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Seite:Meyers b2 s0022.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

= 12. Kennt man keine in Gasform zu erhaltende Wasserstoff- oder Chlorverbindung eines Elements, so bestimmt man das Atomgewicht nach Analogie der Zusammensetzung und Zersetzung und zwar nach der Regel, bei der Konstruktion der Moleküle die Elemente in der kleinsten Anzahl von Atomen zusammentreten zu lassen, welche mit der durch die Gewichtsanalyse ermittelten Zusammensetzung der Verbindungen vereinbar ist. Dabei dient die spezifische Wärme als Kontrolle. Nach dem Gesetz von Dulong und Petit verhält sich nämlich die spezifische Wärme der festen Elemente umgekehrt wie ihr Atomgewicht. Das Produkt aus beiden ist eine konstante Zahl (6,38), und wenn man diese Zahl durch die gefundene spezifische Wärme dividiert, so erhält man das Atomgewicht. Wegen der unvermeidlichen Versuchsfehler kann man nun zwar nicht das Atomgewicht aus der spezifischen Wärme oder umgekehrt diese aus jenem berechnen; aber man erkennt mit Sicherheit, daß das Atomgewicht eines Elements weder das nfache noch 1/n eines gefundenen Werts sein kann. Es verbinden sich z. B. 35,5 (1 A.) Chlor mit 39 Teilen Kalium, 108 Teilen Silber, 103,5 Teilen Blei. Die spezifische Wärme des Kaliums ist 0,1695, die des Silbers 0,057, des Bleis 0,0314. Das Produkt aus spezifischer Wärme und dem gefundenen Verbindungsgewicht ist also bei Kalium 6,61, bei Silber 6,15, bei Blei aber nur 3,25, und daraus ergibt sich, daß das Atomgewicht des Bleis auf 207 erhöht werden muß. Merkwürdige Ausnahmen von der zweiatomigen Struktur der Moleküle bilden Phosphor, Arsen, Quecksilber und Cadmium. Das Atomgewicht des Phosphors ist ohne Zweifel 31, aber das Volumgewicht des Phosphorgases ist 62, und mithin ist 1 Molekül Phosphor (2 Volumen) = 4 Atomen oder 124. Ebenso verhält sich Arsen, während bei Quecksilber und Cadmium 1 Molekül = 1 A. ist. Über gewisse Regelmäßigkeiten in den Atomgewichten s. Elemente.

Atomgewicht, s. Atom.

