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Seite:Meyers b2 s0499.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

in seiner jetzigen Gestalt beendete Dom von Regensburg, der St. Stephansdom zu Wien, der Dom zu Prag (1343–85), das Münster von Ulm, 1377 gegründet. In Franken sind das zierliche Chor der Kirche von Weißenburg (geweiht 1327), die Frauenkirche zu Nürnberg (1355–61), die Lorenzkirche und das Chor der Sebalduskirche daselbst (1361–77), die Frauenkirche von Ingolstadt (gegründet 1425), die Stadtkirche zu Wimpfen am Berg (gegründet 1494) zu nennen. Aus dem 14. und 15. Jahrh. stammen die Liebfrauenkapelle zu Würzburg (1377–1409), die Kirche St. Martin zu Landshut (1432–78), die Frauenkirche zu München (1468–94), dann weiter nordwärts die Peter- und Paulskirche (1423–97) und die Frauenkirche (1458–73) zu Görlitz, das Schiff des Doms von Erfurt (1472), der Dom zu Freiberg im Erzgebirge (nach 1484), das Schiff des Doms von Merseburg (um 1500), die Marienkirche zu Zwickau (1453–1536), die Liebfrauenkirche zu Halle (1529), die Nikolaikirche zu Zerbst (1446–94) u. a. Für die spätere Entwickelungszeit des gotischen Stils sind ferner jene dekorativen Architekturen bezeichnend, welche, wie die Lettner, Tabernakel u. dgl., zu kirchlichen Zwecken im Innern der Kirchen aufgeführt und reich mit plastischem Schmuck versehen wurden, während in den frühern Perioden solche Werke sehr selten sind. Unter den spätgotischen Werken ähnlicher Art sind namentlich die Lettner im Dom von Magdeburg (begonnen 1448), im Dom von Halberstadt (beendet 1510) und der sogen. Apostelgang im Dom zu Münster hervorzuheben. An den Tabernakeln, so namentlich an dem berühmtesten Werk dieser Art in St. Lorenz zu Nürnberg, findet man nicht selten manche phantastisch barocke Formen. Ihre Anordnung, doch meist in einfacherer Behandlung, wurde auch für die an öffentlichen Straßen errichteten Heiligenhäuschen, wofür das in einfach reinem Stil gebildete sogen. Hochkreuz bei Godesberg unfern Bonn (1333) und die sogen. Spinnerin am Kreuz bei Wien interessante Beispiele darbieten, und bei öffentlichen Brunnen beibehalten, unter welchen der um 1360 errichtete sogen. schöne Brunnen zu Nürnberg hervorragt. Für die Dekoration der öffentlichen, zu städtischen Zwecken errichteten Gebäude und Privatwohnungen hat der deutsch-gotische Baustil manche treffliche Formen geschaffen, wie dies viele Werke dieser Art zu Regensburg, Ulm, Nürnberg, Frankfurt a. M., Koblenz, Münster u. a. O. bezeugen. In den an der Nordseite des Harzes gelegenen Städten ist für solche Gebäude meist ein hölzernes Fachwerk angewandt, das zur Ausbildung einer zierlichen Holzarchitektur Veranlassung gegeben hat, deren bedeutendste Beispiele man zu Quedlinburg, Braunschweig und vorzugsweise zu Halberstadt findet. Verhältnismäßig selten sind in Deutschland Rathäuser gotischen Stils, da die ältern Bauten dieser Art meist während der Renaissance umgestaltet worden sind. Ein hervorragendes Beispiel ist das Rathaus in Braunschweig, 1393 begonnen (s. Tafel X, Fig. 2). Der in den Küstenländern der Ostsee und in einigen an dieselben angrenzenden Gegenden von Deutschland: in Holstein, Mecklenburg, Pommern, den brandenburgischen Marken, in Preußen, auch (wie es scheint) in Kurland und Livland sowie in den skandinavischen Ländern entwickelte gotische Baustil unterscheidet sich von derjenigen Ausbildung des Systems, die vornehmlich im westlichen Deutschland zur schönsten Blüte gedieh, durch eine ungleich größere Schlichtheit und Strenge. Während das Gefühl kühler und ruhiger ist und die lebhaft durchgeführte Gliederung des architektonischen Ganzen, die rhythmisch bewegte Entwickelung seiner Teile gegen die Massenwirkung zurücktreten, fehlt es keineswegs an künstlerischem Sinn, der sich sowohl in dem kräftigen Ernste der Hauptformen als in der großartigen Kühnheit der Verhältnisse ausspricht. Eins der großartigsten Werke dieser Art ist das Schloß von Marienburg, dem die übrigen Burgen des Deutschen Ordens zu Gollub, Poppowo, Kowalewo, Thorn, Mewe, Rheden, Lochstädt verwandt sind.

