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Seite:Meyers b1 s0369.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

thebanischen Prätendenten, durch das Halsband der Harmonia (s. d.) bestochen, ihren Gatten verraten, der, um nicht an dem Feldzug gegen Theben teilzunehmen, sich versteckt hatte, weil er vermöge seiner Divinationsgabe wußte, daß er dabei seinen Tod finden werde. Sterbend hatte er dem Sohn aufgetragen, ihn an der Mutter zu rächen. Als darauf die Söhne der vor Theben gefallenen Helden eine zweite Heerfahrt gegen die Stadt rüsteten, ließ sich Eriphyle durch das kostbare Gewand der Harmonia von neuem bestechen und veranlaßte ihre beiden Söhne zur Teilnahme an dem Zug. A., zum Oberhaupt der Epigonen gewählt, tötete den Laodamas im Zweikampf und eroberte und zerstörte Theben. Nach dem Feldzug erfüllte er den Auftrag des Vaters, indem er seine Mutter ermordete, wurde aber dafür von den Erinnyen verfolgt, bis er zu Psophis in Arkadien von Phegeus entsündigt wurde, der ihm seine Tochter Arsinoe zum Weib gab, welche nun die verhängnisvollen Kleinode erhielt. Allein das Land wurde von Unfruchtbarkeit heimgesucht, und Apollon verkündete, A. werde nicht eher zur Ruhe gelangen, als bis er in ein Land komme, welches bei der Ermordung seiner Mutter noch nicht von der Sonne beschienen worden sei; an des Acheloos Mündung werde er es finden. A. machte sich dorthin auf und fand neuangeschwemmtes Land. Er baute sich hier an, heiratete die Tochter des Flußgottes, Kallirrhoe, und kehrte dann, um dieser das Halsband und den Peplos zu verschaffen, nach Psophis zurück. Unter dem Vorgeben, er wolle die Kleinode, um geheilt zu werden, dem Gott zu Delphi darbringen, erhielt er sie beide, wurde aber, als ein Diener den wahren Sachverhalt verriet, von den Söhnen des Phegeus für seine Untreue an Arsinoe ermordet. Zu Psophis stand, im Schatten heiliger Cypressen, sein Grabmal. Auch in Theben genoß er als Weissager Heroenverehrung, wie sein Vater zu Oropos. Von den Tragikern wurde Alkmäons Geschichte vielfach benutzt.

2) Urenkel des Nestor, der nach der Einwanderung der Dorier in den Peloponnes von Pylos nach Athen flüchtete, der Stammvater des berühmten Geschlechts der Alkmäoniden (s. d.).

Alkmäoniden, altadliges Geschlecht in Athen, das aus Messenien stammte, dem Königshaus der Kodriden verwandt war und seinen Ursprung auf Alkmäon (s. d. 2) zurückführte. Nach dem Sturz des Königtums waren die A. lange Zeit Führer des Adels und galten für die schroffsten Vertreter der Standesvorrechte. Dem Versuch Kylons, eine Tyrannenherrschaft in Athen einzurichten, widersetzten sie sich auf das entschiedenste, und der Alkmäonide Megakles ließ die Anhänger des entflohenen Tyrannen niedermetzeln, selbst die, welche sich an die Altäre der Götter geflüchtet hatten (612 v. Chr.). Für diesen „Kylonischen Frevel“ wurde das ganze Geschlecht der A. verflucht und aus Athen verbannt. Zwar ward ihnen durch Solon 594 die Rückkehr gestattet, doch jene Blutschuld noch mehrfach von den Gegnern der A. benutzt, um das Ansehen einzelner A. zu untergraben, oder um ihre nochmalige Vertreibung aus der Stadt zu fordern. Jenes Megakles gleichnamiger Enkel, dem es gelang, die Hand der vielumworbenen Agariste, des Tyrannen Kleisthenes von Sikyon Tochter, und die reichen Schätze ihres Vaters zu erhalten, wich von der Politik seiner Familie ab und trat an die Spitze der gemäßigten Partei der Paralier. Er stand anfangs in Verbindung mit Peisistratos, den er aber nachher zu stürzen suchte. Nach des Peisistratos Sieg bei Pallene (538) mußten die A. Athen verlassen. Ihr Reichtum erleichterte ihnen das Los der Verbannung und machte es ihnen möglich, auch während derselben ihr Ansehen zu mehren, vornehmlich dadurch, daß sie den Neubau des durch eine Feuersbrunst zerstörten Apollontempels in Delphi übernahmen und in glänzender, kunstvoller Weise ausführten, wodurch sie die Gunst und Unterstützung der mächtigen delphischen Priesterschaft gewannen. Allmählich sammelten sich die Unzufriedenen aus Attika um die A., deren Führer Kleisthenes (s. d.), des Megakles Sohn, 510 mit Hilfe der von Delphi zur Leistung derselben bewogenen Spartaner die Herrschaft der Peisistratiden stürzte und der Begründer der Demokratie in Athen wurde. Während der Perserkriege standen sie in Verdacht medischer Gesinnung und traten besonders als Gegner des Miltiades hervor. Seitdem verschwinden die A. aus der Geschichte. Perikles war durch seine Mutter Agariste, eine Nichte des Kleisthenes, mit denselben verwandt; deshalb verlangten 431 vor Beginn des Peloponnesischen Kriegs die Spartaner die Ausweisung der A. wegen des Kylonischen Frevels. Auch des Alkibiades Mutter Deinomache war aus dem Geschlecht der A.

