verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1 | |
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Äquivōk (lat.), gleichbedeutend; zweideutig, doppelsinnig; besonders was eine unanständige Deutung zuläßt. Äquivoken, dergleichen Zweideutigkeiten.
Aquös (lat.), wässerig; Aquosität, Wässerigkeit.
Ar (franz. Are, ital. Aro, span. Area, v. lat. area, Fläche), Einheit des Feldmaßes, im metrischen System = 100 qm oder 100 Zentiar oder 1 QDekameter oder QKette; 100 Ar = 1 Hektar.
Ara (lat.), Altar.
Ara, Schlange, s. Brillenschlange.
Ara, Vogel, s. Papageien.
Ära (v. lat. aes, also ursprünglich Pluralform, später aber als Singularform gebraucht in der Bedeutung „Grundzahl, Grundeinheit“ bei Rechnungen und Messungen), eigentlich der durch irgend ein merkwürdiges Ereignis bezeichnete Zeitpunkt, von welchem an man in der Chronologie die Jahre zählt; dann jede Zeitrechnung, bei welcher die Jahre von einem solchen Termin an fortgezählt werden. Man kann drei Arten von Zeitrechnungen unterscheiden, gelehrte, bürgerliche und kirchliche, welche zuweilen bei demselben Volk zugleich im Gebrauch sind. Die erstern werden ausschließlich von Gelehrten gebraucht und wechseln daher mannigfach. In der Heiligen Schrift finden sich nur vereinzelte Spuren einer eigentlichen Ä., wie sich die Völker des Altertums überhaupt einer solchen nicht zu bedienen pflegten und z. B. die Römer, selbst als sie bereits eine feste Ä. hatten, nicht nach Jahren Roms rechneten, sondern das Jahr mit den Namen der in demselben regierenden Konsuln, später unter Hinzufügung der Regierungsjahre des Kaisers bezeichneten. In den historischen und prophetischen Büchern des Alten Testaments finden sich erst in den später entstandenen Stücken fortlaufende Jahreszählungen von einem feststehenden Termin an. Im Pentateuch ist bis auf Jakob die Chronologie ganz mit der Genealogie verbunden. Nach Einführung des Königtums rechneten die Israeliten nach den Regierungsjahren der Könige und, nachdem sie unter fremdes Joch gekommen, nach denen der fremden Herrscher, z. B. der babylonischen und der persischen. Auch im Neuen Testament findet sich an einigen Stellen eine ähnliche Zeitrechnung (Luk. 2,1; Matth. 2,1). Selten datierte man nach epochemachenden Nationalbegebenheiten, wie nach dem Auszug aus Ägypten und nach dem Anfang des babylonischen Exils. Später nahmen die Juden als syrische Unterthanen die Ä. der Seleukiden an, die mit der Gründung des Seleukidenreichs durch Seleukos Nikator 312 v. Chr., wahrscheinlich mit dem Herbstäquinoktium dieses Jahrs, beginnt. Dieselbe blieb bei den Juden, Arabern und Syrern noch lange nach Christi Geburt im Gebrauch. Die Juden, welche sich derselben unter der syrischen Herrschaft bei allen gerichtlichen Handlungen bedienen mußten (daher der Name aera contractuum, Ä. der Verträge), gewöhnten sich so sehr daran, daß die später eingeführte, mit der Befreiung Jerusalems durch den Makkabäer Simon beginnende Ä. der Hasmonäer nicht recht in Aufnahme kam. Das erste Jahr Simons wird dem Jahr 170 der seleukidischen Ä., also dem Jahr 143 v. Chr., gleichgesetzt. Die Bücher der Makkabäer nennen die seleukidische Ä. die der griechischen Herrschaft, weil das Reich der Seleukiden als Fortsetzung des griechisch-makedonischen Reichs Alexanders d. Gr. angesehen wurde, gebrauchen sie aber nicht in übereinstimmender Weise. Von den vorchristlichen Ären nennen wir noch die vornehmlich in Ägypten übliche Philippische, auch die Ä. Alexanders oder die von Edessa genannt, die mit dem Todesjahr Alexanders d. Gr. oder der Thronbesteigung seines Nachfolgers Philippos Arrhidäos 12. Nov. 323 beginnt; die Actische, nach der Schlacht bei Actium genannt, die mit der Eroberung Ägyptens durch Octavianus 29. Aug. 30 beginnt, und die schon erwähnte römische Konsularära, die Angabe der Jahre nach den Namen der beiden jährlich neugewählten Konsuln, deren Reihenfolge in besondern Kalendern, den sogen. Fasten, verzeichnet wurde; sie beginnt mit der Vertreibung der Könige 509 und blieb als bürgerliche Zeitrechnung bis zur Abschaffung des Konsulats unter Kaiser Justinian im Gebrauch.
