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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Genrebild aus. Er soll mit Vorliebe Karikaturen, Lichteffekte, Szenen aus dem Alltagsleben, aber auch Bildnisse, wie die des Alexander und Philipp, gemalt und dabei eine große Leichtigkeit der Auffassung bewiesen haben.

Antiphlogístiker (griech.), s. Chemie.

Antiphlogistische Mittel, s. Entzündungswidrige Mittel.

Antiphlogose (griech.), in der Medizin Bekämpfung einer Entzündung.

Antĭphon, der erste der zehn attischen Redner, geb. 480 v. Chr. zu Rhamnus, Sohn und Schüler des Sophisten Sophillos, wurde der Schöpfer der politischen Beredsamkeit, die er in einer eignen rhetorischen Schule mit großem Beifall lehrte. Er war der erste, der für andre gerichtliche Reden schrieb. Im Peloponnesischen Krieg spielte er als Mitglied der oligarchischen Partei eine hervorragende Rolle, besonders bei der Einsetzung des Rats der Vierhundert und den darauf folgenden Friedensverhandlungen mit Sparta. Deshalb nach dem Sturz der Oligarchie des Hochverrats angeklagt, wurde er trotz seiner glänzenden Verteidigungsrede 411 zum Tod verurteilt. Von seinen Reden sind bloß 15 erhalten, sämtlich auf Mordprozesse, aber nur 3 auf wirkliche Fälle bezüglich; die übrigen sind Schulreden (hrsg. außer in den Sammlungen der Redner von Mätzner, Berl. 1838, und Blaß, 2. Aufl., Leipz. 1881). Vgl. Blaß, Die attische Beredsamkeit, Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1885).

Antiphonār, eigentlich die Zusammenstellung der Antiphonien des katholischen Kirchengesanges; dann allgemein die nach den Festzeiten geordnete Sammlung der kirchlichen Gesänge, sowohl der Antiphonien als der Responsorien, Offertorien und Kommunionen sowie der Hallelujagesänge und Hymnen.

Antiphonīe (griech., „Gegenstimme“; franz. Antienne), ursprünglich ein Wechselgesang zwischen zwei Chören, einer der ältesten Bestandteile des katholischen Ritualgesanges, den nach dem Zeugnis des Aurelianus Reomensis (9. Jahrh.) der heil. Ambrosius (gest. 397) von der griechischen Kirche übernahm und nach Italien verpflanzte. In die griechische Kirche soll den Antiphonengesang der heil. Chrysostomus eingeführt haben. Heute besteht die A. nur noch in einem einzigen vom Priester gesungenen Psalmvers, der vom Chor wiederholt wird.

Antiphŏra (griech.), Gegensatz.

Antiphrăsis (griech.), eine Redefigur, durch welche das Entgegengesetzte von dem ausgedrückt werden soll, was das Wort eigentlich besagt, oder einem Gegenstand ein Name beigelegt wird, welcher mit dessen Wesen im Widerspruch steht; z. B. die Bezeichnung der Rachegöttinnen als Eumeniden („Gnädige“). Die A. ist eine Spezies der Ironie, und eine Spezies der A. ist der Euphemismus (s. d.).

Antipōden (griech., „Gegenfüßler“), die Bewohner zweier einander diametral gegenüberstehender Orte der Erde. Ihre Füße sind einander zugekehrt, der Zenith des einen ist für den andern Nadir. Sie haben um 180° verschiedene Länge, entgegengesetzte Breite sowie entgegengesetzte Tages- und Jahreszeiten. Zu unterscheiden von den A. sind die Gegenwohner und Nebenwohner. Gegenwohner (Antoeci) eines Orts sind diejenigen, welche mit ihm unter gleichem Meridian, aber auf der andern Seite des Äquators, gleichweit entfernt von diesem, wohnen. Nur die Jahreszeiten sind bei ihnen entgegengesetzt, die Tageszeiten aber gleich. Für die Pole sind Gegenwohner und A. einerlei, und unter dem Äquator gibt es keine Gegenwohner. Die Nebenwohner (Perioeci) eines Orts haben mit diesem die gleiche Breite, sind aber um 180° Länge von ihm entfernt; sie haben einerlei Jahreszeiten, aber entgegengesetzte Tageszeiten. Deutschlands Nebenwohner haben wir also in der Gegend der Alëuten zu suchen, seine Gegenwohner im südlichen Afrika, seine Gegenfüßler südöstlich von Neuseeland.

