verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2 | |
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einen fortlaufenden Rücken, auf welchem sich keine kegelförmigen Gipfel erheben. Die mittlere Kammhöhe des A. beträgt 1200–1500 m. Die Hauptkette wird im S. von einer ca. 2000 m hohen Nebenkette, dem Antiatlas, begleitet. Die meisten der oft sehr romantischen Thäler sind wohlangebaut. Die höhern Bergstufen tragen Gehölze von immergrünen Eichen, weiter unten wächst der wilde Ölbaum in Menge. Charakteristisch für die Vegetation sind aber besonders die Kakteen. Der Vegetationsreichtum und die Schneebedeckung im Winter geben vielen Quellen und Bächen ihren Ursprung. Wenn auch nicht wenige zur trocknen Zeit versiegen, so besitzt das Atlasland doch zahlreiche ausdauernde Flußläufe, welche Fruchtbarkeit über das Gebirge und die Niederungen verbreiten; das so bewässerte fruchtbare Land heißt Tell (s. d.). Eine besondere Eigentümlichkeit des östlichen (algerischen und tunesischen) A. sind muldenförmige Einsenkungen, die sogen. Schotts (s. d.), welche zur Regenzeit Salzseen gleichen, im Sommer aber bis auf kleine Wasserlachen austrocknen und infolge der zurückbleibenden Salzkruste Schneeflächen ähnlich sehen. Die Region der Schotts zieht sich bis in die Nähe des Golfs von Gabes. Vgl. M. Wagner, Reise in der Regentschaft Algier (Leipz. 1841); Rohlfs, Reise durch Marokko (2. Aufl., Brem. 1869); Hooker und Ball, Journal of a tour in Marocco and the Great A. (Lond. 1879); Lenz, Timbuktu (Leipz. 1884, 2 Bde.).
Atlas (franz. Satin), geköpertes Gewebe, bei welchem die Fadenkreuzungen (Bindungen) nicht, wie beim eigentlichen Köper, aneinander stoßen und schräg über den Stoff fortlaufende Linien bilden, sondern,
wie in nebenstehender Figur an den schwarzen Punkten sichtbar, zerstreut angebracht, auch in geringerer Zahl vorhanden sind und dadurch versteckt werden. Der Kettenfaden geht flott über mehrere Einschußfäden, unterfährt dann einen einzigen Einschußfaden (Bindung) und erscheint sofort wieder auf der Oberfläche, um abermals mehrere Einschußfäden zu übergreifen. Hierdurch erhält das Gewebe das Ansehen, als bestehe es nur aus den Kettenfäden, und da letztere in Einer Ebene und flott liegen, so erhält es einen großen Glanz. Man unterscheidet vier- bis neun- und mehrbindigen (-schäftigen, -teiligen, -fädigen) A., je nach der Zahl der überfahrenen Einschußfäden, zu welchen der eine unterfahrene hinzugerechnet wird. Gewöhnliche Seiden-, Leinen-, Woll- und Baumwollstoffe sind in der Regel fünfbindig, seidene Kleiderstoffe achtbindig. Unter A. im engern Sinn versteht man nur seidenes Gewebe, welches in sehr verschiedener Schwere vorkommt. Je leichter es ist, um so stärker wird es gummiert (appretiert); die schwereren haben ohnehin Glanz genug und bedürfen keiner Appretur; sie rollen sich an den Enden von selbst auf und heißen daher Rollatlas. Früher kam der schönste A. unter dem Namen Acetuni aus Italien, jetzt wird er von gleicher Güte in Frankreich (Lyon), Deutschland (Berlin, Wien, Frankenberg, Annaberg, Elberfeld, Krefeld) und England fabriziert. Türkischer A. ist mit seidenen Streifen durchwebtes Baumwollzeug; Brüggescher A. zu Möbelüberzügen und Tapeten hat eine Kette von Seide und einen Schuß von Wolle; Atlasbrokat ist dichtes, schweres Wollenzeug mit erhabenen Dessins und auf Atlasart appretiert. Atlasbindung kommt auch bei Drell, englischem Leder, Lasting etc. vor.
