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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

(Berl. 1864), in welcher das Braunsche System zur Anwendung gebracht wurde, beteiligte sich auch an Schweinfurths „Beitrag zur Flora Äthiopiens“ (das. 1867), bearbeitete für Rohlfs’ „Reise von Tripolis nach der Oase Kufra“ die Pflanzen des mittlern Nordafrika, sowie die Botanik von Ostafrika in v. d. Deckens Reisewerk (mit Kuhn u. a., Leipz. 1879) und gab mit Kanitz den „Catalogus cormophytorum etc. Serbiae Bosniae etc.“ (Klausenb. 1877) heraus.

Aschhuhn, s. Ralle.

Äschĭnes, 1) Ä., genannt der Sokratiker, zeichnete sich durch treue Anhänglichkeit und Liebe zu seinem Lehrer Sokrates aus, lebte eine Zeitlang zu Syrakus am Hof des Dionysios und verfaßte sieben Gespräche moralischen Inhalts, wovon nur unbedeutende Fragmente erhalten sind (hrsg. von Böckh, Heidelb. 1810; übersetzt von Pfaff, 2. Aufl., Stuttg. 1883).

2) Ä., der Redner, geb. 389 v. Chr. zu Athen als Sohn armer Eltern, war in seinen jüngern Jahren in der Elementarschule seines Vaters als Gehilfe, dann als Schauspieler in dritten Rollen und später als Schreiber, zwei Jahre sogar als Staatsschreiber thätig. Im Vertrauen auf die in dieser Stellung erworbene Gesetzes- und Geschäftskenntnis und ein bedeutendes Rednertalent, das durch eine wohlklingende Stimme und die Fähigkeit, sich mit großer Würde zu bewegen, unterstützt wurde, trat er 356 als Redner auf und gehörte bald zu den angesehensten Staatsmännern seiner Zeit. Als Mitglied der 347 an Philipp von Makedonien zum Abschluß eines Friedens geschickten Gesandtschaft ließ er sich von dem König ganz in sein Interesse ziehen und förderte die für Athen so verderblichen Pläne desselben. Deshalb 345 von Demosthenes und Timarchos des Vaterlandsverrats angeklagt, wußte er der drohenden Gefahr durch eine Gegenklage gegen den letztern zu entgehen. Auch als Demosthenes, der ihn als Haupt der makedonischen Partei ebenso bitter haßte, wie er von ihm gehaßt wurde, 342 die durch die Rede von der Truggesandtschaft unterstützte Anklage erneuerte, wußte Ä. den Angriff durch seine ebenso betitelte Rede abzuwehren. Nur das Interesse König Philipps im Auge, veranlaßte er als Pylagore zu Delphi 339 den zweiten Heiligen Krieg gegen Lokris und die Übertragung des Oberbefehls an den König und damit den Krieg, der zur Niederlage Athens und Thebens bei Chäroneia und zur Vollendung der makedonischen Oberherrschaft führte. Vergebens suchte er den Volkshaß gegen Demosthenes als Urheber des Unglücks aufzureizen; er mußte sich damit begnügen, gegen Ktesiphon, welcher den Antrag gestellt hatte, den Demosthenes zum Lohn für seine Verdienste um das Vaterland mit einem goldenen Kranze zu ehren, mit einer Klage wegen Gesetzwidrigkeit aufzutreten (336), die aber erst sechs Jahre später (330) zur Verhandlung kam. Die bei dieser Gelegenheit von Ä. gehaltene Rede, die darauf berechnet war, das politische Ansehen des Demosthenes zu vernichten, wurde von alters her als ein Meisterstück der Beredsamkeit betrachtet. Dessenungeachtet errang Demosthenes mit seiner berühmten Rede „vom Kranz“ den Sieg über seinen Gegner, der infolgedessen nach Rhodus ging und hier eine Rednerschule gründete. Er starb 314 auf der Insel Samos. Ä. hat nur die drei bereits erwähnten Reden (gegen Timarchos, über die Truggesandtschaft und gegen Ktesiphon), die von den Alten als die drei Grazien bezeichnet wurden, veröffentlicht; sie gehören nächst den Reden des Demosthenes zu den vorzüglichsten Leistungen der griechischen Beredsamkeit. Ausgaben (außer in den Sammlungen der attischen Redner) von Bremi (Zür. 1823, 2 Bde.), Franke (2. Aufl., Leipz. 1860), Schultz (das. 1865), Weidner (Berl. 1872); die Rede gegen Ktesiphon von letzterm (Leipz. 1872 u. Berl. 1878). Übersetzungen von Bremi (Stuttg. 1828, 3 Bde.), Benseler (Leipz. 1855–60, 3 Bde.). Die unter Ä.’ Namen vorhandenen zwölf Briefe sind ohne Zweifel unecht (am besten in Herchers „Epistolographi graeci“, Par. 1873). Vgl. Blaß, Attische Beredsamkeit, Bd. 3 (Leipz. 1880); Marchand, Charakteristik des Redners Ä. (Kass. 1872); Castets, Eschine, étude historique et littéraire (Par. 1875).

