verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1 | |
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A linĕa (lat.), in Druck und Schrift ein neuer Absatz, eine neue Zeile. Auch ein einzelner Satz in Gesetzparagraphen oder in einer Reihenfolge von Sätzen.
Alipten, s. Aleipten.
Aliquanter Teil, s. Aliquoter Teil.
Aliquid haeret (lat., „etwas bleibt hängen“), Verkürzung des Sprichworts: Audacter calumniare etc. (s. d.).
Aliquoter Teil, in der Arithmetik ein Teil des Ganzen, der sich zu diesem verhält wie die Einheit zu einer ganzen Zahl. Jeder andre Teil dagegen, durch den also das Ganze sich nicht ohne Rest dividieren läßt, heißt ein aliquanter Teil. So sind 3, 5, 7, 9 aliquante, 2, 4, 8 aber aliquote Teile von 16.
Aliquottöne (Nebentöne), die harmonischen Obertöne (s. Schall) von Saiten, Pfeifen etc., so genannt, weil sie erklingen, wenn die Saite oder die in einer Pfeife enthaltene Luftsäule sich durch ruhende Knotenpunkte in schwingende Unterabteilungen zerlegt, welche aliquote Teile der Saiten- oder Pfeifenlänge sind. Ihre Schwingungszahlen verhalten sich, diejenige des Grundtons des schwingenden Körpers = 1 gesetzt, wie die Reihe der natürlichen Zahlen 2, 3, 4, 5 etc., oder wenn man den Grundton mit c bezeichnet, so sind die zugehörigen A. c1, g1, c2, e2, g2, (b2), c3, d3, e3, f3, g3, (gis3), (b3), h3, c4 etc. Die eingeklammerten Notenbezeichnungen geben die A., deren Schwingungszahlen 7-, 11-, 13mal so groß sind als diejenige des Grundtons c, nur annähernd wieder, da diese Töne in unsern gebräuchlichen Tonleitern nicht vorkommen.
Alise Sainte-Reine, Dorf im franz. Departement Côte d’Or, Arrondissement Semur, Wallfahrtsort mit Mineralquellen, am Hang des Mont Auxois, dessen Gipfel 1864 mit einer Kolossalstatue des Vercingetorix gekrönt worden ist, weil einzelne Archäologen in A. das alte Alesia (s. d.) suchen.
Alisma L. (Froschlöffel), Gattung aus der Familie der Alismaceen, ausdauernde, aufrechte oder schwimmende Wasserpflanzen in allen Erdteilen. A. Plantago L. (Wasserwegerich), eine in Gräben und Teichen Europas wachsende Pflanze mit langgestielten, eiförmigen, aus dem Wasser hervorragenden Blättern, unbeblättertem Blütenstengel, reichblütiger Rispe und rötlichen Blüten, enthält in Wurzel und Kraut einen scharfen, blasenziehenden Saft und war früher offizinell; durch Trocknen verliert die Wurzel ihre Schärfe und wird, da sie reich an Stärkemehl ist, von den Kalmücken gegessen.
Alismaceen (Wasserliesche, Froschlöffelpflanzen), monokotyle, etwa 60 Arten umfassende Familie der gemäßigten und warmen Zone aus der Ordnung der Helobien, Sumpfpflanzen mit gitternervigen Blättern und typisch dreizähligen Blüten, die aus einem äußern kelchartigen und einem innern blumenblattartigen Kreise, sechs bis unbestimmt vielen Staubblättern und ebensoviel Fruchtblättern bestehen. Wichtige Gattungen: Alisma, Sagittaria, Butomus. Vgl. Buchenau, Index criticus Butomacearum, Alismacearum etc. (Brem. 1868). Einige Arten sind aus dem Tertiär bekannt.
Alĭso, römisches, von Drusus 11 v. Chr. angelegtes Kastell in Westfalen, an der Mündung des Baches A. in die Lupia (Lippe), wurde nach Varus’ Niederlage von den Deutschen erobert und 15 n. Chr. von den Römern wiederhergestellt. Solange die Römer im Innern Germaniens kriegten, war ihnen A. stets wichtig, denn es sicherte die Heerstraße auf dem rechten Ufer der Lippe. Die genaue Lage des Orts ist noch nicht festgestellt; man sucht es bald an der Mündung der Ahse in die Lippe bei Hamm, bald an der Glenne oder am Elsenbach.
