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Seite:Meyers b2 s0509.jpg

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

im Umfang; ihren stattlichen Wuchs vollenden sie in 120–150 Jahren, obwohl sie 300 Jahre und noch älter werden können. Die berühmte Fichte des Lampersdorfer Forstes bei Frankenstein in Schlesien hat 5 m Umfang und mißt 48 m; im Böhmerwald gibt es Fichten von 63 m Höhe.

Unter den Tropen findet sich der üppigste Baumwuchs; zudem sind es lauter eigentümliche Baumarten dieser Klimate, welche hier die Urwälder bilden. Sie gehören vorzugsweise den Familien der Palmen, Euphorbiaceen, Urticeen, Melastomaceen, Sapindaceen, Malvaceen, Büttneriaceen, Meliaceen, Leguminosen, Sapoteen, Cinchonaceen an. In der subtropischen Zone ist der Baumwuchs hauptsächlich vertreten durch die immergrünen Myrtaceen und Laurineen sowie Proteaceen, denen sich in der wärmern gemäßigten Zone andre immergrüne Bäume anschließen, zumal die immergrünen Eichen, Granatbäume, Orangen und Zitronen, Ölbäume, Feigen und nochmals Myrte und Lorbeer. Dagegen sind in der kältern gemäßigten Zone die laubwechselnden Bäume vorherrschend. Eichen- und Buchenwälder, Linden, Ulmen, Eschen, Pappeln, Weiden sind hier charakteristisch. Und obgleich auch hier bereits Nadelhölzer in zusammenhängenden Waldungen auftreten, werden dieselben doch erst in der subarktischen Zone eigentlich vorwaltend, wo die Laubbäume einer nach dem andern verschwinden. Überhaupt werden die Bäume, je mehr man sich den Polarkreisen nähert, desto geringer an Zahl und desto kleiner. Eichen, Linden, Eschen, Ahorne, Buchen hören in Schweden schon diesseit des 64.° nördl. Br. auf. Jenseit dieser Breite besteht die Baumvegetation hauptsächlich aus Fichten und Tannen, die in zusammenhängenden Waldungen nordöstlich noch über den 60.° hinaufreichen, aus Birken, die in zusammenhängenden Waldungen sich fast bis zum 71.° nördl. Br. erstrecken, und zum Teil aus Ellern und Weiden. Auch die Höhe über der Meeresfläche hat auf die Ausbreitung und Höhe der Bäume, natürlich im Verhältnis zur Entfernung vom Äquator und zum Klima, bedeutenden Einfluß. Auf den Andes finden sich noch bis 94 m unter der Schneelinie ansehnliche Bäume; bis 2825 m Höhe gedeihen noch Wachspalmen, mehrere Cinchonen und Eskallonien. Unter 30° nördl. Br., wo die Schneegrenze bei 4048–4080 m liegt, kommen auf dem Himalaja, nördlich von Indien, noch 3766 m hoch Baumgruppen vor, die aus Eichen und Fichten bestehen. Ebenso sind in Mexiko, unter 25–28° nördl. Br., die Gebirge bis 3766 m mit Fichten und bis 2825 m hoch mit mexikanischen Eichen bedeckt. Auf den Alpen des mittlern Europa hört der Holzwuchs bei einer Höhe von 1570 m, auf dem Riesengebirge bei 1193, auf dem Brocken bei 1005 m auf. Eichen und Tannen stehen auf den Pyrenäen noch bis zu einer Höhe von 1883 m; dagegen wächst die Fichte auf dem Sulitelma in Lappland, bei 68° nördl. Br., kaum in einer Höhe von 188, die Birke kaum in einer von 376 m. Vgl. Pflanzengeographie.