Alkmar (Alkmaar), Stadt in der niederländ. Provinz Nordholland, am Nordholländischen Kanal und an der Eisenbahn Amsterdam-Helder, 37 km nördlich von Amsterdam, liegt zwischen trocken gelegten Morästen und bietet ein Musterbild holländischer Sauberkeit. Sehenswerte Gebäude sind die Laurentiuskirche und das Stadthaus. Die Einwohner, (1883) 14,048 an der Zahl, treiben bedeutenden Handel mit vortrefflichem Käse, Vieh und Getreide. Auch bedeutende Salzsiedereien besitzt A. Von öffentlichen Anstalten hat die Stadt ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, eine ansehnliche Bibliothek und ein Theater. Im J. 1573 wurde A. von den Spaniern vergeblich belagert. Am 19. Okt. 1799 wurde hier zwischen dem französischen General Brune und dem Herzog von York die Konvention abgeschlossen, nach welcher die Russen und Engländer Holland räumten. 4 km westlich lag das von den Spaniern zerstörte Stammschloß der Grafen Egmont.

Alkmēne, die schöne Tochter des Königs Elektryon von Mykenä, Gemahlin des Amphitryon, ward von diesem Mutter des Iphikles, von Zeus aber, der sich ihr in der Gestalt des Amphitryon genaht hatte, Mutter des Herakles. Beide waren Zwillingsbrüder, aber unter sich ungleich. Die Niederkunft selbst erschwerte die eifersüchtige Hera, welche die Untreue ihres Gemahls entdeckt hatte, auf ungewöhnliche Weise, indem sie sieben Tage lang der Gebärenden die Hilfe der Geburtsgöttin (Eileithyia) zu entziehen wußte. Sie verlor ihren Gatten Amphitryon im Kampf gegen die Minyer, gegen welche er mit Herakles ausgezogen war, vermählte sich darauf mit Rhadamanthys, dem Sohn des Zeus, und wurde nach ihrem Tode durch Hermes nach der Insel der Seligen zu ihrem Gemahl gebracht. Als Stammmutter der Herakliden wurde A. von den Dichtern verherrlicht und in Theben und Haliartos verehrt; auch zu Athen hatte sie im Kynosarges einen Altar.

Alkohol (arab., ursprünglich: „das feinste, reinste Wesen einer Sache“, Äthylalkohol, Äthyloxydhydrat, Weingeist) C2H6O findet sich in den gegornen Getränken (daher alkoholische Getränke: Wein, Bier, Obstwein, Met) und reiner in den aus diesen gewonnenen Destillaten, welchen er ihre berauschende Kraft verleiht. Er entsteht meist aus Traubenzucker, welcher unter dem Einfluß von Hefe in A. und Kohlensäure

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0369.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)
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