Atlasbeerbaum, s. Sorbus.
Atlasblume, s. Lunaria.
Atlaserz, s. Malachit.
Atlasholz (Satin-, Seiden-, Feroleholz), atlasartig glänzendes Holz von verschiedener Abstammung, gelb, braun, purpurrot und geädert, wird zu feinen Tischlerarbeiten benutzt. Als Stammpflanzen werden genannt: Ferolia guianensis in Westindien und Südamerika, Chloroxylon Swietenia in Indien, Maba guianensis auf den Bahamainseln. Auch das Holz des Elsebeerbaums (Sorbus torminalis) und des Pflaumenbaums wird als A. bezeichnet.
Atlaspapier, seidenglänzendes Buntpapier, dessen Glanz durch Einreiben mit feinstem Talkpulver erzeugt ist.
Atlasstein (Atlasspat), weißer, rötlicher, auch anders gefärbter Kalkstein von feinfaseriger Struktur, welcher auf Schliffflächen seidenartigen Glanz zeigt; kommt besonders in England vor und wird zu allerlei kleinen Schmucksachen, großen Perlen etc. verarbeitet, welche aber wegen der Weichheit des Materials wenig beständig sind. Bei uns geht als A. meist ein Fasergips aus Thüringen, dem Mansfeldischen und dem Waadtland, welcher noch weicher ist.
Atlasvogel, s. Kragenvogel.
Atmiatrie (griech.), Atmungskunde, die Lehre von der Atmung.
Atmidometer, s. v. w. Atmometer (s. d.).
Atmologie (griech.), Lehre von der Verdunstung.
Atmometer (griech., Atmidometer, Evaporometer), Verdunstungsmesser, ein Instrument zum Messen der Größe der Verdunstung. Auf die einfachste Weise mißt man die Verdunstung, indem man Gefäße von bestimmtem Inhalt der Einwirkung der atmosphärischen Luft aussetzt und aus der Differenz des ursprünglich vorhandenen und nach einer bestimmten Zeit zurückgebliebenen Wassers die Größe der Verdunstung ermittelt. Die Differenz kann entweder als Gewicht oder als Volumen bestimmt werden; aus beiden kann man, wenn die Öffnung des Gefäßes bekannt ist, die Höhe des verdunsteten Wassers berechnen. So einfach dies Verfahren an sich zu sein scheint, so bietet es doch, wenn größere Genauigkeit verlangt wird, viele Schwierigkeiten dar. Denn wenn es auch unbestreitbar ist, daß die Größe der Verdunstung sich wie die verdunstende Oberfläche verhält, so findet dies doch auf kleinere Gefäße keine Anwendung, indem bei diesen die Größe der der Luft ausgesetzten Seitenflächen und die Wassertiefe von beträchtlichem Einfluß sind. Die sehr zahlreichen A. zerfallen in zwei Klassen, je nachdem die Verdunstung durch die Verminderung des Volumens oder durch den Gewichtsverlust des der Verdunstung ausgesetzten Wassers bestimmt wird. Die A. der ersten Klasse haben den Übelstand, daß sie während Frostwetters zur Beobachtung ungeeignet und durch den Frost auch oft zersprengt werden. Die bekanntesten Apparate dieser Art sind von Mühry, Prestel, Lament, Piche und Morgenstern konstruiert. Auch gehört hierher Dufours Siccimeter, welches die Differenz zwischen Regenmenge und Verdunstung angeben soll. Ebenso zahlreich sind die A., bei welchen die Verdunstung mittels Wägung bestimmt wird. Die bekanntesten sind von Saussure und Wild angegeben, von denen das letztere in umstehender Figur dargestellt ist. Der Hauptsache nach besteht das A. von Wild aus einem schalenartigen Gefäß C, welches auf eine der Briefwage ähnliche Vorrichtung A aufgesetzt werden kann.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0007.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)