Alison (spr. ä́llis’n), 1) Sir Archibald, engl. Geschichtschreiber, geb. 29. Dez. 1792 zu Kenley, studierte in Edinburg, wurde 1814 Advokat und 1834 Sheriff von Lanarkshire, welches Amt zu den höchsten richterlichen Stellungen in Schottland gehört. Nachdem er sich durch seine beiden juristischen Werke: „The principles of the criminal law of Scotland“ (Edinb. 1832) und „Practice of the criminal law“ (das. 1833) in seinem Vaterland einen ehrenvollen Namen erworben, wurde er durch seine „History of Europe from the commencement of the French revolution to the restoration of the Bourbons“ (das. 1833–42, 14 Bde.), von welcher mehr als zehn Auflagen erschienen, auch im Ausland berühmt. Das Werk wurde nicht nur ins Französische und Deutsche (Leipz. 1852–53, 8 Bde.), sondern selbst in das Arabische (Malta 1845) und Hindostani übersetzt. Es ist vom streng konservativen Standpunkt aus geschrieben und betrachtet die Geschichte als eine Kette von Wirkungen, worin sich das Walten der Vorsehung offenbart. Von demselben Standpunkt aus besprach A. lange Jahre hindurch in „Blackwood’s Magazine“ alle hervorragenden Erscheinungen der Tagesgeschichte. Eine Auswahl dieser Aufsätze erschien unter dem Titel: „Essays“ (1850, 3 Bde.). Außerdem schrieb A. noch: „Principles of population“ (1840), worin er die Malthussche Theorie bekämpft; „England in 1815 and 1845, or a sufficient and contracted currency“ (1847); „The life of the Duke of Marlborough“ (1847; deutsch von Bülau, Leipz. 1851); „History of Europe from the fall of Napoleon to the accession of Louis Napoleon“ (2. Aufl., Edinb. 1865, 8 Bde.) und „Lives of Lord Castlereagh and Sir Charles Stewart“ (1861, 3 Bde.). Unter dem Ministerium Derby wurde A. 1852 zum Baronet und 1853 von Oxford zum Ehrendoktor der Rechte ernannt. Seit 1851 Rektor von Glasgow, starb er daselbst 23. Mai 1867. Vgl. seine Selbstbiographie: „Some account of my life and writings“ (hrsg. von seiner Schwiegertochter, Edinb. 1882, 2 Bde.).
2) William Pulteney, jüngerer Bruder des vorigen, Arzt und Professor der Medizin in Edinburg, schrieb: „Outlines of physiology“ (3. Aufl., Edinb. 1839) und „Outlines of pathology and practice of medicine“ (das. 1844), beschäftigte sich aber auch mit nationalökonomischen Fragen, wie er z. B. mit seinem Bruder das bestehende Geldsystem, die Gesetzgebung über das Armenwesen bekämpfte und in der „Dissertation on the reclamation of waste lands and their cultivation by croft-husbandry“ (das. 1850) die Bewirtschaftung kleiner Güter, die Spatenkultur und die Kolonisation wüster Strecken durch Arme, Sträflinge etc. anempfahl. Im J. 1855 legte er wegen Krankheit sein Amt nieder und starb im September 1859.
3) Sir Archibald, Sohn von A. 1), engl. Militär, geb. 21. Jan. 1826 zu Edinburg, studierte in Glasgow und Edinburg, trat dann in die Armee, nahm am Krimkrieg teil, begleitete 1857 Lord Clyde, den Oberbefehlshaber der englischen Armee im indischen Aufstand, als Generalstabsoffizier nach Indien, verlor bei Lakhnau einen Arm, befehligte im Aschantikrieg unter Wolseley die europäischen Regimenter und 1882 in Ägypten eine Brigade. Er schrieb: „On army organisation“ (1869).
Alĭud sceptrum, alĭud plectrum, lat. Sprichwort: „Es ist etwas andres um das Zepter, etwas andres um die Laute“.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0362.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)