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Seite:Meyers b2 s0064.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Stationshöhe und dem anvisierten Terrainpunkt ist gleich projizierter Entfernung beider mal tang. des Visierwinkels. Die Höhe der Station muß bekannt sein oder wird auf Grund der bekannten Netzpunkthöhen nach ähnlicher Formel ermittelt. Bei weiterer Entfernung der Punkte von der Station wird die Refraktion oder atmosphärische Strahlenberechnung sowie die Erdkrümmung in Rechnung gezogen. Als Hilfstafel für die Höhenberechnung (Kotierung) benutzt der Aufnehmer eine hypsometrische Tabelle (Kotentafel, Höhentafel); die besten hypsometrischen Tabellen sind die von Kaupert in Berlin. Sind genug Terrainpunkte (namentlich Kuppen, Schluchtlinien, Terrassenränder, Kessel, Einsattelungen, Thalfurchen u. dgl.) nach ihrer Höhe bestimmt, wozu die Distanzlatte mitbenutzt wird, so geht der Aufnehmer an die Einzeichnung des „Terrains“. Diese geschieht meist in „Niveaulinien“ (Linien gleichen Niveaus, d. h. gleichen Höhenabstandes von einer bestimmten Niveaufläche, z. B. einem Meeresspiegel; in Deutschland ist seit 1879 ein Punkt an der Berliner Sternwarte als Normalnullpunkt bestimmt worden). Die Niveaulinien werden zur Darstellung der Reliefformen auf Grund folgender Vorstellung benutzt: Ist ein Bergkegel in gleichen Abständen (Äquidistanzen) von Niveauflächen durchschnitten, und werden die sich daraus an der Außenfläche des Bergs ergebenden Schnittlinien auf die unterste Nullniveaufläche nun als Niveaulinien projiziert, so ergibt sich in der Zeichnung, daß jede höhere Niveaulinie von der nächstniedrigen umschlossen wird, sowie daß die Niveaulinien da enger aneinander liegen, wo die Böschung des Bergabhanges steiler ist. Die Formengestaltung der Niveaulinien läßt hiernach auf die des Terrainreliefs schließen. Normalschichthöhe für preußische Aufnahmen: 5 m. Der Topograph kann durch „Abkommen“ oder direkte Messung zwischen immer je zwei der von ihm festgelegten Höhenpunkte (Koten) den Durchgangspunkt einer Niveaulinie (von je 5 oder weniger Metern) ermitteln und nun unter sachgemäßer eigner Anschauung der Terrainformation den Zug der Niveaulinien (oder Horizontalen, auch Isohypsen, Höhenschichtenlinien) entwerfen. Ist die Stationsarbeit vollendet, so „arbeitet“ man „fort“: man nimmt einen neuen Stationspunkt, schneidet sich entweder unabhängig von dem vorhergehenden wieder rückwärts ein, oder sucht durch Entfernungmessen und Benutzung der Bussole den Anschluß an den eben verlassenen Stationspunkt; dies Verfahren heißt, wenn die „Latte“ dazu verwendet wird, der „Lattenüberschlag“ und wird oft da angewendet, wo man keine Aussicht auf trigonometrische Punkte hat.

Als Hilfsarbeit im Detail dient auch bei der korrekten Meßtischaufnahme vielfach das Krokieren, indem man unter Zugrundelegung bereits gemessener Terrainlinien die in der nächsten Nähe derselben liegenden Gegenstände, wie z. B. Häuser, Umfassungen, Tümpel, Bäume, Wegweiser u. dgl., durch Abschreiten oder Abschätzen erst in einem Brouillon (Skizze oder Kroquis) aufzeichnet und dann auf die Meßtischplatte überträgt. Vielfach stehen hierbei dem Topographen auch andre Hilfsmittel zu Gebote, wie Ortschaftspläne, Gemarkungskarten etc. (vgl. Landesaufnahme).