Auch nach Entstehung und Ausbreitung der christlichen Kirche bediente man sich nicht nur im bürgerlichen Verkehr, sondern auch in der Litteratur noch lange der früher gebräuchlichen Zeitrechnungen. So behielten die Christen des Orients die seleukidische Ä. bei, die bei den syrischen Christen noch jetzt neben der gewöhnlichen christlichen im Gebrauch ist; in Alexandria aber kam die Diokletianische oder die Ä. der Märtyrer in Gebrauch, die mit dem ersten Jahr des Kaisers Diocletianus, unter welchem viele Christen den Märtyrertod erlitten, genauer dem 1. Thoth (29. Aug.) des Jahrs 284 n. Chr., beginnt. Dieselbe war in Ägypten bis zum Eindringen der Araber üblich, und die christlichen Kopten bedienen sich derselben sowie der altägyptischen Monate noch jetzt, ebenso die äthiopischen Christen, nur daß diese sie mit dem Jahr 276 anfangen, weil sie die Geburt Christi acht Jahres später als Dionysius (s. unten) setzen. Die christlichen Armenier rechnen vom Jahr 551 an, in welchem der Patriarch Moses ihre Festordnung reformierte. Bei den christlichen Völkern Europas hat die Zeitrechnung nach Jahren Christi fast allgemein Eingang gefunden, so daß diese Zeitrechnung jetzt mit Recht die gemeine christliche Ä. (aera vulgaris) genannt wird. Im römischen Reich wurde zwar noch geraume Zeit nach Erhebung des Christentums zur Staatsreligion die Rechnung nach den Regierungsjahren der Kaiser und Konsuln fortgeführt, und noch 537 gebot der Kaiser Justinianus, daß in allen Urkunden das Jahr des Kaisers, die Namen der Konsuln sowie die Indiktion, auch Monat und Tag angegeben werden sollten. Allein abgesehen davon, daß schon 541 der letzte Konsul ernannt wurde, machte sich unter den christlichen Völkern das Bedürfnis einer gemeinsamen Ä. immer fühlbarer. Um diese Zeit hatte der römische Abt Dionysius in seiner Ostertafel (525) statt der bei den Alexandrinern gebräuchlichen Diokletianischen Ä. die Jahre zuerst von der Fleischwerdung des Herrn (ab incarnatione domini) gezählt. Das erste Jahr dieser Dionysischen Ä. läuft vom 1. Jan. bis 31. Dez. 754 nach Gründung Roms nach Varro (4714 der julianischen Periode). Die Geburt Jesu setzte Dionysius auf den 25. Dezember d. J., indem er nach dem Sprachgebrauch der Kirchenväter unter der Incarnatio nicht die Geburt (nativitas), sondern die Menschwerdung Christi im Schoß der Maria oder die Verkündigung Mariä verstand. So entstand die gemeine christliche Ä., die allmählich weitere Verbreitung fand, vornehmlich durch Bedas Einfluß, welcher sie in seiner Ostertafel gebrauchte, und das Ansehen Karls d. Gr., welcher zuerst Urkunden nach ihr datierte. Bei ihrer Anwendung pflegte man mehrere Jahrhunderte lang zu dem Jahr Christi (annus incarnationis, auch a. circumcisionis, mit Bezug auf den Jahresanfang am 1. Jan., wo die Beschneidung Christi gefeiert wurde, sowie a. nativitatis, gratiae genannt) noch die chronologischen Merkmale des Jahrs hinzuzufügen,
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 717. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0717.jpg&oldid=- (Version vom 2.11.2021)