Aschkenas (Askenas), Eigenname eines nordasiat. Volks (1. Mos. 10, 3), das in Armenien oder in der Nachbarschaft desselben zu suchen ist. Die spätern Juden bezeichneten mit A. Deutschland (Ascania?). Minhag A., der gottesdienstliche Ritus der Juden in den meisten Gemeinden Deutschlands im Gegensatz zum polnischen und sephardischen (spanisch-portugiesischen) Ritus.

Aschmunein, Flecken in Mittelägypten, westlich am Nil, mit Ruinen des alten Hermopolis magna, einer Kultusstätte des Toth. Die benachbarten Felsen enthalten Gräber mit Isis- und Hundsaffenmumien. Gegenüber am andern Nilufer das palmenumgebene Dorf Scheich Abbadeh und etwas östlich davon die spärlichen Reste (Hippodrom, Theater etc.) der von Hadrian neugegründeten und seinem Liebling, dem hier im Nil ertrunkenen Antinoos (s. d.) zu Ehren benannten Stadt Antinoopolis oder kürzer Antinoe.

Aeschna, s. Wasserjungfer.

Aschraf (Eschref), Stadt in der pers. Provinz Masenderan, zwischen Sari und Astrabad, unweit des Kaspischen Meers, war einst eine prachtvolle Stadt mit 300 Bädern und mehr als 20,000 Einw., Lieblingssitz des Schahs Abbas, der hier glänzenden Hof hielt; jetzt ein unbedeutender Ort von 840 Häusern. Unter den großartigen Trümmern, welche denselben umgeben, erregen die des Suffiabad („Sternwarte“) und ein Grabgewölbe besondere Aufmerksamkeit. In A. wurde 3. Okt. 1727 Friede zwischen Türken und Persern geschlossen.

Aschtarchaniden, eine in Transoxanien von 1597 bis 1737 herrschende Dynastie, Nachkommen von Kutluk Timur, berühmt durch den Sieg, welchen derselbe als Verbündeter des Herrschers von Samarkand 1399 über das vereinte Polenheer bei Kiew errang. Die A. mußten sich später an die untere Wolga in das Chanat von Astrachan oder „Aschtarchan“ zurückziehen. Infolge der wachsenden Macht des russischen Großfürstentums wurden sie zum Auswandern nach Transoxanien gezwungen, wo sie bei Iskender Chan, der in Samarkand regierte, Aufnahme fanden.

Aschwurzel, s. Dictamnus.

Äschy̆los, der älteste der drei großen griech. Tragiker, geb. 525 v. Chr. zu Eleusis in Attika als Sohn des Euphorion aus einem Eupatridengeschlecht, Mitkämpfer der Schlachten von Marathon, Salamis und Platää, trat als Dichter zuerst 500 auf, gewann aber den ersten Sieg erst 488. Um 476 hielt er sich in Sizilien bei König Hieron von Syrakus auf, wo er zur Einweihung der von seinem Gönner an Stelle des alten Catana gegründeten Stadt Ätna die „Ätnäerinnen“ dichtete. Nach Athen zurückgekehrt, erlag er 468 dem jüngern Sophokles gleich bei dessen erstem Auftreten, siegte aber bereits wieder im folgenden Jahr. Nach der Aufführung seiner „Orestie“ (459) begab er sich wieder nach Sizilien, vielleicht aus Mißvergnügen über das zunehmende Übergewicht der Demokratie,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 905. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0905.jpg&oldid=- (Version vom 28.4.2023)
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