Über den wichtigen Einfluß, welchen die Bäume, zumal wo sie wälderbildend auftreten, auf klimatische Verhältnisse und Witterung ausüben, s. Wald. – Die Schäden, denen die Bäume ausgesetzt sind, bestehen in Windbruch, Windfall, Schneebruch, Blitzschlag, Frostschäden. Die verschiedenen Krankheiten, von denen sie befallen werden können, bezeichnet man als Brand, Krebs, Grind oder Schorf, Baumkrätze, Rost, Meltau, Rot- oder Kernfäule, Gelbsucht, Harzfluß, Gummifluß, Darrsucht, Wassersucht, Aufspringen der Rinde. Mißbildungen an Bäumen sind die Maserkröpfe, die Hexenbesen oder Wetterbüsche, die Gallen. Baumkultur zum Zweck der Gewinnung von Holz, Zweigen, Rinden, Laub, Blüten, Früchten, Samen oder einzelnen chemischen Bestandteilen (Terpentin, Zucker, Kautschuk, Balsame, Alkaloide etc.) bildet den Gegenstand der Forstwirtschaft, der Landschafts- und Nutzgärtnerei. Mit der Lehre von den Bäumen (Gehölzen), welche in einem bestimmten Land im Freien gedeihen, beschäftigt sich die Dendrologie, welcher Anpflanzungen von Bäumen in systematischer oder pflanzengeographischer Anordnung, die Arboreten, zu Beobachtungen und Versuchen dienen. Über alles dieses siehe die besondern Artikel.

Baum, an großen Maschinen starke, meist runde, cylinderförmige Hölzer, die sich entweder um ihre Achse drehen, oder auf irgend eine andre Art sich bewegen lassen, z. B. Wellbäume oder Wellen großer Räder, Tuch- und Zeugbäume, Brustbäume, Garn- oder Kettenbäume der Webstühle etc.

Baum, in der Marine ein etwas über Manneshöhe über dem Deck horizontal vom Mast aus nach hinten hangendes Rundholz, welches den Unterrand eines Gaffelsegels steif hält oder wenigstens sein Schott leichter zu regieren gestattet.

Baum, Johann Wilhelm, protest. Theolog, geb. 7. Dez. 1809 zu Flonheim in Rheinhessen, siedelte 1822 nach Straßburg über, wo er studierte und 1835 bis 1844 als Direktor des theologischen Studienstifts, bis 1847 als Pfarrer zu St. Thomas, seit 1839 als außerordentlicher und seit 1860 als ordentlicher Professor am protestantischen Seminar, seit 1872 auch an der neuen Universität thätig war. Er wirkte in ebenso ausgesprochen deutschem wie freiem Sinn; unter seinen Schriften sind die Biographien: „Franz Lambert von Avignon“ (Straßb. 1840), „Theodor Beza“ (Leipz. 1843–51, 2 Bde.), „Capito und Butzer“ (Elberf. 1860) hervorzuheben. Nach fünfjähriger Krankheit starb er 28. Nov. 1878. Sein Leben beschrieb seine Witwe (Brem. 1880).

Baumagame, s. v. w. Leguan.

Baumaloe, s. v. w. Agave americana (s. Agave).

Baumann, Alexander, Lustspieldichter, geb. 1814 zu Wien, war seit 1856 Archivsoffizial des österreichischen Reichsrats und starb 26. Dez. 1857 in Graz. Als Dichter hatte er sich zuerst durch Lieder und Romanzen in niederösterreichischer Mundart bekannt gemacht. Dann lieferte er eine Anzahl Lustspiele (zum Teil gesammelt in „Beiträge für das deutsche Theater“, Wien 1849), welche sich durch glücklich erfundene Situationen auszeichneten (z. B. „Die beiden Ärzte“, „Unnötige Intrigen“, „Liebschaftsbriefe“, „Er darf nicht fort“ etc.), und gab auch „Singspiele aus den österreichischen Bergen“ (das. 1850) heraus, darunter die beliebten Stücke: „Das Versprechen hinterm Herd“ u. „Der Freiherr als Wildschütz“, worin die Berliner Überbildung der österreichischen Gutmütigkeit entgegengesetzt wird. Spätere Veröffentlichungen von ihm sind: „Ehrenbuschn für d’österreicher Armee in Italien“ (2. Aufl., Wien 1854) und „Aus der Heimat. Gedichte in der österreichischen Volksmundart“ (Berl. 1857).

Baumannshöhle, vielbesuchte Höhle im Übergangskalkstein des Harzes, im braunschweigischen Fürstentum Blankenburg, am linken Ufer der Bode beim Hüttenort Rübeland. Der Eingang liegt 44 m über der Sohle des Bodethals; das Innere besteht aus sieben Hauptabteilungen (viele kleinere Nebenhöhlen ungerechnet) und ist reich mit festen, etwas durchscheinenden, außen rauchgrauen, aber im Bruch oft glänzend weißen Tropfsteingebilden geschmückt,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0509.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2023)
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