In Italien blieb man im wesentlichen zunächst bei den Bedingungen des romanischen Gewölbebaues stehen. Was man an Spitzbogen, Giebeln, Spitzsäulchen und an dekorierenden Formen unmittelbar von der gotischen Bauweise annahm und mit jenem Element verband, erscheint nur als eine äußerliche Huldigung, welche man dem allgemeinen Zeitgeschmack darbrachte. Der italienisch-gotische Baustil, wenn überhaupt von einem solchen die Rede sein kann, bildet kein in sich abgeschlossenes Ganze; vielmehr ist er, obgleich häufig mit reicher Dekoration versehen, in seinen wesentlichen Teilen meist roh und unentwickelt. Eins der frühsten gotischen Monumente in Italien ist die Kirche San Francesco in Assisi, welche 1218–1230 durch einen Deutschen, Meister Jakob, erbaut sein soll; wenig jünger ist die Kirche Sant’ Antonio zu Padua (begonnen 1231, in ihren wesentlichen Teilen 1307 beendet), in deren Hauptformen noch gar kein gotisches Element hervortritt. Das Innere des Doms von Siena, der gegen die Mitte des 12. Jahrh. begonnen wurde, hat eigentümliche, edle Verhältnisse; die Ausbildung desselben ist aber im wesentlichen die italienische, während der Dom von Orvieto (1290 begonnen) im Schiff, den Basiliken vergleichbar, noch Rundsäulen und Halbkreisbogen besitzt. Die Fassade des Doms von Siena ist auf Tafel X, Fig. 6, abgebildet. Diesen Monumenten sind der Campo santo, die kleine Kirche Santa Maria della Spina zu Pisa sowie der Dom von Arezzo und die Kirche Santa Maria Novella zu Florenz (1279) anzureihen. Höchst einfach und streng erscheint die Kirche Santa Croce zu Florenz (1294) von Arnolfo di Cambio, von welchem 1296 auch der Dom Santa Maria del Fiore daselbst angelegt wurde, der eine reichere, aber ebenfalls unschöne Durchbildung des italienischen Systems zeigt. Die Kirche San Petronio zu Bologna (begonnen 1390) ist ähnlich schwer, unorganisch in den Formen und gesperrt in den Verhältnissen wie der Dom zu Florenz. Das bei weitem großartigste aller kirchlichen Monumente gotischen Stils in Italien ist der 1386 gegründete und in seinen Hauptteilen am Schluß des 15. Jahrh. beendete Dom von Mailand, neben welchem die 1396–1499 erbaute, zu den reichsten und bedeutendsten der Lombardei gehörende Kartause bei Pavia zu nennen ist. Wie in der Dekoration der Kirchenfassaden, so entwickelt sich auch an den Palästen und öffentlichen Hallen von Italien der gotische Baustil nicht selten in eigentümlich glänzender Weise, indem sich seine Formen hier zu einem so harmonischen und anmutsvollen Ganzen gestalten, daß diese Beispiele als das Vollendetste zu bezeichnen sind, was der gotische Stil in Italien überhaupt hervorgebracht hat. Während der öffentliche Palast von Florenz (Palazzo vecchio) und der von Siena, beide dem 13. und 14. Jahrh. angehörig, noch als schwere, burgähnliche Massen erscheinen, zeichnet sich die Loggia dei Lanzi in Florenz durch edle, würdige Verhältnisse aus. Sehr bedeutend ist ferner die Börse (Loggia dei mercanti) zu Bologna. An den öffentlichen Palästen einiger lombardischer Städte, wie Como, Cremona, Piacenza, entwickelt sich eine anziehende

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 499. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0499.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2022)
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