Atomismus (griech.), in physikalischem Sinn jene Theorie der Materie, welche dieselbe im Gegensatz zum sogen. Dynamismus (s. d.) aus ihrer Qualität nach unveränderlichen kleinsten Massenteilchen (Molekülen, Atomen) statt, wie dieser, aus lebendigen und wirksamen Kräften konstruiert. Dieselbe sucht daher sämtliche Erscheinungen, welche der Materie zugeschrieben werden (Raumerfüllung, Dichtigkeit etc.), auf entweder qualitative (qualitativer A.) oder quantitative (quantitativer A.) Beschaffenheiten und Verhältnisse der Elementarteile des Stoffs zurückzuführen. Repräsentant des erstern ist in der Philosophie des Altertums Anaxagoras (s. d.), des letztern Leukippos (s. d.) und dessen Freund und Geistesverwandter Demokrit (s. d.). Jener führte die Verschiedenheit aller Körper auf deren Zusammensetzung aus gleichartigen und ungleichartigen, dieser dagegen aus durchaus gleichartigen und nur der Zahl, Lage und höchstens der geometrischen Gestalt nach verschiedenen Bestandteilen zurück. Die Lehre des erstern ist jener der heutigen Chemiker, die der letztern jener der heutigen (atomistischen) Physiker ähnlich; jene unterscheidet, wie die Chemie, eine Anzahl der Qualität nach verschiedener Grundstoffe, diese läßt, wie die atomistische Physik, innerhalb eines und desselben Volumens bald mehr, bald weniger Stoffelemente in derselben oder in verschiedener Lagerung und (was die heutige Physik nicht thut) von verschiedener Gestalt (bald als Kugel, bald als Würfel etc.) zusammengefaßt werden. Beiden gemeinschaftlich ist die Annahme, daß die letzten Stoffelemente unteilbar („atom“) und durch leere Zwischenräume getrennt seien; dagegen gehört es keineswegs zum Begriff des A., daß dieselben, wie von ihnen geschieht, als körperlich ausgedehnt, d. h. jedes einen wenn auch noch so kleinen Raum einnehmend, gedacht, und ebensowenig, daß dieselben, wie gleichfalls von ihnen geschieht, als kraftlos und daher entweder, wie Anaxagoras lehrte, durch Anstoß von außen in Bewegung gesetzt oder, wie Demokrit (und nach ihm Epikur) lehrte, von Ewigkeit her in solcher begriffen seien. Das erste ist die Ansicht derjenigen Form des A., welche, da sie die Atome selbst als kleinste Körperchen (Korpuskeln) ansieht, Korpuskularphilosophie (Hobbes, s. d., Gassendi, s. d.) heißt und als solche derjenigen Form des A., welche die Atome als einfach, d. h. ausdehnungslos oder nur den Raum eines sogen. mathematischen Punktes einnehmend, betrachtet, gleichviel, ob sie dieselben trotzdem als „körperlich“ (Fechner) oder (wie es deren Einfachheit zu verlangen scheint) als unkörperlich und im letztern Fall entweder geradezu als „Seelen“ (Leibniz’ Monaden) oder als „Reale“ (Herbart) ansehen mag, entgegengesetzt ist. Das zweite ist die Ansicht der sogen. materialistischen Atomistik, welche die Atome als bewegliche und in steter Bewegung begriffene materielle Punkte, im Gegensatz zu jener der sogen. atomistischen Dynamik, welche dieselben als sich selbst und andre bewegende Kraftpunkte (Redtenbachers „Dynamiden“) betrachtet. Der Streit zwischen A. und Dynamismus spielt in der Geschichte der Philosophie insofern eine Rolle, als die monistischen Metaphysiker, welche die Substanz der Welt als Eine und folglich als ein Kontinuum vorstellen, auf der Seite des Dynamismus, dagegen die pluralistischen, welche die Welt als aus (diskreten) Teilen bestehendes Ganze auffassen, auf jener des A. zu stehen pflegen; in der Physik haben beide mehrmals die Herrschaft gewechselt, indem die Naturwissenschaft noch zu Anfang dieses Jahrhunderts unter dem Einfluß des Dynamismus (Naturphilosophie) stand, während sie gegenwärtig fast ausschließlich unter jenem des A. steht. Die Gründe für den Vorzug des letztern hat am schlagendsten Fechner („Die physikalische und philosophische Atomenlehre“, 2. Aufl., Leipz. 1864) angegeben. Vgl. Dynamismus.

Atomwärme, s. Spezifische Wärme.

Atonīe (griech.), Schlaffheit, in der Medizin Mangel an naturgemäßer Spannkraft (tonus) und Elastizität organischer Teile. Diese Schlaffheit oder dauernde Abspannung, welche mit Blutmangel und schlechter Ernährung verbunden ist, fällt am deutlichsten auf bei Wundheilung, bei Heilung von Knochenbrüchen, bei Entzündungsvorgängen etc. Zur A. neigt hauptsächlich das höhere Alter. Die Behandlung der atonischen Zustände richtet sich nach den dieselben veranlassenden Momenten. Im allgemeinen aber bezweckt dieselbe Kräftigung des Körpers, daher ist für gute Luft zu sorgen, es sind kräftige, zweckmäßige Nahrung, stärkende, teils zusammenziehende, teils reizende Arzneimittel, auch die galvanische Reizung angezeigt.

Atout (franz., spr. atuh), im Kartenspiel s. v. w. Trumpf (Farbe); daher Atoutspiel, ein Spiel, wo ein Spieler viele Trümpfe in der Hand hat, oder wo fast alle Stiche durch Trümpfe gemacht werden.

A tout prix (franz., spr. a tu prih), um jeden Preis.

Atra bilis (lat., „schwarze Galle“), einer der vier Kardinalsäfte der Galenschen Medizin, galt als Ursache

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0022.jpg&oldid=- (Version vom 15.11.2021)
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