An die Feldarbeit schließt sich die Zimmerarbeit an, d. h. das am Tag Aufgenommene wird in Tusche festgelegt. Das fertig aufgenommene Meßtischblatt wird zum Schluß „ausgezeichnet“, entweder nur in schwarzer Tusche oder mit Wasserfarben. Normen für den Modus der „Auszeichnung“ geben die amtlichen Signaturvorschriften (in Österreich Zeichenschlüssel). In Farben werden Gewässer gewöhnlich blau, Wiesen grün, Wälder grün oder violett, Häuser rot oder schwarz, Straßen und Wege je nach Bedeutung rot, braun, gelb oder karmin „angelegt“. Die Niveaulinien sind gleichfalls je nach Wichtigkeit zu markieren (Instrument hierzu: Kurvenziehfeder von E. Sprenger in Berlin). Soll das Terrainrelief deutlich und lesbar erscheinen, so ist die Auszeichnung in „Bergstrichen“ erforderlich, welche in stets senkrecht auf die Niveaulinien gezogenen je nach dem Böschungsgrad mehr oder weniger dicken, schwarzen oder braunen Schraffen bestehen (nach Lehmannscher Manier geradlinig, nach Müfflingscher Manier je nach dem Böschungsgrad verschieden gestaltet, geschlängelt, gestrichelt etc.); oder die Böschung wird mittels Pinsels in Tusche oder Sepia geschummert, laviert aufgetragen. Das Aufnahmeblatt wird dann mit allen Namen und Zahlen richtig, schön und in bestimmungsgemäßer Schriftgröße ausgewiesen und die Endausstattung des fertigen Plans durch Titel, Nummer, Längen-, Breitenangaben, Maßstab, Nordnadel (Linie, mit Norden und Süden bezeichnet), Datum der Anfertigung, Namen des Aufnehmers, Revisionsbemerkung des kontrollierenden Beamten ausgeführt (s. Landesaufnahme). Vgl. v. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1879); v. Rüdgisch, Instrumente und Operationen der niedern Vermessungskunst (Kass. 1875); „Instruktion für die Topographen der Landesaufnahme“ (Berl. 1876).

Aufnehmen (in militärischer Hinsicht), eine fechtend zurückgehende Truppenabteilung in einer rückwärtigen Stellung so weit verstärken, daß sie von neuem standzuhalten vermag.

Aufpausen (Aufpatronieren, Aufpudern), Verfahren, mittels dessen man Zeichnungen von als Vorlage dienenden Blättern auf andre Flächen übertragen kann. Man schwärzt die Rückseite des Vorlegeblattes mit Holzkohlenpulver, legt es auf die betreffende Fläche und fährt mit der stumpfen Spitze eines Griffels über die Konturen der Zeichnung hin, wodurch dieselben deutlich auf die andre Fläche übertragen werden. Anstatt das Original zu schwärzen, kann man unter dasselbe und auf die betreffende Fläche ein Blatt Seidenpapier legen, welches auf der untern Seite mit einer leicht Farbe abgebenden Mischung (z. B. Berliner Blau, mit Öl angerieben) bestrichen ist. Beim Nachziehen der Konturen drückt sich dann die Farbe von dem Seidenpapier auf die Unterlage ab. Nach einer andern Methode schneidet man die Zeichnung, Figur oder Schrift aus dünnem Blech, fester Pappe, steifem Papier aus, legt diese Schablone (Patrone) auf die betreffende Fläche und überstreicht sie mit einem in Farbe getauchten Pinsel. Bei mehrfarbigen Figuren muß man sich so vieler Schablonen bedienen, als es Farben sind. Man durchsticht auch wohl die Konturen des auf steifem Papier vorgezeichneten Gegenstandes mit einer starken Nadel und zwar so, daß die Stiche möglichst nahe aneinander liegen, legt das durchstochene Blatt auf die betreffende Fläche fest auf und überstreicht es mit einem Leinwandbeutelchen, welches mit gepulverter Holzkohle gefüllt ist. Nimmt man statt letzterer gefärbtes Harzpulver, so läßt sich das durch die Löcher gedrungene Pulver durch Wärme auf der Fläche befestigen. Zum Einstechen des Musters hat man auch besondere Maschinen, die Stüpfel- oder Schablonenstechmaschinen.

Aufprotzen, s. Abprotzen.

Aufrahmen, in der Weberei, s. Appretur.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0064.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2021)
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