Antipōdeninsel, brit. Inselgruppe im SO. von Neuseeland, unter 49°48′ südl. Br. und 178°20′ östl. L. v. Gr., 27 qkm (0,5 QM.) groß, besteht aus einer größern Insel von 7,5 km Länge und mehreren kleinen, die alle bergig und steil sind und früher von Seehunden bewohnt waren. Die A. wurde 1800 entdeckt und erhielt ihren Namen, weil sie ungefähr Gegenfüßler von London ist.

Antipōdenzellen, s. Embryosack.

Antiportikus, die dem Portal einer Basilika (s. d.) vorgelegte, von Säulen getragene Vorhalle.

Antiptōsis (griech.), s. Enallage.

Antipyrētikum (griech.), Mittel gegen Fieber.

Antīqua, in der Buchdruckerei die im gewöhnlichen Leben als „lateinisch“ bezeichnete Schrift, wenn sie, gleich der deutschen Fraktur, gerade stehend, nicht liegend ist, in welch letzterm Fall sie Kursiv (s. d.) genannt wird. In der französischen Typographie wird sie Romain, in der englischen Roman type genannt. Zuerst eingeführt, resp. der Schreibweise der Römer nachgebildet und an Stelle der Mönchsschrift in der Buchdruckerkunst verwandt wurde sie von Nikolaus Jenson (s. d.), Schriftschneider und Buchdrucker zu Venedig, während Johannes von Spira (s. d.), sein Vorgänger daselbst, noch die semi-gotische Type verwandte. Aldus Manutius (s. d.) verbesserte die Antiquatype und ließ nach und nach 14 Grade derselben schneiden; das von ihm 1495 in A. gedruckte Buch „Bembus, de Aetna“ gilt heute noch als ein Meisterstück.

Antiquār (lat. Antiquarius), bei den Römern einer, der gern veraltete Ausdrücke und Redeformen (Archaismen) in Rede und Schrift anwendete; im Mittelalter ein Abschreiber alter Bücher besonders in Klöstern; nach dem Wiederaufleben der klassischen Studien ein Gelehrter, der sich mit dem Studium der Antiquitäten, namentlich alter Kunstwerke, beschäftigte, in diesem Sinne noch jetzt bei den Franzosen (Antiquaire), Engländern (Antiquary) und Italienern (Antiquario) gebräuchlich; nach jetzigem Sprachgebrauch einer, welcher ausschließlich mit ältern gebrauchten Büchern handelt. Das Antiquargeschäft ist aus dem Buchhandel entsprungen und beschäftigt sich mit dem An- und Verkauf größerer und kleinerer Bibliotheken und älterer gebrauchter, namentlich wissenschaftlicher, Werke. Die Hauptmittel des Vertriebs sind erstens nach Wissenschaften geordnete Lagerkataloge, welche nicht selten mit wichtigen und interessanten bibliographischen Bemerkungen versehen sind, und zweitens öffentliche Bücherauktionen, in denen jedes einzelne Werk nach den darüber ausgegebenen Katalogen dem Meistbietenden zugeschlagen wird. Das Antiquargeschäft hat namentlich seit 50 Jahren einen großen Aufschwung genommen, und seine Verbindungen dehnen sich über alle Teile der Erde aus. Die bedeutendsten Antiquargeschäfte der Gegenwart, von denen manche besondere Spezialitäten ausgebildet haben, sind in Leipzig: F. A. Brockhaus, O. Harrassowitz, Kirchhoff u. Wigand, Köhlers Antiquarium, List u. Francke, Simmel u. Komp., T. O. Weigel; in Berlin: Calvary u. Komp., Albert Cohn, Friedländer u. Sohn, L. Liepmannssohn, Mayer u. Müller, R. L. Prager,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 648. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0648.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2021)
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