747.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2021)
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